VG Rheinauen / Otterstadt Hochwasser und Waldbrände: Neue Fahrzeuge für die Feuerwehr

Bei der Segnung: Pfarrer Ralf Feix bespritzt die Feuerwehrfahrzeuge mit Weihwasser.
Bei der Segnung: Pfarrer Ralf Feix bespritzt die Feuerwehrfahrzeuge mit Weihwasser.

Die Feuerwehren der Verbandsgemeinde Rheinauen rüsten sich für den Klimawandel: Jüngst wurden ein Mannschaftstransportfahrzeug und ein Tanklöschfahrzeug 3000 bei der Wehreinheit Otterstadt offiziell in den Dienst gestellt.

Ein Fahrgestell von Scania, eine Wattiefe von 1200 Millimetern, eine maschinelle Seilwinde und die Möglichkeit, mit einem Strahlrohr über eine Luke während der Fahrt Wasser abzugeben und damit Vegetationsbrände zu löschen: Das sind die Eckdaten des neuen Tanklöschfahrzeugs (TLF) 3000 Waldbrand, das im Feuerwehrgerätehaus in Otterstadt steht. Es dient als Zugfahrzeug für das Rettungsboot sowie für die mobile Ölsperre des Rhein-Pfalz-Kreises und soll vor allem bei Einsätzen in von Hochwasser überfluteten Camping- und Freizeitgebieten sowie bei Wald- und Vegetationsbränden helfen.

Die Verbandsgemeinde Rheinauen ist aufgrund ihrer Nähe zum Rhein bei Hochwasser besonders gefährdet, Wald- und Vegetationsbrände sind in trockenen Sommern häufiger geworden. Nach Angaben von Patrick Fassott (SPD), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rheinauen, hat das Fahrzeug rund 450.000 Euro gekostet. Der Rhein-Pfalz-Kreis habe 25.000 Euro finanziert, für einen Zuschuss vom Land stehen derzeit noch Gespräche mit dem Innenministerium aus, sagt Fassott. Das TLF 3000 Waldbrand ersetzt „die alte Liebe“ der Otterstadter Wehrleute – den 40 Jahre alten Unimog, der versteigert werden soll.

Vorbild bei Funktionalität

In das neue Tanklöschfahrzeug sind laut Wehrleiter Michael Jaspers viele Erfahrungen vergangener Einsätze und Weiterbildungen, insbesondere im Wald- und Vegetationsbrandbereich, geflossen. Im Gegensatz zum Unimog kann im neuen TLF 3000 alles über einen Bildschirm zentral im Fahrerhaus gesteuert werden. Das heißt, dass das Fahrzeug mit wenigen Handgriffen in kürzester Zeit einsatzbereit ist und über eine Dachluke während der Fahrt ein Feuer gelöscht werden kann. Beim Löschen zählt jede Minute: Wald- und Vegetationsbrände könnten sich sehr schnell ausbreiten, und eine vom Wind angetriebene Feuerfront sei sehr dynamisch. Einem solchen Brand mit langen Schläuchen im Schlepptau zu begegnen, sei schwer, sagt Jaspers. Sein Dank gilt daher Bürgermeister Patrick Fassott und dem Verbandsgemeinderat, die Verständnis für die Belange von Gefahrenabwehr und Bevölkerungsschutz hätten und die Anschaffung der Fahrzeuge einstimmig abgesegnet haben. Die Fahrzeuge werden immer komplexer und auch teurer, was der Tatsache geschuldet sei, dass auch die Rahmenbedingungen, unter denen die Feuerwehren agieren müssen, immer komplexer werden, sagt der Wehrleiter.

Sein Stellvertreter Ralf Schnabel kümmert sich um die Ausschreibung der Feuerwehrfahrzeuge in der Verbandsgemeinde Rheinauen und berichtet, dass es oftmals nur ein Angebot von einem Hersteller gebe und sich die Lieferzeiten in den vergangenen Jahren verlängert haben. Bis zu drei Jahre könne es dauern, bis ein neues Feuerwehrfahrzeug fertig ist, sagt Schnabel. Im Fall des TLF 3000 hat es eineinhalb Jahre gedauert. Der stellvertretende Wehrleiter kennt das Fahrzeug aus dem Effeff. Es hat einen Tank für 3000 Liter Löschwasser und kann in bis zu 1,20 Meter tiefem Wasser fahren, was bei von Hochwasser überfluteten Straßen – etwa der Zufahrt zur Kollerinsel – von Vorteil ist. Die Reifen können je nach Einsatzlage – zum Beispiel in sandigem Gelände – ab- und später wieder aufgepumpt werden. Zudem verfügt das TLF 3000 über eine Schutzanlage, die die Reifen mit Wasser besprüht, damit sie bei Wald- oder Vegetationsbränden kein Feuer fangen. Diese Funktion kennt Ralf Schnabel von Feuerwehren in Frankreich und Portugal, die im Sommer mit vielen Wald- und Vegetationsbränden zu kämpfen haben.

Wegen seiner Funktionalität hat das TLF 3000 der Otterstadter Wehr laut Schnabel bereits das Interesse von anderen Feuerwehren geweckt, die sich das Fahrzeug angeschaut haben oder noch anschauen wollen. Es ist zudem Teil des Lösch- und Hilfeleistungszugs „Waldbrand“ des Rhein-Pfalz-Kreises. Für die Wehreinheit Neuhofen plant die Verbandsgemeinde, noch ein Mehrzweckfahrzeug anzuschaffen, das ebenfalls sehr geländegängig ist, die gleiche Wattiefe besitzt sowie für den Logistiktransport dienen und somit den „taktischen Partner“ des TLF 3000 darstellen soll.

Pfarrer spenden Segen

Die Otterstadter Feuerwehrleute um Wehrführer Christian Tremmel sind mit ihren neuen Fahrzeugen bereits vertraut. Das Zweite, das Mannschaftstransportfahrzeug (MTF), soll der Jugendfeuerwehr und für Ausbildungsfahrten dienen. Bei personalintensiven Einsätzen, etwa bei Hochwasser, Starkregen sowie Wald- und Vegetationsbränden, steht es als Transportfahrzeug für Verpflegung, Kleinmaterial und Wehrleute zur Verfügung und kann auch zur Evakuierung von Menschen genutzt werden. Das MTF hat laut Bürgermeister Fassott rund 95.000 Euro gekostet, wovon 13.000 Euro das Land übernimmt.

Bei der offiziellen Übergabe am Sonntagnachmittag am Königsplatz in Otterstadt segneten der protestantische Pfarrer Andreas Buchholz und der katholische Pfarrer Ralf Feix die Fahrzeuge und die Wehrleute. Die Geistlichen lobten den Mut und die Bereitschaft der Feuerwehrleute, unter dem Einsatz ihrer Gesundheit ihren Dienst am nächsten, für alle Menschen zu tun. Dabei Gottvertrauen zu haben, in diesem Vertrauen zu ruhen und dann die richtige Entscheidung zu treffen, könne eine gute Sache sein, sagte Pfarrer Buchholz und schlug damit den Bogen zum Glauben, der den Wehrleuten im Einsatz mit ihren neuen Fahrzeugen helfen kann.

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