Rhein-Pfalz Kreis CDU zieht sich in zwei Dörfern aus Wahlkampf zurück

Stimmzettel ohne CDU-Kandidaten, das droht in Groß- und Kleinniedesheim im Mai.
Stimmzettel ohne CDU-Kandidaten, das droht in Groß- und Kleinniedesheim im Mai.

In zwei Dörfern der Verbandsgemeinde Lambsheim-Heßheim ist die Christlich Demokratische Union Deutschlands so schwach besetzt, dass die Ortsverbände für die Ortsgemeinderatswahlen keine Kandidatenliste aufstellen können. Weder in Groß- noch in Kleinniedesheim finden sich genügend ortsansässige Parteimitglieder, die fünf Jahre lang die Dorfpolitik mitgestalten wollen.

In Großniedesheim haben die lediglich zehn Mitglieder des CDU-Ortsverbands ihren Rückzug schon mit einer Art Flugblatt angekündigt. Vorsitzender Richard Puppe und sein Stellvertreter Jürgen Lüddecke – sie besetzen die beiden Sitze im Gemeinderat – äußern am Ende ihres Briefs zwar die Hoffnung, dass sich noch Freiwillige finden, aber optimistisch klingt das nicht. „Unser Durchschnittsalter ist 60“, sagt Lüddecke, „und es ist uns einfach nicht gelungen, jüngere Mitglieder zu bekommen.“ Das sei auch der Grund, warum sich die CDU nicht mehr am Weihnachts- und Ostermarkt sowie an der Kerwe beteilige. Dabei sei in Großniedesheim „durchaus Potenzial vorhanden“, sagt Lüddecke und meint damit zum Beispiel das Wahlergebnis der CDU bei der Landtagswahl 2016. Damals gaben 30,2 Prozent der Großniedesheimer Wähler der Partei ihre Stimme. Jedoch: Auf kommunaler Ebene hatten die Christdemokraten zwei Jahre zuvor eine große Schlappe erlitten. Sie verloren bei der Gemeinderatswahl einen Sitz und fielen von 20,5 auf 9,6 Prozent der Stimmen. Schon wenige Monate nach der Wahl 2014 legte Hans Dieter Meißner sein Mandat nieder, vor zwei Jahren gab er zudem sein Amt als Vorsitzender des Ortsverbands an Richard Puppe ab. Dieser kann aus beruflichen Gründen oft nicht an den Sitzungen teilnehmen, sodass sich Jürgen Lüddecke seit Jahren quasi „als Einzelkämpfer“ empfindet. Lüddecke verweist auf die 16 Ratsmandate. Genauso viele Namen sollten eigentlich auf der Kandidatenliste für den 26. Mai stehen. Auch wenn es möglich ist, Personen mehrfach aufzuführen, und auch wenn jemand ohne Parteizugehörigkeit auf der CDU-Liste stehen kann: Lüddecke sieht momentan keine Anzeichen dafür, dass mehr als zwei Kandidaten zur Verfügung stehen. „Und einen Bewerber auf acht Plätzen stehen zu haben, ergibt nun wirklich keinen Sinn.“ Der Ortsverband selbst, das betont der Großniedesheimer, werde aber bestehen bleiben. Ortsbürgermeister Michael Walther von der SPD, die im Rat mit ihren zehn Sitzen die absolute Mehrheit hat – die FWG hat vier Mandate – bedauert den Verlust einer Fraktion. Denn: „Opposition ist wichtig. Und es ist oft besser, einen guten Feind zu haben als einen schlechten Freund.“ Wobei er nicht sagen wolle, dass SPD und CDU im Rat verfeindet seien. „Fast 100 Prozent unserer Beschlüsse waren einstimmig“, betont Walther. So argumentiert auch immer wieder der Bürgermeister von Kleinniedesheim, der den Freien Wählern angehört, die dort ebenfalls die absolute Ratsmehrheit haben. Dennoch lässt der örtliche CDU-Chef Rolf Bernd durchblicken, dass die FWG-Dominanz die Motivation von CDU-Ratsmitgliedern nicht gerade gefördert habe. 28,6 Prozent der Stimmen und drei Ratssitze bekam die Union im Mai 2014. Von den gewählten „Abgeordneten“ – Rolf Bernd, Markus Meister und Markus Lichti – ist heute niemand mehr dabei, ihre Sitze wurden nach und nach von denen besetzt, die bei der Wahl auf den Plätzen vier bis sechs gelandet waren. Für die kommende fünfjährige Wahlperiode in dem zwölfköpfigen Gremium gebe es einfach nicht mehr genug Kandidaten, sagt Rolf Bernd. Bei der Wahl zum rheinland-pfälzischen Landtag 2016 konnte die CDU in Kleinniedesheim 29 Prozent der Stimmen holen. Der Bürgermeister von Großniedesheim glaubt, dass das, was der CDU in den beiden Dörfern trotz ihres Volksparteienstatus passiert ist, in Zukunft auch anderen örtlichen Parteiverbänden blühen wird. „Die Zeiten, in denen die Parteien personell aus dem Vollen schöpfen konnten, sind vorbei“, sagt er. „Aber das trifft auch andere Vereine. In absehbarer Zukunft wird es für alle schwerer.“

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