Rhein-Pfalz Kreis Hausverwalter unter Verdacht

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Limburgerhof. Eigentümer von Wohnungen und Geschäftsräumen im Ortszentrum von Limburgerhof bangen um ihre über Jahre gebildeten Rücklagen etwa für Fassadensanierungen oder eine neue Heizung. Die Staatsanwaltschaft Frankenthal ermittelt seit September vergangenen Jahres gegen eine Immobilienverwaltungsfirma aus Bad Dürkheim. Neben Anwohnern und Geschäftsleuten wäre auch die Gemeindeverwaltung betroffen. Der Verdacht: Veruntreuung eines Geldbetrags in sechsstelliger Höhe.

Zwischen Burgunderplatz und Chenoverstraße herrscht Unruhe. Bestätigt sich der im Raum stehende Verdacht, dann sind mindestens 65 Eigentümer von dortigen Wohnräumen und Geschäften demnächst um einen gemeinsam angesparten Betrag in Höhe von möglicherweise rund 100.000 Euro leichter. Eine frühere Mitarbeiterin des mit der Verwaltung der Objekte beauftragten Unternehmens aus Bad Dürkheim sagte bereits im Oktober gegenüber der RHEINPFALZ, ihr früherer Chef habe über einen Zeitraum von mehreren Monaten immer wieder Geldtransfers vorgenommen. Das Geld sei von Rücklagekonten dutzender Wohnungseigentümergemeinschaften auf sein Firmenkonto geflossen. Als die 27-jährige Beschäftigte, die in Neuhofen wohnt, erkannte, dass hinter den Kontobewegungen Methode steckte, hat sie ihren Arbeitgeber, für den sie zusammen mit zwei Auszubildenden und einer 450-Euro-Kraft tätig war, am 12. August 2016 angezeigt und gekündigt. Die Polizei durchsuchte daraufhin sowohl die Geschäfts- wie auch die Wohnräume des Firmeninhabers und sicherte eventuelles Beweismaterial. Die Dürkheimer Ausgabe der RHEINPFALZ berichtete im Oktober über die Vorgänge in der Kurstadt, wo die Firma einen großen Teil ihrer Kundschaft hatte. Circa 40 Objekte mit über 400 Einheiten verwaltete die Firma insgesamt im Umkreis von circa 30 Kilometern rund um Dürkheim. Nach Darstellung der früheren Angestellten, die eine Kontovollmacht ihres Arbeitgebers besaß, sind zusammen 350.000 Euro von den Rücklagekonten verschwunden. Die Staatsanwaltschaft in Frankenthal hat im Oktober lediglich bestätigt, dass sie wegen Untreue ermittelt. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte der Leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber damals nicht mehr sagen. Auch eine aktuelle Anfrage beantwortete er lediglich mit der Aussage, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien und frühestens Mitte April mit einer Entscheidung über eine Anklageerhebung zu rechnen sei. Bis vergangene Woche Mittwoch war die besagte Firma auch im Ortszentrum von Limburgerhof offiziell mit der Hausverwaltung betraut. Aus Gesprächen, die die RHEINPFALZ mit einzelnen Eigentümern, die allerdings nicht mit Namen genannt werden wollen, geführt hat, stammt die Information, dass die Zusammenarbeit mit der Dürkheimer Immobilienverwaltung bei einer Versammlung beendet wurde. Der Inhaber der Firma selbst sei nicht da gewesen, berichten Anwesende. Vielfach hat die RHEINPFALZ seither versucht, die beiden mit der Wahrnehmung der Eigentümerinteressen betrauten Verwaltungsbeiräte zu erreichen – ohne Erfolg. Etwas redefreudiger war die Gemeindeverwaltung, die als Eigentümerin des Rathauses selbst betroffen wäre, wenn sich das bestätigt, was Bürgermeister Peter Kern (SPD) sagt. Nämlich, dass es sich bei den gemeinsamen Rücklagen aller Eigentümer um einen Betrag handelt, der bei 100.000 Euro liegen könnte. Da der Gemeinde rund 45 Prozent der Fläche am Burgunderplatz gehören, wäre sie um rund 45.000 Euro ärmer, sollte das Geld tatsächlich veruntreut worden sein. Gesprochen worden sei darüber vergangene Woche in einer Ausschusssitzung, so Kern. Was es konkret hieße, wenn das Geld nicht mehr da wäre, erklärt Willi May, bei der Gemeindeverwaltung Fachbereichsleiter für Gebäudemanagement, Liegenschaften und kommunale Betriebe. Ein Schaltschrank im Gebäude müsse demnächst erneuert werden, sagte er. Kostenpunkt: rund 40.000 Euro. Wäre der dafür zurückgelegte Betrag nicht mehr da, müssten die Wohnungseigentümer anteilsmäßig erneut zur Kasse gebeten werden. Die Hausverwaltungsfirma sei Ende der 80er Jahre beauftragt worden und habe inzwischen mehrfach den Besitzer gewechselt. Der jetzige Geschäftsführer ist alleiniger Gesellschafter des Unternehmens, das nach Informationen der RHEINPFALZ jedoch vor der Insolvenz steht. Die frühere Mitarbeiterin der Firma sagte im Oktober außerdem, dass ihr Chef im Zeitraum ihres Beschäftigungsverhältnisses einen zunehmend aufwendigen Lebensstil gepflegt habe. Wie lange es dauert, bis klar ist, ob und wie viel Geld genau vom Rücklagenkonto verschwunden ist, hängt auch davon ab, wie schnell der von den Wohnungseigentümern konsultierte Frankfurter Rechtsanwalt Constantin Schlüter Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft bekommt. Unklar ist bisher ebenfalls, ob es weitere Geschädigte gibt. Zu den Klienten des Immobilienverwalters zählten bisher auch Wohnungseigentümer in der Speyerer Straße 34 und 40, wie eine weitere frühere Mitarbeiterin am Montag gegenüber der RHEINPFALZ bestätigte.

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