Rhein-Pfalz Kreis Das „Lutherspiel“

Aufführung des Lutherspiels 1883: In dieser Szene steht der Reformator (August Bassermann) vor dem Reichstag.
Aufführung des Lutherspiels 1883: In dieser Szene steht der Reformator (August Bassermann) vor dem Reichstag.

Das Jubiläum 500 Jahre Reformation liegt hinter, 500 Jahre Reichstag zu Worms 2021 vor uns. Gefeiert wurde in der Vergangenheit etwa Martin Luthers 400. Geburtstag 1883 – und zwar mit dem „Lutherspiel“ von Hans Herrig. Über die Zeit, das Stück, seine Botschaft und die Person des Autors referiert Gabriele Stüber vom Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz auf Einladung des Wormser Altertumsvereins am morgigen Freitag in Worms.

Hans Herrig, geboren 1846, war Journalist und Schriftsteller, Zeitgenosse Richard Wagners, mit dem er korrespondierte, und laut Gabriele Stüber „sehr vaterländisch eingestellt“. Ein Freund zeitgenössischer Operetten war er nicht, seine Stücke wie auch das „Lutherspiel“ schrieb er für eine Volksbühne mit Laiendarstellern. Lediglich die Hauptrolle (Luther) sollte ein Schauspieler übernehmen. Eigens für Worms sei das über zweistündige Spiel entstanden, das in der Dreifaltigkeitskirche am Marktplatz aufgeführt wurde. „Eine Wiederholung gab es nicht“, sagt Stüber. Ein erstes städtisches Volkstheater und Festhaus entstand erst 1889. Gabriele Stüber erinnert an die Zeit: Deutschland war vereint unter einem protestantischen Hohenzollern, nach Kriegen herrschte Frieden, die industrielle Revolution hatte soziale Unruhen gebracht. Die Menschen waren entwurzelt, teils der Kirche fremd. Nun sollte die Rückbesinnung auf die Aufbruchsstimmung der Reformation der protestantischen Identität eine neue Dynamik verleihen. Etwa mit einem Theaterspiel. Kritiklos werde darin Luther als deutscher Glaubensheld gefeiert, werden in seiner Person die Tugenden des braven, gehorsamen Untertan vermittelt. Herrigs Lutherspiel war im Gegensatz zu vielen anderen Stücken dennoch über 40 Jahre erfolgreich. „Die letzte Aufführung war 1926 in Koblenz“, sagt Stüber, die die Darstellung Luthers und der Reformation in diesem Zeitraum erforschen will. Termin Freitag, 19.30 Uhr, Worms, Tagungszentrum, Bildervortrag mit Zitaten: „Das Lutherspiel von Hans Herrig 1883“, Gabriele Stüber, Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz, Speyer.

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