Rhein-Pfalz Kreis Gutselgläser und Goldhut

Auf ihrer Agenda steht so einiges: die Umgestaltung des Ochsen zum Beispiel, denn dazu braucht es Fördergelder.
Auf ihrer Agenda steht so einiges: die Umgestaltung des Ochsen zum Beispiel, denn dazu braucht es Fördergelder.

«Schifferstadt.» Wie tickt eigentlich Schifferstadt? Diese Frage hat sich Ingrid Schwarz im vergangenen Jahr gestellt, Menschen getroffen und die Stadt kennengelernt. „Ich habe mich vorher eingelesen“, sagt die Projekt- und Quartiersmanagerin. „Aber 88 Hektar aufnehmen – das geht nicht so schnell.“ Vor allem nicht, ohne die Menschen kennenzulernen, die dort leben, und zu erfahren, welche Wünsche sie haben – schließlich ist das Thema Bürgerbeteiligung ein zentraler Faktor des Förderprogramms Soziale Stadt. Die Menschen sollen in die Planungen miteinbezogen werden, Ideen einbringen und so ihre Stadt selbst gestalten. „Das gegenseitige Kennenlernen ist wichtig. Und kostet Zeit.“ Von laufenden Prozessen, Leuchtturmprojekten und Schlüsselpersonen spricht die Stadtplanerin. Heißt konkret: Was wurde bereits angestoßen, wer ist verantwortlich, wie weit sind Projekte fortgeschritten, was ist zu tun und woher können die nötigen finanziellen Mittel kommen? Aber auch: Wer steckt dahinter, welche Gruppen gibt es und was sind deren Ziele? „Ich bin das Bindeglied zwischen Bürgern und Politik“, sagt Schwarz. „Da muss man seine Position finden. Ich muss wissen: Wie viel darf ich, wie viel muss ich?“ Dafür habe sie ein gutes Gefühl bekommen. Schwarz ist zufrieden mit sich. „Es ist mir gut gelungen. Ich bin mit einem Bein im Rathaus und mit einem Bein bei den Bürgern.“ Das Jahr sei anstrengend und schön gewesen. Und den Job, den würde sie „sofort wieder übernehmen“. Schifferstadt ist der erste Ort, den sie in Gänze als Projekt- und Quartiersmanagerin betreut. „Sonst habe ich nur Teilaufgaben übernommen“, erzählt die Diplom-Ingenieurin und Geschäftsführerin des Kaiserslauterer Planungsbüros WSW & Partner. Zu 41 Terminen war sie im vergangenen Jahr vor Ort, hat mehr als 450 Stunden für die Stadt gearbeitet. An Entwicklungstagen zum Beispiel, die immer am dritten Dienstag im Monat stattfinden. Der Vormittag ist für die Verwaltung geblockt. Am Nachmittag können die Bürger kommen – zu Einzel- oder Teamgesprächen. „Die Bürger sind engagiert und wollen Verantwortung übernehmen“, sagt Schwarz. „Sie zeigen mir, dass es gut ist, dass es mich gibt und ich die Dinge nachvollziehbar erklären kann.“ Doch nicht nur der Kontakt in den Sprechstunden ist ihr wichtig. Aus Bürgerforen im April und August sind Teams entstanden, die sich unterschiedlichen Themen widmen. Ehda-Flächen zum Beispiel, sicheren Schulwegen, Demenzbegleitung, dem geplanten Generationenpark und dem Goldenen Hut. In der letztgenannten Gruppe „geht es um das Image der Stadt und die Außenwirkung“, erklärt Schwarz. „Es gibt das Autobahnschild und dann kommt nichts mehr.“ Das solle sich nun ändern – auch, weil verschiedene Akteure mithilfe ihrer Moderation nun zusammenarbeiten. Ein Ziel sei, ein Schild zu kreieren, das Interessierte in Richtung Rathaus lotst, es an den passenden Stellen anzubringen und einen Infotext rund um den Hut zu schreiben. „Das sind kurzfristige Ziele, die die Stadt aufwerten können“, findet Schwarz. Diese kleinen sichtbaren Erfolge sind enorm wichtig. Denn abseits dieser Teams stehen vor allem Großprojekte auf der Agenda der Projekt- und Quartiersmanagerin: die Umgestaltung des Ochsen, des Kreuzplatzes, der Bahnhofstraße und des Bahnhofvorplatzes, des Rehbachs, die Aufwertung der Bleichwiesen sowie die Erstellung innerstädtischer Bebauungspläne. In Teilen sind diese auch schon angelaufen. „Beim Kreuzplatz ging es von null auf 100“, sagt sie. Die Ausschreibung zur Platzumgestaltung werde derzeit vorbereitet. Eigentlich hätte dies schon 2018 geschehen sollen, es verzögerte sich aber wegen Gesprächen mit den Versorgungsträgern. Genau zu kommunizieren was in der Stadt passiere sei wichtig. Denn ein großer Teil ihrer Arbeit laufe im Hintergrund, das Fördermittelmanagement beispielsweise. „Das bekommt außen niemand mit. Ich habe zum Beispiel schon Anfang 2018 versucht, Geld für die Bebauungspläne zu bekommen“, erzählt Schwarz. Mit Unterstützung aus dem Rathaus natürlich – „das Team hat mich super aufgenommen“. Auch bei der Umgestaltung des Ochsen in ein Begegnungszentrum sei einiges am Laufen: Bedarfsnachweise, die in mühevoller Kleinarbeit erstellt werden müssen, sind nötig. Parallel dazu werden das Nutzungskonzept mit Raumprogramm erstellt sowie Informationen zu Betreiberkonzepten eingeholt. Und die Stellungnahme der Generaldirektion Kulturelles Erbe zur Bausubstanz im vorderen Teil erwartet. „Die Säulen werden parallel geprüft. Sobald die Antwort des Denkmalschutzes da ist, werden wir die Fäden zusammenführen.“ Noch Fragen? Die Sprechstunden finden jeden dritten Dienstag im Monat ab 15 Uhr in Zimmer 211 des Schifferstadter Rathauses statt. Kontakt: sozialestadt@schifferstadt.de.

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