Mutterstadt Kerwe: Faszinierender Mix

Treue Elvis-Fans: Robert Liebhart (rechts) hat mit seiner Sammlung die Ausstellung bestückt. Bernd Basting hat sein Idol als Tee
Treue Elvis-Fans: Robert Liebhart (rechts) hat mit seiner Sammlung die Ausstellung bestückt. Bernd Basting hat sein Idol als Teenager sogar getroffen.

Vielfalt zeichnet die Mutterstadter Kerwe aus. So erwarten die Besucher neben klassischen Fahrgeschäften und Live-Musik auch kulturelle Angebote: zum Beispiel Oldtimer-Traktoren und -Motorräder, ein Kunstmarkt sowie eine Ausstellung zu Elvis Presley und den pfälzischen Wurzeln seiner Familie. Das kommt an.

Mit einem alten Lanz aus der 1950er-Jahren ist Susanne Wadle aus Niederkirchen gekommen. Sie besitzt neben diesem alten Traktor noch einen aus den 60ern. „Mit den Traktoren kommen wir immer zur Mutterstadter Kerwe“, erzählt sie. „Ich bin wegen der alten Motorräder und Fahrzeuge hier. Und wegen der Band Hossa. Die ist extrem gut“, ergänzt sie. Ihr gefalle an dem Volksfest aber auch, was „immer so alles auf die Beine gestellt wird“ und dass die Vereine Hand in Hand arbeiten.

„Interesse wecken“ sollen die rund 60 alten Traktoren, deren Baujahre von 1928 bis 1967 reichen, sagt Hartmut Renner von der Interessengemeinschaft „Oldtimerfreunde Dannstadt und Umgebung“. Diese Aufgabe erfüllen die betagten Gefährte schon seit rund 15 Jahren, denn so lange sind die Oldtimerfreunde bereits fester Bestandteil der Kerwe. Gerade die Kinder seien sehr interessiert, vor allem, wenn sie auf den Traktoren Platz nehmen dürfen, beobachtet Renner. Die Erwachsenen wiederum fachsimpeln gern und machen Fotos.

Neue Schätze und Mitglieder stets willkommen

Durch die Anwesenheit auf der Kerwe gewinne man neue Mitglieder. Erst am Sonntag hätten sich wieder zwei gemeldet. Kein Wunder, hat doch die Interessengemeinschaft so manches Schätzchen im Gepäck wie den Porsche Master N418. Der sei nämlich „ganz selten“ und nur ein Jahr lang gebaut worden, und zwar von 1960 bis 1961.

Aber auch alte landwirtschaftliche Geräte sammeln die Oldtimerfreunde und freuen sich, „wenn wir etwas dazu bekommen“. So steht unter anderem ein Holzpflug von 1850 auf dem Platz oder ein Strohschneider von 1920.

Nicht ganz so alt sind die Gegenstände des Privatsammlers Robert Liebhart. Sein Herz schlägt für den Musiker Elvis Presley seit dessen Todestag im August 1977. Im Museum für Ortsgeschichte wird zur Kerwe stets eine spezielle Ausstellung angeboten. Dieses Jahr ist Elvis an der Reihe. „Mein Enkel gab die Initialzündung. Er meinte: ,Opa, du hast so viele Sachen von Elvis, mach doch mal eine Ausstellung’“, verrät Liebhart. Er selbst ist auch Vorstand im „Elvis-Presley Verein Bad-Nauheim-Friedberg“, weil er den Austausch unter Fans liebt.

Aber nicht nur die Fans lieben Elvis, sondern anscheinend auch die Besucher der Kerwe: Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen im Museum. Zu den Klängen von Elvis’ bekanntesten Liedern können sie sich Elvis-Barbie-Puppen, seine Militärausrüstung, Plakate, Schallplatten, Zeitungsartikel, Bücher, Fotoalben, Orden und vieles mehr anschauen.

Und das Beste: „Elvis hat Pfälzer Wurzeln“, sagt Liebhart. Denn Presley stammt von der Familie Pressler aus Hochstadt ab – das ergab eine genetische Analyse. Die Presslers wanderten 1710 über England nach New York aus, „weil die Zeiten nicht so rosig waren. Aber Elvis hat das nicht gewusst, weil das erst in den 1990ern herauskam.“

Elvis, den Liebhart wegen seiner Vielseitigkeit verehrt, war einst zwei Jahre lang in Deutschland als Soldat stationiert – in Friedberg – und hat in Bad Nauheim gewohnt. Und da kam es auch zu Begegnungen mit Deutschen.

Einer davon war Bernd Basting aus Wiesbaden. Durch seine Freundschaft mit einem Mädchen aus Friedberg traf er Elvis, als Basting 15 und Elvis 25 Jahre alt war. „Ich habe ihn tatsächlich gesehen. Er hat ein Foto mit mir gemacht.“ Der Wiesbadener erinnert sich gern an dieses Treffen zurück: „Elvis war recht zugänglich, freundlich und sehr geduldig mit seinen Fans. Ein faszinierender Mensch. Ich habe auch seine Fahrer, Bodyguards und Großmutter kennengelernt. Das war eine schöne Zeit.“ Seitdem begleitet Elvis Bastings Leben. „Ich habe schon alle Städte, in denen Elvis war, besucht“, erklärt der treue Fan.

Aber nicht nur Musik ist auf der Kerwe angesagt, sondern auch Kunst auf dem Kunstmarkt. Dort sind neben Gartenskulpturen alle Arten von Gemälden zu sehen, wie die von Petra Hübel. Sie arbeitet „figurativ“ und gestaltet Serien zu bestimmten Themen wie Wasser, Zebrastreifen oder Berufen. Aber die Leute kauften kaum etwas, was wohl auch der Inflation geschuldet sei. Trotzdem finde sie, dass auf der Kerwe „was los“ ist und ein „nettes Publikum“ kommt.

Publikumsmagnet: Die Schau mit alten Oldtimer-Traktoren und -Motorrädern zieht regelmäßig viele Leute auf die Kerwe.
Publikumsmagnet: Die Schau mit alten Oldtimer-Traktoren und -Motorrädern zieht regelmäßig viele Leute auf die Kerwe.
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