Umfrage Was halten Sie von den Plänen zur Wehrpflicht?

Wie geht es mit der Wehrpflicht weiter? Darüber wird aktuell politisch diskutiert.
Wie geht es mit der Wehrpflicht weiter? Darüber wird aktuell politisch diskutiert.

Verteidigungsminister Boris Pistorius will die Nachwuchsprobleme der Bundeswehr angehen. Während der eigentliche Dienst freiwillig bleibt, soll künftig ein Fragebogen verpflichtend sein, den die jungen Menschen ausfüllen müssen. Passanten in der Innenstadt haben wir gefragt, was sie von den Neuregelungen halten.

Yavuz Öztabaks Eltern stammen aus der Türkei, wo der Wehrdienst verpflichtend ist. Auch deshalb haben sie sich dazu entschieden, ihren Sohn in Deutschland zur Welt kommen zu lassen, wie Öztabak erzählt. Dass in Europa nur noch die neutralen Staaten Österreich und Schweiz, sowie einige osteuropäische Staaten die einer gefährlicheren geopolitischen Lage ausgesetzt sind, an der Wehrpflicht festhalten, findet er gut. „Ich bin sehr froh, dass der Wehrdienst in Deutschland freiwilliger Natur ist. Aber ich denke, im Falle einer Kriegssituation müsste ich aktuell dann doch militärischen Dienst leisten“, sagt er.

Yavuz Öztabak
Yavuz Öztabak

Mike Marz hat sich damals, in jungen Jahren, ausmustern lassen. „Ich war einfach nicht kampffähig – damals und heute, würde einen verpflichtenden Dienst für unser Land aber dennoch gut finden. Ich denke, die weltpolitische Situation derzeit eskaliert bald. Da muss auch Deutschland vorbereitet sein“, meint er. Die Ukraine sei nicht weit, sagt Marz, und Wladimir Putin unberechenbar. „Das macht mir Angst. Deshalb fände ich es gut, wenn unsere Bundeswehr wieder besser aufgestellt sein würde.“

Mike Marz
Mike Marz

Volker Rißmann hat 1972 für 18 Monate gedient, wie er erzählt. Damals sei er auch Mitglied im THW gewesen. Einen verpflichtenden Militärdienst hält er für sinnvoll. „Ich denke nicht, dass wir unserer Bundeswehr durch freiwillige Teilnahme gerecht werden. Den Bestand an Soldaten können wir damit nicht sichern. Sie machen auch andere Sachen, als mit dem Gewehr in den Krieg ziehen – denken wir nur an ihre Hilfe bei der Flutkatastrophe im Ahrtal“, sagt Rißmann.

Volker Rißmann
Volker Rißmann

Peter Peifer wiederum hat selbst 15 Monate gedient. Wie er erzählt, war er in jungen Jahren als Fernschreiber und Kraftfahrer bestellt. „Heutzutage ist das mit dem Wehrdienst sehr lasch. Vielen jungen Menschen würde es sehr gut tun, sich für die Bundeswehr zu verpflichten. Dort lernt man jede Menge. Ich wollte damals Medizin studieren, habe mich dann aber für BWL entschieden. Die Bundeswehr hat man einfach runtergewirtschaftet“, denkt er. Peifer findet auch nicht, dass sich Deutschland adäquat verteidigen könnte, würde es angegriffen. „Wenn heute eine Bombe in eine Kaserne fällt, weiß ein Soldat nicht, was er machen muss. Ich finde es schade, dass die Neuregelungen im Wehrdienst weiter auf freiwilliger Basis bleiben“, so Peifer weiter. Für ihn hat das Ganze mit einem generell moralischen Zerfall in der heutigen Gesellschaft zu tun.

Peter Peifer
Peter Peifer

Marcel Welne ist laut eigenen Aussagen ein großer Befürworter der Wehrpflicht – allerdings in abgespeckter Form. „Wenn ich damals die Chance gehabt hätte, der Bundeswehr beizutreten, hätte ich das sofort gemacht. Leider wurde ich ausgemustert“, erzählt er. Welne findet es gut, dass Frauen auf freiwilliger Basis ihrem Land dienen können. Wenn, dann sollte im Kriegsfall jeder sein Land verteidigen dürfen.

Marcel Welne
Marcel Welne

Karlheinz Leicher war 36 Jahre Soldat. „Nach meiner Ausbildung hatte ich die Wahl, ob ich zur Polizei oder zum Bund gehe. Den Schritt, dass ich schließlich zur Bundeswehr bin, habe ich nie bereut“, unterstreicht er. Als Soldat sei er in ganz Deutschland unterwegs gewesen, um Einsätze im Ausland sei er drumherum gekommen. Glücklicherweise, wie er meint. Leicher war als Soldat in der Logistik tätig und musste dort Sprit und Munition rationieren. Schon damals sei das schwierig gewesen, betont er. „Um Deutschland im Extremfall verteidigen zu können, braucht es Geld und Soldaten. Deshalb halte ich von Freiwilligkeiten nichts. Auch Frauen sollten sich auf Eignung für den Dienst prüfen lassen.“

Karlheinz Leicher
Karlheinz Leicher
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