Rhein-Pfalz Kreis Der Traum der „bunten Frau“

Schifferstadt/Düsseldorf. Für Ramona Flohr könnte heute ein Traum in Erfüllung gehen: Bei den Deutschen Make-up-Meisterschaften kämpft die 40-Jährige in Düsseldorf um den Titel. Mit ihrer Umsetzung des Themas „Special Event“ hatte die Schifferstadterin im Vorfeld die Jury überzeugt und es ins Finale der besten zehn Make-up-Künstler geschafft, die heute auf der Messe „Beauty“ ihr Können unter Beweis stellen dürfen.

Schlicht, aber dennoch ausdrucksstark sollte das Make-up sein, das es in der Bewerbung zu entwerfen galt. „Es sollte die natürliche Schönheit unterstreichen“, berichtet Flohr, für die allein schon die Finalteilnahme an der renommiertesten Meisterschaft, für die sich jährlich etwa 200 Make-up-Profis bewerben, ein voller Erfolg ist. „Ich habe drei Jahre lang gekämpft, um bei der Königsklasse dabei sein zu können“, sagt die Schifferstadterin freudestrahlend und ergänzt: „Als ich die Zusage bekam, bin ich jubelnd durchs Haus gesprungen.“ Dass sie unter Wettkampfbedingungen hochkonzentriert arbeiten kann, hat Flohr schon dreimal in Folge bei Meisterschaften in München gezeigt. Das Gefühl, unter Zeitdruck zu arbeiten, kennt die zweifache Mutter bestens und lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Das sind gute Voraussetzungen für ihren heutigen Auftritt vor der Jury, bei dem sie 30 Minuten Zeit hat, um ihr Model so zu schminken, wie sie es in ihrer Bewerbungsmappe ausgearbeitet hat. „Der Nudelook ist gerade sehr angesagt. Wichtig ist, dass das Make-up erfrischend aussieht und nicht angemalt wirkt. So könnte man das zum Beispiel auf einem Abi-Ball oder als Gast auf einer Hochzeit tragen“, erklärt Flohr, die ihr Model über einen Aufruf auf ihrer Facebook-Seite gefunden hat. „Das funktioniert meistens problemlos, denn man bekommt schnell Rückmeldungen“, erzählt sie. Ihre Liebe zur Kosmetik hat Flohr schon in ihrer Kindheit ausgelebt. „Ich habe der Barbie die Haare abgeschnitten und meiner Mutter das Make-up geklaut“, berichtet die 40-Jährige, die sich selbst als „bunten Menschen“ beschreibt, dessen Markenzeichen die langen dunklen Haare sind. Bevor sie die hohe Kunst des Schminkens erlernte, absolvierte Flohr eine Ausbildung zur Friseurin. Nachdem sie eine kleine Pause eingelegt hatte, um sich um ihre Tochter (22) und ihren Sohn (17) zu kümmern, wollte sie sich beruflich weiterentwickeln. In Mannheim besuchte sie dieselbe Make-up-Artist-Schule, auf der auch Ludwigshafens Promisternchen Daniela Katzenberger war. „Wenn man etwas richtig will, dann funktioniert das auch“, sagt Flohr voller Überzeugung. In ihrem Fall hat es bestens geklappt. Mit einem Notendurchschnitt von 1,0 schloss sie 2009 die sechsmonatige Ausbildung als Klassenbeste ab. Doch dem quirligen „Adrenalinjunkie“ reichte das noch nicht. „Ich brauche stets neue Herausforderungen und will mich weiterentwickeln“, sagt Flohr, die danach noch die Meisterschule erfolgreich absolvierte. „Das war auch richtig viel Arbeit“, meint die Friseurmeisterin, die nun als freie Dozentin ihr Wissen an den Nachwuchs weitergibt. Zudem hat sie sich als selbstständiger Make-up-Profi einen Namen in der Branche gemacht. „Die Kunden schätzen, dass ich nicht nur den kosmetischen Part übernehmen kann, sondern eben auch die Frisur“, erklärt Flohr, deren bisherigen Referenzen sich sehen lassen können. So hat die Pfälzerin nicht nur schon eine Woche beim berühmten Udo Walz auf Mallorca mitgearbeitet, sondern war auch für das Styling bei verschiedenen Fotoshootings, Fernsehsendungen und Videodrehs verantwortlich. Da die quirlige Schifferstadterin mit Frisuren und Make-up noch nicht ausgelastet genug ist, entwirft sie auch ausgefallenen Kopfschmuck. „Ich bin ein kreativer Mensch. Wenn ich etwas in einem Bastelladen entdecke, denke ich sofort daran, was ich daraus mache könnte.“ Diese Ergebnisse – etwa ein Vogelkäfig mit Blumen und Federn verspielt ins Haar eingearbeitet – zieren unzählige Friseurköpfe, die in der Wohnung stehen. „Die kommen bei ihren Auftraggebern auch sehr gut an“, meint ihr Mann Jürgen, der seiner Frau seit 23 Jahren nicht von der Seite weicht. „Er ist mein Maskottchen, das mich unterstützt“, sagt Flohr liebevoll. Auch wenn es bisher für die Beautyfachfrau dank positiver Mund-zu-Mund-Propaganda beruflich steil bergauf geht, hat Flohr noch einen großen Wunsch: eine eigene Schule. „Ich will diesen Titel. Das wäre auch hilfreich bei der Suche nach Sponsoren für die eigene Schule“, sagt die Schifferstadterin. Sollte sie heute tatsächlich den Titel holen, geht es morgen auf internationaler Ebene um den Weltmeistertitel. „Und wenn es nicht klappt, werde ich es weiter versuchen, denn Aufgeben ist keine Option.“

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