Rhein-Pfalz Kreis Ein Hobby mit therapeutischer Wirkung

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Schifferstadt. Wegen einer Erkrankung und der anschließenden Behandlung hat das Gefühl in Josef Fricks Fingern nachgelassen. Doch das Zusammenbauen von Modellschiffen hilft dem 74-jährigen Schifferstadter, das Empfinden darin zu stärken. Mit seiner Geschichte will er anderen Menschen Mut machen.

„Viele stellen sich Modellschiffbauer als alte verschrobene Zausel vor, die im Keller sitzen und Schiffe bauen. Das bin ich nicht“, betont Josef Frick. Fünf Schiffe hat er schon zusammengebaut – in eines davon hat er rund 1416 Arbeitsstunden gesteckt. Mit der „Victory“, dem englischen Flaggschiff in der Schlacht von Trafalgar, hat er sein Hobby vor 15 Jahren begonnen. Rund einen Meter lang ist das Modell. Ein Bekannter, der etwa zur gleichen Zeit an dem Schiff arbeitete, brachte ihn zum Modellbau. Aus über 1000 Teilen bestehe ein Bausatz, berichtet Frick. Der Gedanke, die Teile müssten „einfach nur so“ zusammengebaut werden, sei falsch: „Für den Rumpf hat man zum Beispiel einen Bund Leisten. Die muss man erst zuschneiden und dann mit Holzleim und Stecknadeln festmachen.“ Die Anleitung liest der Senior dabei nicht: „Mit der kann keiner richtig was anfangen. Ich brauche nur Bilder mit den Maßen dran.“ Die Arbeitsschritte, die er ausführt, dokumentiert er in einem „Arbeitstagebuch“. „6.02. Leisten eingebaut, am Heck begonnen zu verleisten“, steht da beispielsweise beim Schiff „San Felipe“, mit dem er dieses Jahr im Januar angefangen hat. Einen Bericht über das Entstehen des Schiffs „Sovereign of the Seas“ hat der Senior sogar in der Fachzeitschrift Modellwerft veröffentlicht. Modellschiffe bauen ist für Josef Frick aber nicht nur ein Hobby, sondern dient auch einem „therapeutischen“ Zweck: Aufgrund einer Erkrankung und der folgenden Behandlung hat die Empfindsamkeit in seinen Fingern nachgelassen. Das Modellschiffbauen sei für ihn „die Bestätigung, dass ich noch was mit meinen Händen machen kann“, sagt der 74-Jährige. Damit will er auch anderen Menschen, denen es ähnlich wie ihm geht, Mut machen. Vor sechs Jahren hat er seine Schiffe in der Kreissparkasse Maxdorf ausgestellt. „Die wurden mit einem Möbeltransporter dorthin gebracht“, erzählt er schmunzelnd. Josef Frick wurde in Prigrevica im ehemaligen Jugoslawien geboren. Im Alter von einem Jahr kam er mit seinen Eltern nach Deutschland. Als Jugendlicher war er Gewichtheber in der ersten Mannschaft von Schifferstadt, 1959 war er Landesmeister in der Jugendklasse. Der gelernte Bauschlosser war Kundendienstleiter bei einem Unternehmen für Anlagen- und Gebäudetechnik, bis er Anfang der 90er berufsunfähig wurde. „Was tun mit der Zeit?“, habe er sich damals gefragt. „Ich kann nicht einfach nur an die Decke starren, ich muss was tun.“ Wenn der Senior gerade mal nicht mit seinen Modellschiffen beschäftigt ist, vertreibt er sich die Zeit deshalb mit einem seiner anderen Hobbys. Die Kellerräume zeugen von seinem Hang zum Kreativen: Auf einem Regal stehen Hasen und Gänse aus Holz, die sich im Wind drehen, eine Wand hängt voll mit Kupferdrucken, die Frick angefertigt hat. „Ich mache auch Schmuckschatullen mit Musiklaufwerk, mit Werken von Mozart“, erzählt er. Bilder an der Wand gegenüber erinnern an ein weiteres Hobby, dem der 74-Jährige nicht mehr nachgehen kann: „Ich war zweiter Vorsitzender des Tanzsportclubs und hatte meine eigene Tanzsportgruppe.“ Mit seiner Frau hat er an Turnieren teilgenommen und dabei des öfteren Plätze auf dem Treppchen belegt. Mittlerweile lässt Frick es ruhiger angehen. In einem Hunderte Seiten dicken Buch hat der Vater von vier Kindern die Chronik seiner und der Familie seiner Frau aufgeschrieben. Er engagierte sich als Schriftführer im Seniorenbeirat und hat bis vor zwei Jahren Grundschülern in Schifferstadt einmal pro Woche vorgelesen und Ausflüge mit ihnen gemacht, beispielsweise zur Fischtreppe nach Limburgerhof. An anderer Stelle ist er seinem Hobby treu geblieben: Mit Schifferstadter Realschülern hat Frick das Modell eines schwedischen Schiffes nachgebaut.

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