Rhein-Pfalz Kreis Altlast wird zum Vorzeigeobjekt

Umgebaut: der ehemalige Hochbunker, in dem jetzt das Stadtarchiv untergebracht ist.
Umgebaut: der ehemalige Hochbunker, in dem jetzt das Stadtarchiv untergebracht ist.

Das neue Mannheimer Stadtarchiv Marchivum in einem ehemaligen Hochbunker am Rand der Mannheimer Neckarstadt-West wird heute mit einem Festakt eröffnet. Beim Tag der Offenen Tür ist morgen die Bevölkerung eingeladen, sich ein umfassendes Bild zu machen.

Bei einem Rundgang vorab konnten sich Vertreter der Presse schon mal einen Eindruck verschaffen. Bereits bei der Anfahrt über die Jungbuschbrücke bietet der ehemalige Bunker ein stark verändertes Bild. Auf den hell gestrichenen massiven Würfelbau wurden zwei weitere Stockwerke aus Stahl und Glas aufgesetzt. Entsprechend lichtdurchflutet sind die Büros der Mitarbeiter. Im obersten Geschoss befinden sich die Publikumsräume wie der Lesesaal und ein großer Raum für Veranstaltungen. Von hier hat man einen beeindruckenden Panoramablick über die Dächer von Mannheim und den Hafen bis hinüber in die Pfalz. „Am 17. März 1606 war der Tag der Mannheimer Stadtgründung. Am 17. März sollte deshalb auch das neue Marchivum eröffnen. Dieser Zeitplan wurde eingehalten“, verwies Kulturbürgermeister Michael Grötsch (CDU) auf die kurze Umbauzeit von zwei Jahren. Mit knapp 20 Millionen Euro sei zudem auch der Kostenrahmen nahezu eingehalten worden, sagte Grötsch und bedankte sich beim Bauherrn, der städtischen Wohnungsgesellschaft GBG und dem Mannheimer Architekturbüro Schmucker als Ideengeber des Umbaus. „Das Marchivum steht auf drei Säulen: den Archiv-Sammlungen, dem Service für Forschung und Bildung sowie den neuen Ausstellungsbereichen zur Stadtgeschichte und zur NS-Zeit“, erläuterte Grötsch. Die beiden Ausstellungen im Erd- und ersten Obergeschoss sollen 2019 eröffnet werden. In diesem Teil des ehemaligen Bunkers sind noch Original-Fliesenböden und raue Betonwände sichtbar, die ein wenig von der einstigen Bunkeratmosphäre erahnen lassen. „Wir wollen alle Altersgruppen für einen Besuch der Ausstellungen ansprechen, vor allem junge Menschen und Schüler. Gerade angesichts rechter Tendenzen ist die Erinnerung an die Vergangenheit wichtig“, betonte Grötsch. Die drei folgenden Obergeschosse sind zum Magazin ausgebaut worden und bieten Platz für fast 20 Regalkilometer Archivmaterial, wie Marchivum-Leiter Professor Ulrich Nieß erläuterte. „Das wird für die nächsten Jahrzehnte reichen“, zeigte er sich sicher. Der Umzug aus dem Collini-Center, wo das Stadtarchiv bislang beheimatet war, mit 13 Regalkilometer Archivgut, verpackt in mehr als 100.000 Kartons, sei in nur drei Monaten geglückt, betonte Nieß. Dass eine Stadt einen Bunker, eine Altlast sozusagen, zu etwas Neuem mache, sei ein Novum. Mannheim könne hier auch Vorbild für andere Archive und Städte sein, sagte der Leiter des Stadtarchivs. Beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung sah man das wohl genauso, weshalb das Mannheimer Projekt auch mit über 6,6 Millionen Euro bezuschusst worden ist. Zum Tag der offenen Tür am morgigen Sonntag sind alle Räume des Marchivums geöffnet. Mit Kurzpräsentationen und Demonstrationen erhalten die Besucher zudem Einblicke in die Arbeit des Archivs oder können im Lesesaal im Ratsprotokoll zur Kurfürstenzeit blättern. Gezeigt wird auch eine Ausstellung über den Umbau und die Geschichte des Bunkers. Zeitzeugen kommen per Video zu Wort, ein historischer Film zeigt den Auszug von Bunkerbewohnern 1959. Wegen der immensen Kriegszerstörungen diente der Bunker als Notunterkunft. Termin Tag der offenen Tür im Marchivum, Archivplatz 1, Mannheim, Neckarstadt-West, morgen, 11 bis 20 Uhr.

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