Pirmasens Wie Phönix aus der Asche

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Bereits 1945 rief Oberbürgermeister Jakob Schunk die Bürger erfolgreich zu Spenden für den Wiederaufbau auf. In ihrer Vortragsreihe zum 70. Geburtstag der Volkshochschule Pirmasens widmete sich Heike Wittmer, Stadtarchivarin und Vorsitzende des Historischen Vereins, am Mittwoch dem Thema „1946 – Wiederaufbau in Pirmasens“ und da hauptsächlich der Baugeschichte.

Nach Kriegsende übernahmen zunächst die amerikanischen Befreier die Organisation des Alltags für die 14.445 Einwohner, wie klare Regeln, Einführung einer Registrierungskarte zum Bezug von Warenmarken, Müllabfuhr oder Zeiten des Strombezugs. Am 10. Juli 1945 wechselte die Verwaltung zur französischen Militärregierung. Sitz war die Rheinberger Villa in der Schachenstraße 21. Bereits im Juli 1945 richteten die Franzosen einen Beirat aus Bürgern der Stadt ein, um die Eigenverantwortlichkeit der Gemeinde zu stärken. Den Vorsitz hatte Oberbürgermeister Jakob Schunk. Eines der Hauptthemen war das Wohnungsproblem. Von 15.730 Wohnungen waren 26 Prozent total zerstört, 17,5 Prozent schwer, 39 Prozent leicht und nur 17,5 Prozent ohne Schäden; von 13.700 Wohnungen waren 9336 Wohnungen zerstört oder beschädigt. Im Jahre 1949 warteten noch 1500 Familien außerhalb von Pirmasens auf Wohnraum. Bereits am 28. September 1945 beriet der Beirat über einen Generalbebauungsplan auf der Grundlage einer Denkschrift des Architekten und Stadtbauingenieurs Erich Hermanns. Maßgeblichen Einfluss auf die Planung hatte auch Baurat Edgar Thomann. Die Stadtplanung sah vier große Verkehrsknotenpunkte vor: An der Parkbrauerei, am Exerzierplatz, am Schlossplatz und am Landauer Tor. Am Schlossplatz sollte eine neue Straße am Hang entlang, parallel zur Hauptstraße, zum Landauer Tor führen. Diese sehr teure Hangstraße wurde 1949 vom Stadtrat verworfen. Stattdessen beschloss er, die Schäfergasse, die noch auf der Höhe Lutherkirche endete, weiterzuführen und als dritte durchgängige Verkehrsstraße zu installieren. Außerdem waren etliche Grünflächen innerhalb der Stadt vorgesehen. Statt des zerstörten Kaiserschulhauses sollte auf dem Kirchberg eine neue Schule entstehen. Es entstanden Wohnblöcke und ein nüchterner und sachlicher Baustil nach amerikanischer Art. Bereits im Jahre 1945 begann man mit der Beseitigung der Kriegsschäden und der Trümmer. Die ersten Kosten von etwas über 120.000 Reichsmark für die Wiederherstellung von Kanalanlagen und öffentlicher Gebäude im Jahre 1945 erstattete die Provinzialregierung in Neustadt, jedoch keine weiteren Sanierungskosten. Insbesondere die Kosten für das sogenannte Ausländerlager, das heißt, die Sanierung der von den Amerikanern requirierten Heimstättensiedlung in der Kant-, Pestalozzistraße und Am Wasserturm, die 1947 in einem erbärmlichen Zustand zurückgegeben worden waren, wurden nicht erstattet. Bereits 1945 rief Oberbürgermeister Schunk die Bürger erfolgreich zu Spenden für den Wiederaufbau auf. Im Juli 1945 konnte die Volksschule mit vier Klassen wieder eröffnet werden. Anfang September 1947 nahm die Schuhfachschule ihren Betrieb wieder auf. 1949 waren von elf Schulhäusern fünf wieder hergerichtet; der Schulbetrieb erfolgte in zwei Schichten. Ab Juli 1945 erfolgten Verhandlungen mit der französischen Besatzungsmacht, um eine Volkshochschule einzurichten. Diese nahm ihre Arbeit bereits im August 1946 als eine der ersten in Rheinland-Pfalz auf. Erster Standort war in der Hohenzollernstraße 18, bis die Gesundheitsbehörde im Mai 1953 das Haus für eigene Zwecke kaufte. Die Volkshochschule zog um in die Gasstraße und schließlich 1963 ins Alte Rathaus, das im Jahre 1959 noch eine Ruine gewesen war. Um einen Raum für größere Veranstaltungen zu haben, beschloss der Stadtrat den Ausbau der Volkgartenhalle zu einem modernen Theater mit Gaststätte. Baubeginn war im November 1950, die Eröffnung am 18.12.1952. Finanziert wurde der Umbau unter anderem über den Verkauf von Bausteinen. Außerdem musste eine neue Straße gebaut werden als Zufahrt zum Volksgarten. Der Stadtrat kümmerte sich auch um den Ausbau der Messe Pirmasens. Im Oktober 1952 – die dritte Schuh- und Lederschau war für 1953 geplant – kritisierte der Verband der deutschen Schuhindustrie, für eine internationale Messe biete Pirmasens zu wenig Übernachtungsmöglichkeiten und kein angemessenes Nachtleben. Deshalb beschloss die Stadt den Bau des Hotels „Hans-Sachs-Hof“ mit 300 Betten. Der Pirmasenser Künstler Edgar Blum gestaltete den geflügelten Schuh als Messezeichen, um die Messe aufzuwerten. Die Messe war gerettet. Im Jahre 1961 hatte die Stadt wieder ein Gesicht, auch wenn die Häuser zum Teil noch nicht hochgebaut waren. Mit einer Bilderfolge zum Wiederaufbau zeigte die Stadtarchivarin Einzelheiten der Wiederauferstehung der Stadt. (arck)

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