Dudenhofen Crowdfunding-Aktion: Fahrräder statt Müll für Nigeria

Will Fahrräder in seinem Heimatland Nigeria populärer machen: Olumide Oladoyin aus Dudenhofen.
Will Fahrräder in seinem Heimatland Nigeria populärer machen: Olumide Oladoyin aus Dudenhofen.

Die Umweltverschmutzung in seinem Herkunftsland Nigeria ist Olumide Oladoyin aus Dudenhofen ein Dorn im Auge. Er sucht daher Unterstützerfür ein Crowdfunding-Projekt, das zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen soll.

Man stelle sich folgende Szene vor: Jemand schlendert über die Speyerer Maximilianstraße, löffelt ein Eis und lässt dann den leeren Becher einfach auf den Boden fallen. Die meisten Passanten wären wohl sehr verärgert, einige würden sicherlich auch etwas sagen. In Ländern wie Nigeria ist so ein Verhalten noch heute nicht mal ein Stirnrunzeln wert. „Jeder legt seinen Verpackungsmüll dort ab, wo es ihm gerade passt. Die Städte dort versinken in Plastik“, sagt der Dudenhofener Olumide Oladoyin (40) über seine alte Heimat.

Der Kunststoff schadet Pflanzen, Tieren und Menschen. In Nigeria ist der katastrophale Umgang mit Abfällen laut Unicef der Hauptgrund für 60 Prozent der Malaria-Fälle. Hinzu kommt noch ein zweites großes Problem, das die Umwelt stark belastet: Kraftstoff ist in afrikanischen Ländern günstig, er kostet aktuell umgerechnet etwa 50 Cent pro Liter. Deswegen bewegen sich die Menschen mit Mofas, Taxis oder im eigenen Auto fort, viele nutzen auch Busse mit veralteter Emissionstechnologie.

Olumide Oladoyin hat eine Vision: Er möchte, das Fahrrad in Nigeria populär machen und gleichzeitig das Müllproblem verkleinern. „Es müsste so sein, wie ich es hier in Deutschland erlebe. Für kurze Strecken wird ganz selbstverständlich das Rad genommen“, sagt der studierte Mikrobiologe. Für sein Pilotprojekt hat er sich den Campus einer Universität mit etwa 40.000 Hochschülern ausgesucht. Auf einer geschlossenen Fläche von 1100 Hektar – das entspricht in etwa der Größe seines Wohnorts Dudenhofen – kann er testen, wie die Idee ankommt. „Nur die wenigsten Studierenden können sich ein eigenes Fahrrad leisten, dabei wäre es das optimale Fortbewegungsmittel. Ein Campus ist gut erschlossen und sehr verkehrssicher“, sagt er. „Als Anreiz habe ich mir überlegt, dass es für eine bestimmte Menge an eingesammeltem Müll ein Rad kostenlos gibt. Damit gehe ich zwei Probleme auf einmal an.“

Auf dem Gelände wird es eine Annahmestelle geben, zu der jeder seine gut gefüllten Säcke bringen kann. Die Menge wird vermerkt und wer 84 Kilogramm erreicht hat, bekommt ein Fahrrad im Wert von 250 Euro. Zum Vergleich: 84 Kilogramm ist ungefähr die Menge Plastikmüll, die hierzulande in einem durchschnittlichen Zweipersonenhaushalt pro Jahr anfällt. Der Abfall soll dann fachgerecht weiterverarbeitet und zum Beispiel in Form von Pallets exportiert werden. Das Crowdfunding-Projekt „Bike Revolution“ der Firma TIAB Cycle Limited befindet sich aktuell in der Finanzierungsphase und braucht noch viel Unterstützung. Bei 6000 Euro kann es umgesetzt werden.

Fahrradtouren in der Pfalz

Der Firmengründer ist hoch motiviert, verteilt Flyer zur Information und sucht das Gespräch mit Menschen auf der Straße. „Die Pfälzer sind sehr offen und man merkt, dass ihnen das Thema Umweltschutz am Herzen liegt“, freut sich der vierfache Familienvater. Mit seinen zwei bis elf Jahre alten Söhnen und Ehefrau Damilola unternimmt er regelmäßig Fahrradtouren in der näheren Umgebung. Die beiden jüngsten sitzen noch am Anhänger. „Hier zu fahren ist ein Traum“, sagt der Dudenhofener. „Nur die Radwege und Straßen sind an einigen Stellen ziemlich eng, da muss man ganz schön aufpassen.“ Olumide Oladoyin wünscht sich, dass die Menschen in seinem Heimatland endlich aufwachen und die Erde wertschätzen: „Wenn nur einer von den 40.000 Studenten anfängt, seinen Müll richtig zu entsorgen, sind es 40.000 minus eins. Das ist doch schon mal ein kleiner Erfolg“, findet er.

Im Netz

Informationen zum Crowdfunding-Projekt, das noch bis zum 31. Mai läuft, gibt es unter www.startnext.com/bike-revolution-to-end-plastic

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