Rhein-Pfalz Kreis Der Rekord-Bürgermeister

Otto Reiland vor der Verbandsgemeindeverwaltung in Waldsee: Auf den Bau des Rathauses im Jahr 1993 ist der Waldseer noch heute s
Otto Reiland vor der Verbandsgemeindeverwaltung in Waldsee: Auf den Bau des Rathauses im Jahr 1993 ist der Waldseer noch heute stolz.

«WALDSEE.»36 Jahre lang hat Otto Reiland (CDU) die Geschicke der Verbandsgemeinde geleitet, die letzten 20 Jahre war er zudem Ortsbürgermeister von Waldsee. Eine Zeit, in der vieles passiert ist, Dinge auf den Weg gebracht wurden, die heute für alle selbstverständlich sind, aber damals große Projekte waren. Paradebeispiel ist die Abwasserentsorgung. Zu Beginn seiner Amtszeit als Bürgermeister der alten Verbandsgemeinde mit Otterstadt und Waldsee gab es zwei überlastete Kläranlagen. Letztlich kam ein Deal mit der Stadt Speyer zustande, auf den Reiland heute noch stolz ist. An die Druckleitung, die von Waldsee und Otterstadt dann über das Binsfeld an die Speyerer Kläranlage gelegt wurde, konnten nun auch die Häuser dort und das Hotel angeschlossen werden. Finanziert wurde das mit einem zinslosen Darlehen über 33 Jahre. „Deswegen sind die Abwasserpreise in Waldsee und Otterstadt so niedrig“, erklärt Reiland. Stolz ist Reiland auch auf den 1993 erfolgten Bau des neuen Rathauses für die Verbandsgemeindeverwaltung. Das sei damals weitsichtig und solide geplant gewesen. Die Situation bei den Sporthallen sei einzigartig: „Wo findet man sonst ein Dorf in unserer Größe mit drei Sporthallen?“, fragt Reiland. Einer der Höhepunkte in Reilands Amtszeit als Ortsbürgermeister war der Kauf des ehemaligen Wasgau-Gebäudes. Dabei habe er den Kaufpreis von 1,2 Millionen auf 800.000 Euro heruntergehandelt. Inzwischen gibt es dort zwölf Wohnungen und eine Fläche von 350 Quadratmetern, auf der die Kleiderkammer untergebracht ist. Ein weiterer Meilenstein sei der Bau eines Seniorenheims in Waldsee gewesen. Ewiges Thema ist der Verkehr. Nach und nach sind Teile der Ortsumgehung fertiggestellt worden, und nun zeichnet sich ab, dass auch das letzte Stück gebaut werden kann. Darüber freut sich Reiland ganz besonders. „Diese Entwicklungen mitzugestalten, das hat mir als Bürgermeister am meisten Spaß gemacht“, erzählt er. Die Liste, die er noch aufzählen könnte, wäre lang. Doch egal wie weit es zurück liegt, Reiland hat die Fakten und Daten im Gedächtnis. Sollte er doch einmal das ein oder andere Detail nicht parat haben, geht er an seinen Schrank und zieht ohne viel zu suchen den richtigen Ordner heraus. Auf die Frage, was ihm mehr Spaß gemacht habe, Ortsbürgermeister oder Verbandsbürgermeister zu sein, muss Reiland nicht lange überlegen: „Ganz klar Ortsbürgermeister“, sagt er. Als Verbandsbürgermeister habe man ja kaum noch Themen, abgesehen von Abwasser und Feuerwehr. Und da sei in der Vergangenheit ja schon fast alles auf den Weg gebracht worden. „Verbandsbürgermeister ist eher ein Verwaltungsjob mit wenig kommunaler Zuständigkeit. Als Ortsbürgermeister könne man vieles gestalten.“ Über die Ortsgrenzen hinaus ist Otto Reiland bekannt dafür, gut mit Geld umgehen zu können. Manchmal nervt es ihn aber schon, immer als Sparfuchs bezeichnet zu werden. „Ich habe mich auch als Bürgermeister so verhalten, wie ich es als Privatmann täte. Ich hab’ mir immer überlegt, wie ich es machen würde, wenn es mein eigenes Geld wäre“, sagt er. „Schulden machen ist nicht meine Art. Man muss mit den vorhandenen Mitteln auskommen.“ Seine Devise: Mit Personal zurückhaltend sein und gut überlegen, wie man Sachen angeht. Otto Reiland war mit Leib und Seele Bürgermeister, doch nun macht er einen radikalen Schnitt. Er hört nicht nur als Bürgermeister auf, sondern lässt auch alle anderen Ämter auslaufen. Er wird dann nicht mehr Verbandsvorsteher des Zweckverbands für Wasserversorgung Pfälzische Mittelrheingruppe sein, was er seit 1994 war. Er kandidiert nicht mehr für den Kreistag, wo er seit 1999 stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender ist. Und er tritt weder für den Orts- noch für den Verbandsgemeinderat an. Er wolle nicht der alte Besserwisser sein und sich auch nicht einmischen, sagt er. Wenn er aber um seine Meinung gefragt werde, werde er die sagen. Das Treffen mit den Kollegen und Gremien werde er vermissen, denkt er. „Sicher nicht vermissen werde ich die Zeit, die ich in Sitzungen verbringen muss, in denen dahergeschwätzt wird, nur dass was geschwätzt worden ist. Und das summiert sich in einer so langen Amtszeit.“ Angst vor Langeweile im Ruhestand hat er nicht. Er habe einen Stapel Bücher zu Hause, und auch die Vorstellung, einfach mal die Füße hoch zu legen und zu lesen, gefällt ihm. Zudem habe er drei Enkelkinder und lasse sich gerne als Opa einspannen. „Ansonsten mache ich ab September das, was Millionen andere Rentner auch tun: einfach Rentner sein und mittwochs in den Pfälzerwald gehen, wenn die Ärzte zu haben.“ Doch Arztsprechstunden waren bislang kaum ein Thema: Keine einzige Ausschuss- oder Ratssitzung habe er krankheitsbedingt versäumt.

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