Leute im Landkreis 21 Jahre Schulleiter: Jürgen Kelleter verlässt die Domholzschule

Jürgen Kelleter geht nach 21 Jahren an der Domholzschule Limburgerhof zum Ferienbeginn in den Ruhestand.
Jürgen Kelleter geht nach 21 Jahren an der Domholzschule Limburgerhof zum Ferienbeginn in den Ruhestand.

21 Jahre lang hat Jürgen Kelleter die Domholzschule in Limburgerhof geleitet. Sie wurde 2006 dank seiner Fürsprache zur Ganztagsschule. Den Ruhestand hat der passionierte Lehrer um ein Jahr hinausgezögert. Doch mit dem Beginn der Sommerferien ist nun Schluss. Leicht fällt dem Wahl-Ludwigshafener das nicht.

Der Weg an die Domholzschule in Limburgerhof führte für Jürgen Kelleter nicht nur geografisch über Umwege. Denn als der gebürtige Aachener 1988 nach dem Referendariat in Krefeld sein Zweites Staatsexamen abgeschlossen hatte, herrschte in Nordrhein-Westfalen ein Einstellungsstopp für Lehrer. „Ich habe dann ein Jahr lang als Nachtportier in einem Hotel in Krefeld gearbeitet, um Geld zu verdienen“, erinnert sich der 66-Jährige.

Tatsächlich half ihm dieser Übergangsjob, in seinem Traumberuf arbeiten zu können. Denn damals hielt die FDP einen Parteitag in diesem Hotel ab. Mit dabei Jürgen Möllemann, der damals Bundesbildungsminister war. Jürgen Kelleter nutzte die Gelegenheit und sprach den Minister einfach an. „Ich habe ihn auf meine Situation aufmerksam gemacht“, berichtet er. Und Möllemann habe ihn nicht nur angehört, sondern auch versprochen, sich für ihn einzusetzen.

Möllemann hilft

Das habe der Liberale auch getan und bei den Bildungsministern der Länder angefragt, erzählt Kelleter. Nach einem weiteren Jahr, in dem er als Erzieher in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Viersen arbeitete, trat er schließlich eine Stelle als Lehrer in Hamburg an. Der Umzug in den Norden sei ihm nicht schwer gefallen, sagt der Aachener. Durch seine Zeit als aktiver Handballer habe er schon Beziehungen nach Hamburg gehabt. Schwer sei jedoch der Anfang an der Grund-, Haupt- und Realschule gewesen, wo er im Hauptschulzweig eingesetzt worden sei. „Ich musste als Zehnkämpfer unterrichten, also alle Fächer. Das war schon heftig“, erinnert er sich.

Auch die Schüler seien nicht einfach gewesen, aber es habe ihm geholfen, dass er aus dem Sportbereich komme und schon als Jugendlicher selbst Handball-Mannschaften trainiert habe. „Es hat etwa ein halbes Jahr gedauert, dann waren wir Freunde“, sagt er schmunzelnd. Mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, sieht der Pädagoge als seine Berufung, und die habe er schon sehr früh erkannt. Die Fächerkombination Sport und Musik, die er an der Pädagogischen Hochschule in Aachen studiert hat, ergab sich aus seinen Interessen. Neben dem Handball widmete er sich in seiner Freizeit dem Schlagzeug- und Klavierspielen. „Ich habe meine Talente an meinen Sohn weitergegeben“, sagt der 66-Jährige. Der Abiturient habe eine eigene Band und spiele ebenfalls Schlagzeug. Auch seine Tochter sei sehr musikalisch, fügt er hinzu.

In Hamburg wechselte Kelleter nach sieben Jahren an der Hauptschule an die benachbarte Grundschule, nachdem dort die Stelle des Schulleiters frei geworden war. Bis 2003 blieb er dort, doch dann ging es in die Pfalz. „Ich habe in Hamburg meine Frau kennengelernt. Sie kommt aus Ludwigshafen“, erklärt der Pädagoge seinen Umzug. Mit dem Kinderwunsch sei auch der Wunsch dagewesen, näher bei den Großeltern zu wohnen.

So übernahm er vor 21 Jahren die Leitung der Domholzschule in Limburgerhof und wurde zum Fürsprecher ihrer Umwandlung in eine Ganztagsschule. „Dass ich die Ganztagsschule an die Domholzschule geholt habe, ist sicherlich ein Erfolg“, sagt er rückblickend. Jedes Jahr seien es mehr Schüler geworden, die auch am Nachmittagsangebot teilnahmen. Zuletzt waren es 240 Jungen und Mädchen. „Im nächsten Schuljahr werden es 280 sein“, sagt der scheidende Schulleiter.

Vom Konzept überzeugt

Noch immer ist er von dem Konzept überzeugt: „Man erlebt die Kinder ganz anders und kann auch ganz anders auf sie eingehen.“ Man merkt ihm an, dass er mit dem Herzen an seiner Schule hängt. Gefragt nach besonderen Höhepunkten seiner Zeit in Limburgerhof, fällt ihm als erstes das Lehren an sich ein: „Der Unterricht mit den Kindern war ein permanentes Highlight.“ Aber auch beim Personal habe er „ein glückliches Händchen“ gehabt. „Ich habe tolle Leute hier“, schwärmt Jürgen Kelleter. Das bezieht sich auch auf seine Nachfolgerin Birgit Meyer, die sogar schon vor ihm an der Schule war.

An Höhepunkte erinnern

Gern erinnert er sich an besondere Ereignisse zurück. Den Zirkus etwa, der drei Mal an der Schule war. Oder auch die Teilnahme am Chor-Konzert-Projekt 6K United. „Das war gigantisch“, schwärmt der Musiklehrer. Selbst schwere gesundheitliche Probleme konnten ihn nie lange von seiner Schule fernhalten. „Das war neben der Familie meine Genesungsoase“, sagt der 66-Jährige.

Natürlich war auch für Jürgen Kelleter die Zeit als Schulleiter nicht immer ein Vergnügen. Vorwürfe oder Konflikte haben ihm durchaus zu schaffen gemacht. „Ich bin vom Sternzeichen Fisch. Ich gehöre zu denen, die schnell persönlich bedrückt sind, wenn sie Kritik bekommen“, gibt er zu. Vor allem ein Elternbeirat habe ihm ein Jahr lang Probleme bereitet. Generell sei die Elternschaft während seiner Berufszeit deutlich anspruchsvoller geworden, hat der Wahl-Ludwigshafener festgestellt.

Das Loslassen fällt ihm schwer, doch nun freut er sich auf mehr Zeit mit seiner Familie und vielleicht auch die eine oder andere Reise außerhalb der Schulferien. Seinen Kollegen und Schülern wünscht er zum Abschied vor allem eins: „Bleibt alle so, wie ihr seid, denkt positiv und entwickelt die Schule weiter!“

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