Rhein-Pfalz Kreis Gedanklich durchs grüne Schifferstadt

Für den Mittellacheweiher muss eine Lösung gefunden werden: Er verschlammt und am Ufer herrscht Wildwuchs. Die Angler müssen den
Für den Mittellacheweiher muss eine Lösung gefunden werden: Er verschlammt und am Ufer herrscht Wildwuchs. Die Angler müssen den Bestand reduzieren, die Stadt muss freischneiden.

«Schifferstadt.» Marion Schleicher-Franks Wetter-App hat Regen gemeldet. Also tagten die Mitglieder des Forst-, Agrar- und Umweltausschusses der Stadt Schifferstadt im Ratssaal, statt sich aufs Fahrrad zu schwingen. Immerhin gedanklich wurden die Fraktionen mit auf eine Tour durch Schifferstadt genommen: von städtischen Grünflächen über Kreisel und den Wald bis hin zum Mittellacheweiher.

Aufsitzen und in die Pedale treten. Zumindest im Kopf. Zwar fehlt der Fahrtwind im Ratssaal, aber Beigeordnete Marion Schleicher-Frank (FWG) und Nadja Wiesler, Referatsleiterin Tiefbau, geben ihr Bestes, um den Ausschussmitgliedern die eigentlich geplante Radtour des Forst-, Agrar- und Umweltausschusses auch im Trockenen nahe zu bringen: mit Berichten und Bildern, frisch geschossen an diesem Tag. Und so geht es peu à peu durch die Stadt. Von Tagesordnungspunkt zu Tagesordnungspunkt. Rechts ab Richtung Mannheimer Straße/Ecke Bahnhofstraße radelt der Ausschuss als erstes. Keine 300 Meter vom Rathaus entfernt ist dann der erste Halt. Top 1 sind Grünflächen und Fahrbahnteiler. Die Pflege soll langfristig vereinfacht werden. Idealerweise mit weniger gießen und passender Bepflanzung – weg vom Wechselflor, hin zu praktischen, aber ebenfalls schönen Gewächsen. Für ein „paar Farbtupfer mehr in der Stadt“, sagt Schleicher-Frank. An dieser Ecke bedeutet das konkret Rasen und Lavendel. Den mögen auch die Hummeln und Bienen. Schließlich soll was für die Umwelt getan werden. Weiter geht’s. Rechts ab in die Ludwigstraße Richtung Zwerchgasse. Dort stehen Stauden. Von denen soll es in Zukunft in der Stadt mehr geben. Eine Probefläche wurde am Südbahnhof angelegt, wenn diese gut angeht, könnte es bald auch in der Hauptstraße Stauden geben – „als optische Aufwertung“, sagt Wiesler. Aber dazu später mehr. Auf dem Weg liegen nämlich noch weitere Grünflächen: am Kreuzplatz zum Beispiel, von dem es die Hauptstraße entlang zum Fahrbahnteiler in der Speyerer Straße geht. Den pflegt die Lokale Agenda. Wildblumen haben die Mitglieder dort ausgesät. Absteigen, ans Rad lehnen, kurz gucken, Siegfried Filus (Grüne) lauschen und wieder in den Sattel schwingen: auf zum Südbahnhof zu besagten Stauden, um die sich demnächst ein neuer Gärtnermeister kümmern soll. Der Bepflanzungsvorschlag kommt bei den Fraktionsvertretern gut an. „Wenn das Ziel ist, Arbeit einzusparen, wie viel haben wir mit dieser Lösung gewonnen?“, will Stephan Link (CDU) wissen. Das, erklärt ihm Schleicher-Frank, sei noch nicht klar. Aber es werde eine Zeitauswertung geben. Patenschaften wären für Ulrike Hardt (Grüne) auch eine Möglichkeit zur kostengünstigen Pflege. Die gibt es zum Teil schon und Christine Hinderberger (CDU) übernimmt spontan an diesem Abend noch eine, nachdem sich der Ausschuss einstimmig für das vorgestellte Staudenkonzept und die Patenschaften entschieden hat. Was ist das? Tröpfelt es da etwa? Regina Wahl (CDU) schaut aus dem Fenster. Der Himmel sieht eigentlich nicht so aus. Das Ohr sagt anderes. Was soll’s. Drin interessiert das eh niemanden. Die Wetterjacken hängen über den Stühlen und die angesagten 70 Prozent Regenwahrscheinlichkeit – na ja, traue nie einer Wetter-App. Und so radeln sie gedanklich weiter, die Schifferstadter. Nicht weit. Nur bis zu den vier Blumenkreiseln im Bogen zwischen Speyerer und Neustadter Straße. Die werden normalerweise anlässlich