Rhein-Pfalz Kreis „Durchhaltevermögen zahlt sich aus“

Dagobert Duck und Sparer haben Gemeinsamkeiten.
Dagobert Duck und Sparer haben Gemeinsamkeiten.
«Ludwigshafen.» Herr Walz, Dagobert Ducks gesamtes Vermögen liegt im heimischen Tresor. Was würden Sie ihm raten?

Er muss seinen Geldspeicher nicht gleich abreißen, aber verkleinern sollte er ihn. Reines Geldvermögen wirft schon seit Ende des Zweiten Weltkriegs keine Gewinne mehr ab. Die reale Verzinsung – also die Rendite nach Abzug der Inflation – ist seitdem meist negativ gewesen. Deshalb sollte Herr Duck in Sachwerte wie Aktien investieren – am besten mit ETFs, das steht für „Exchange Traded Funds“, übersetzt börsengehandelte Fonds. Diese beziehen sich meist auf einen Index – zum Beispiel den Dax. Die Kursrisiken wären dem geizigen Erpel doch sicher zu hoch ... Wenn man nur in einen Sachwert investiert – beispielsweise Gold oder Aktien einer einzigen Firma –, müssen Sie mit hohen Wertschwankungen rechnen. Aufgrund der Verteilung des Geldes bei ETFs auf verschiedene Einzelwerte sinkt das Risiko von Kursschwankungen. Einsteiger sollten einen oder zwei breit streuende ETFs wählen – am besten über unterschiedliche Branchen und Regionen hinweg. Mit einem ETF, der sich etwa auf den Index „MSCI-World“ bezieht, können Sie in über 1600 Unternehmen aus mehr als 20 Ländern investieren. In Ludwigshafen besitzen viele Aniliner BASF-Aktien. Ist es nicht besser, in ein Unternehmen zu investieren, das man gut kennt? Es gibt das schöne Sprichwort, Eigentum verpflichtet. Natürlich ist es gut, wenn ich mich einem Unternehmen verbunden fühle. Wenn man sein Geld in einen weltweit streuenden Index anlegt, handelt es sich ja eher um anonymes Eigentum. Trotzdem liegt das Risiko eines Wertverlusts bei einzelnen Aktien höher als bei ETFs. Kritiker befürchten, dass der ETF-Boom auch Gefahren birgt ... Passive Indexfonds können meiner Meinung nach keinen Börsencrash auslösen. Das ist meines Erachtens Panikmache von Lobbyisten der aktiven Fondswirtschaft. ETFs haben bereits zwei Feuerproben erfolgreich bestanden: die geplatzte Dotcom-Blase im Jahr 2000 und die Finanzkrise vor rund zehn Jahren. In beiden Krisen haben sich ETFs bewährt. Viele aktiv gemanagte Fonds haben schlechter abgeschnitten, weil die Fondsmanager schlichtweg die Nerven verloren und sich verzockt haben. Ähnelt das Anlageverfahren von Dagobert dem der deutschen Sparer? Für die meisten Deutschen steht auf jeden Fall das Thema Sicherheit bei der Geldanlage im Vordergrund. Aber die Menschen sollten sich klar sein, dass sie mit den Summen, die sie heute auf Tages- oder Festgeldkonten beiseitelegen, wegen der Inflation in Zukunft immer weniger kaufen können. Schätzungsweise halbiert sich die Kaufkraft alle 25 Jahre. Sicher ist bei Geld auf dem Tagesgeldkonto, dass es immer weniger wert ist. Eine Verzinsung, die den Inflationsverlust ausgleicht, gibt es praktisch nicht mehr. Bieten Sie deswegen seit fünf Jahren die „Finanzgespräche“ an? Ich will, dass Deutschland ein besserer, ein fairer Ort für Anleger wird. Viele Anlage- und Vorsorgeprodukte sind schlecht, haben verborgene Risiken und viel zu hohe Kosten. Doch die Anleger haben kaum eine Chance, schlechte Produkte zu erkennen. Kein Bäcker würde Ihnen hierzulande Sägespäne ins Brot mischen. Der Kunde würde es sofort bemerken. Wenn Sie ein Vorsorgeprodukt erwerben, merken viele erst nach 30 Jahren, dass es Schrott ist. Was liegt den Menschen Ihrer Erfahrung nach besonders am Herzen beim Thema Geld und Finanzen? Mit Abstand am Wichtigsten ist es den Menschen, ehrliche und neutrale Informationen zu erhalten, die nicht durch Werbung oder Eigeninteresse verzerrt sind. Und das passt doch gut zu einer Hochschule, deren Aufgabe es ist, dass sie Wissen schafft. Was hoffen Sie, können private Anleger aus den „Finanzgesprächen“ im April mitnehmen? Unsere Besucher erfahren, dass verantwortungsvolles und risikobewusstes Anlegen mit ETFs und Indexfonds überraschend einfach ist. Zudem können sie gegenüber aktiven Fonds oder Anlagezertifikaten Kosten sparen. Und zu guter Letzt muss man weder Börsenprofi sein, noch muss man sich ständig um seine Investition kümmern. Und falls es zu einem Crash kommt, am besten nicht ins Depot schauen und die Ruhe bewahren – Durchhaltevermögen zahlt sich an der Börse aus. Termin „Finanzgespräche“, Donnerstag, 4. April, 19 bis 21 Uhr, Aula der Hochschule Ludwigshafen. Anmeldung an Finanzgespraeche@hwg-lu.de. | Interview: Anna Heidt

x