Rhein-Pfalz Kreis Kampf um Kaserne

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Es geht um nicht weniger als um das Filetstück der Konversion in Mannheim. Da ist es verständlich, dass die Verantwortlichen im Rathaus nervös werden, wenn ihre Pläne für das Areal zu scheitern drohen. Nun steht aber fest: Das Benjamin-Franklin-Village soll kein Bundesverteilzentrum für Flüchtlinge werden. Die Stadt will die Kaufverhandlungen mit dem Bund wieder aufnehmen.

Entspannt ins Wochenende gleiten konnte Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) nicht wirklich. Mit einem offenbar ziemlich schlechten Gefühl ist er am Freitag in die baden-württembergische Landeshauptstadt nach Stuttgart gefahren. Er ging wohl davon aus, dass er dort zu hören bekommt, dass der Bund das Benjamin-Franklin-Village im Norden der Stadt weiter beansprucht. Ehemalige Kasernen gelten als idealer Ort, um die viele Tausend Flüchtlinge unterzubringen. Nun gibt es aber offenbar Hoffnung, dass die Stadt an ihren ambitionierten Plänen für das 144 Hektar große Gelände festhalten kann. Sowohl die Mannheimer CDU als auch Kurz teilten am Nachmittag mit, dass der Bund kein Verteilzentrum für Flüchtlinge auf den Flächen der Kaserne errichten will. Das sei ein Ergebnis des Flüchtlingsgipfels mit Bund und Ländern gewesen, berichtete der OB. Zur Erklärung: Die einstige amerikanische Kaserne ist nach dem Abzug der Soldaten im Besitz des Bundes. Der Verkauf an die Stadt Mannheim stand unmittelbar bevor. Dann aber kamen die Flüchtlinge. Der Bund beauftragte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz Bima, zu prüfen, ob dort Menschen untergebracht werden können, die aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan fliehen. Das Benjamin-Franklin-Village war als mögliche Bundeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge gehandelt worden. Diese Entwicklung wäre wohl das Ende der Mannheimer Pläne gewesen. Auf dem Gelände soll nach dem Willen der Kommunalpolitik ein eigener Stadtteil entstehen. MWSP, eine Tochtergesellschaft der Stadt, hat mit 15 Investoren Franklin-Mitte geplant. Die Idee ist ein lebendiges, urbanes Zentrum mit Häusern und Wohnungen für alle Bevölkerungsschichten. Manche Häuser sollen abgerissen, andere saniert werden. Ein Gewerbepark soll im Columbus-Quartier entstehen. Derzeit hat das Land hier rund 4000 Flüchtlinge untergebracht. In den nächsten Tagen werden es wohl mehr werden. Die Feuerwehr betont, dass bei 5000 Menschen das Ende der Fahnenstange erreicht sei. Anfang nächster Woche gehen die Gespräche zwischen Stadt und Land in die entscheidende Phase. Dann will die Stadt die einstige Spinelli-Kaserne als Flüchtlingsunterkunft ins Spiel bringen. Hier wäre offenbar Platz für 1500 Menschen. Ein Teil der Flüchtlinge könnte weiterhin im neuen Stadtteil leben. „Wenn wir uns mit dem Land einigen, können wir einen Zugriff des Bundes auf das Areal verhindern“, sagte Kurz. Mannheims Konversionsbeauftragter Konrad Hummel erklärte, warum sich das frühere Militärgelände als Flüchtlingsunterkunft aus ganz anderen Gründen nicht anbiete. Die Infrastruktur dort sei für solche Menschenmassen nicht geeignet. Fragen des Brandschutzes, der Wasserversorgung und des Verkehrsanschlusses seien nicht geklärt. „Für eine geringe Anzahl von Menschen ist das machbar. Aber die Situation ist fragil. Bautechnisch kann man keine Verantwortung mehr übernehmen“, sagte er. Ziel sei, so Kurz, Flüchtlinge auf dem Gelände zu integrieren. Über 2019 hinaus soll es aber keine Flüchtlingseinrichtung dort mehr geben. Die Mannheimer Pläne hängen jedoch von der grün-roten Landesregierung ab.

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