Rhein-Pfalz Kreis App-solut nix los

Angaben der Internetseite Statista zufolge bietet Googles Play Store fast 1,5 Millionen Apps für alle Lebenslagen an. Apps, das sind jene mehr oder minder nützlichen kleinen Anwendungen, mit denen Smartphone-Menschen hoffen, ihr Leben meistern zu können. Sollte so ein Leben im Wesentlichen aus Essen und Trinken bestehen, kommt ein Nutzer mit dem App-Angebot für unsere Region hin. Will er mehr, wird’s schwer. Eine kurze Zeitreise in eine Epoche, als es noch Testbild und Sendeschluss im Fernsehen gab: Wollte man reisen, kaufte man die Fahrkarten am Bahnhof oder buchte Tickets im Reisebüro, die Unterkunft per Telefon, und Informationen zum Zielgebiet lieferte ein Reiseführer – ein Buch. Und wollte man per Telefon eine Wettervorhersage bekommen, musste man eine Servicenummer der deutschen Post anrufen, mit Wählscheibentelefon. Das mag dem jugendlichen Homo smartphoniensis steinzeitlich vorkommen, denn will er, sagen wir mal nach Berlin fahren, tütet er die gesamte Reisevorbereitung inklusive touristischem Pflichtprogramm mit seinem Mobiltelefon ein. Kein Wunder, denn der Minicomputer in seiner ausgebeulten Hosentasche oder ihrer Großraumhandtasche hat mehr Rechenleistung als die Apollo bei der ersten Mondlandung. Doch Reisender, kommst du in den Landkreis Bad Dürkheim, verlass dich nicht auf Apps aus dem Play Store. Denn was würdest du über das Bad Dürkheimer Wahrzeichen, die Saline erfahren? Über die Klosterruine Limburg oder die Wachtenburg? Was über so beliebte Ausflugsziele wie die Römervilla oder den Bismarckturm? Über das Naturkunde- oder irgendein anderes Museum in unserer Region? Nichts. Nun gut, du wirst nicht verhungern oder verdursten, denn über einen Großbäcker samt Filialen, ein Weingut und ein paar wenige Gastbetriebe kannst du dich per App doch sehr ausführlich informieren. Eher von begrenztem Interesse wären der Vertretungsplan des Werner-Heisenberg-Gymnasiums, und, falls du weiblich bist, hält dich ein Fitnessstudio für Frauen über sein Angebot auf dem Laufenden. Touristische Überblicksangebote wie in Landau oder Neustadt sind jedoch Fehlanzeige. Sollten die hiesigen Tourist-Informationen etwa zu überlastet sein, um sich in der digitalen Welt bemerkbar zu machen? Oder scheitert es an den Kosten? Das könnte entweder zu kurz oder weit genug gedacht sein. Denn Gruppen von jungen Menschen, die über ihr Smartphone gebeugt durch Mandelalleen stapfen, und dabei Whats-app checken, sind nicht der Wunschgast schlechthin. Die App-Reise durch den Landkreis Bad Dürkheim führt unvermeidlich – außer bei der Suche nach Friedelsheim und Weisenheim – immer wieder zu einer Anwendung: zu Oliver Hummels Kalender der Pfälzer Weinfeste 2015. In Listenform oder als Landkarte mit anklickbaren Weinflaschen als Markierung geht so keine Gelegenheit zum Schorletrinken verloren. Grafiker aus Grünstadt und Fotografen aus Dackenheim sollen mit ihren Apps nicht unerwähnt bleiben. Stutzig hinterließ den Autor jedoch das Play-Store-Resultat zur Suche nach Weisenheim. Einziger Treffer war hier die App „Stupid Jokes“. Wenn nun aber schon das Weinfest in der digitalen Welt der Anziehungspunkt an der Pfälzer Weinstraße ist, dann wünscht man sich doch auch für Pfälzer eine praktische Lösung: Ab sofort nie mehr in langen Schlangen anstehen, sondern Schorle bestellen und bezahlen auf dem Wurstmarkt per App. Das Trinken erledigen wir dann analog.

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