Rhein-Pfalz Kreis Kommissar Günda ermittelt wieder

Arnim Töpel hat ein ganz ausgezeichnetes Ohr für die Redeweisen, Färbungen und Betonungen der Kurpfälzer Mundart.
Arnim Töpel hat ein ganz ausgezeichnetes Ohr für die Redeweisen, Färbungen und Betonungen der Kurpfälzer Mundart.

«Schifferstadt.» Arnim Töpel war verärgert – und das ist gut. Denn er hat seinen Ärger in Kreativität verwandelt. Herausgekommen ist eine Krimi-Reihe mit Kommissar Günda (der is vun do) und seinem Assistenten Freese (net vun do). Im Schreiwer-Hais`l stellte der Autor, Kabarettist und Musiker einen neuen Fall vor. Das Buch „Mord beim Männerballett?“ brachte auch für die Gastgeberin Überraschungen.

Wenn Kommissar Günda zu seinem Assistenten Freese sagt „Fahr mol danke“, denkt das Nordlicht an eine Danksagung – nicht an Tankstelle. Die Unterschiede zwischen dem pfälzischen „danke“ (tanken), „donke“ (danken) und „dunke“ (eintauchen), hört Freese nicht auf Anhieb. Solche Missverständnisse geben Anlass zum Schmunzeln und sind ein wiederkehrender Gag in der Krimireihe. Arnim Töpel hat ein ganz ausgezeichnetes Ohr für die Redeweisen, Färbungen und Betonungen der Kurpfälzer Mundart. Und damit zu spielen, macht ihm selber Spaß. Sein amüsierter Blick auf Pfälzer Gebabbel hat einen Hintergrund: Für ihn ist es Zweitsprache. Aufgewachsen ist er nämlich in einem Hochdeutsch sprechenden Elternhaus. Schon bei früherer Gelegenheit im Schreiwer-Hais`l hat er davon erzählt, wie ihn die typisch pfälzische Kontaktaufnahme als Kind irritiert hat. Auf die Frage „Wäm g`hersch`n Du?“ hatte er erst keine Antwort. Worauf der Eingeborene „Bisch Du dabbisch“ meinte. Aber Töpel ist alles andere als „dabbisch“. Er ist Musiker, hat den Blues und den Groove, ist versierter Schriftsteller und hintergründiger Kabarettist – und das alles kommt bei seinen Auftritten zusammen. Auch in Schifferstadt macht er erst mal „Mussig“ zur Einstimmung. „Die Sunn scheint uff mein Deez, awwer s`reggent in meim Härrn“, singt er am Klavier. Und dann geht es Schritt für Schritt in die kriminellen Abgründe von Gliggerbach, einem selbstverständlich frei erfundenen, aber nicht untypischen Dorf in der Pfalz. Dort gibt es die „Gliggerbacher Grunzer“, ein Fasnachtsverein, der auch ein Männerballett hat. „Do kreischen die Weiwer!“, wenn die Pfundskerle der „Holy Haxe“ die behaarten Waden schwingen. Doch ausgerechnet der Oberfasnachter und Eintänzer fällt auf der Bühne tot um. Ein klarer Fall von „Herzkaschber“, meinen alle. Nur Kommissar Günda hat so seine Zweifel. Und so macht sich „Mister Nochdenkerles“ auf Spurensuche, unterstützt von seinem Assistenten. Gastgeberin Beate Holzwarth berichtet, dass an ihren Bücherstand, mit dem sie Feste und Märkte bereist, erstaunlich viele Männer kommen, die selber im Tutu über Bühnen stampf ... – pardon, schweben. Mit seinem Pfälzisch hat Töpel im Schreiwer-Hais`l natürlich Heimspiel: Auch das Publikum liebt die Mundart und der Künstler freut sich, dass er hier nichts „übersetzen“ muss. Manchmal spielt Töpel in seiner Musik auch mit Pfälzisch und Englisch, wie etwa hier: „Ai laaf juh änd juh laaf mie – wu laafe` mer z`amme hie?“ Kommissar Günda gibt es eigentlich schon lange, erstmals gehört wurde er in einem Lied, „Hallole, isch bin`s, de Günda“, das vor etwa 30 Jahren zu einem Radiohit wurde. In den Polizeidienst geschickt hat Töpel seine Figur, als er im Fernsehen Krimis sah, in denen Tatorte eindeutig pfälzisch waren, aber niemand Pfälzisch sprach. „Mord beim Männerballett?“ ist der sechste Fall. Töpel erzählt die Geschichte so, dass die Handlung hochdeutsch verläuft und nur die Mundartsprecher auf Pfälzisch geschrieben sind. An die phonetische Schreibweise gewöhnt man sich schnell. Aber wer sich damit schwer tut – es gibt auch Hörbücher.

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