Vereins- und Firmenjubiläen vom Stadtservice bepflanzt. Die Kosten: rund 4000 Euro pro Kreisel. Der Anteil der Jubilare: 100 Euro für Vereine, 1000 Euro für Firmen. Aktuell gibt es keine Blumenbilder auf dem Kreisel, die Wiesenblumen wollen auch nicht so wachsen, wie sie sollen. Nach langem Hin und Her einigen sich die Mitglieder darauf, in Zukunft nur noch drei Blumenkreisel zu bepflanzen. Zwar nicht einstimmig, aber immerhin sieben zu drei für weniger Kreisel. „Sie sind ein Aushängeschild und werden oft bewundert“, sagt Peter Wahl (CDU). Ganz verzichten, nein, das geht auf keinen Fall. Das sieht auch Ulrich Schwind (SPD) so: „Muss es unbedingt immer ein Blumenbild sein? Wir können ja einen Kompromiss finden!“ Hauptsache Blumen und hübsch anzuschauen. Förster Georg Spang denkt da schon in größeren Dimensionen. Er hat die Führung der Radtruppe inzwischen übernommen und lotst in den Wohlfahrtsweg zur Kita am Wald. Dort wurden Eichen gefällt. „Die gesunden bleiben stehen“, betont er. Aber einem Risiko wie beim Bruch einer Buchenkrone (wir berichteten) müsse man vorbeugen. Er blickt Richtung Ranschgraben, wo Pappeln weichen mussten. „Wenn sie zu eng stehen, kann sich ein Pilz übertragen und die Bäume faulen“, erzählt er. Hopp, aufs Rad und weiterstrampeln. Nur 500 Meter zum Vogelpark am Waldfestplatz. Am Schützenhaus wurden Kiefern gefällt. Weitere sollen folgen. Verschiedene Varianten werden diskutiert. Zustimmung findet Spangs Idee, etwa 0,2 Hektar zu arrondieren. „Die Fläche wird geräumt, es kommt ein Zaun drum und dann wird ein schöner Waldrand gepflanzt“, sagt Spang. Mit Weiß- und Schwarzdorn sowie Holunder am Rand und Wildbirnen, Vogelkirschen, Linden und Esskastanien dahinter. „Da hat zwar erst die nächste Generation was von, aber das macht ja nichts“, sagt der Förster. „Die Neugestaltung ist sinnvoll“, findet Schleicher-Frank. Die vielen Erholungsuchenden im Wald werden es sicher danken. Kurzer Schwenk zum FSV und den neuen Eschen, die es schwer hatten und jetzt gedeihen. Aber schon heißt es wieder aufsitzen. Letzter Halt: Mittellacheweiher. Der Angelsportverein hatte in der letzten Ausschusssitzung über den Zustand des Weihers berichtet und um eine Sanierung gebeten. Das Wasser ist trüb und verschlammt. Schnell die Räder abstellen und genau umschauen. Am Ufer zum Beispiel. Dort soll der Wildwuchs weg – damit das Gewässer mehr Luft bekommt. Vertreter des Landesamts für Umwelt, der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, der Kreisverwaltung, des Forsts, der Angler und der Stadt haben sich vor Ort zuvor umgeschaut. Jetzt muss gehandelt werden: Die Angler müssen Karpfen und Brassen fischen, um den Bestand zu reduzieren. Die Stadt muss eine Frischluftschneise schaffen. Ein Anfang ist gemacht, sagt Spang. Den Grünschnitt zu entsorgen, sei nicht leicht. Für 2018 hofft er auf eine technische Lösung: einen Bagger mit Zwicker und Hänger. So könne das Material abgetragen werden. „Aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Die Bäume wachsen schnell nach.“ Da hat Jürgen Obermann (SPD) eine Idee: Warum nicht beim Dreck-weg-Tag am Weiher mit anpacken? Der Vorschlag kommt bei den Ausschussmitgliedern gut an, bevor sie sich wieder in den Sattel schwingen. Diesmal sogar wirklich. Schließlich stehen ihre Räder vorm Rathaus – konnte ja niemand wissen, dass es nicht regnen wird. Eine Tour soll es aber bald mal geben, verspricht Schleicher-Frank. Dann hoffentlich ohne schlechte Wettervorhersage.

In Zukunft werden nur noch drei Kreisel bepflanzt: im Bild der gestaltete Blumenkreisel der Kita Herz Jesu.
In Zukunft werden nur noch drei Kreisel bepflanzt: im Bild der gestaltete Blumenkreisel der Kita Herz Jesu.
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