Rhein-Pfalz Kreis Kritische Frage zu Jugenddorf-Plänen

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LIMBURGERHOF. „Ich bekomme von vielen Bewohnern des Jugenddorfes immer wieder gesagt, wie sehr sie sich darauf freuen, dass ihre Wohnungen renoviert werden. Auch werde ich ständig nach neuem Wohnraum gefragt“, betonte Bürgermeister Peter Kern (SPD) während der Versammlung. Doch mit Ausnahme einer Anwohnerin, die das Vorhaben gut fand, sahen die Anwesenden, die sich zum Teil mehrfach zu Wort meldeten, nur die negativen Seiten. Probleme hatten die Anwohner der umliegenden Einfamilienhäuser mit der Verkehrssituation in der Carl-Bosch-Straße, der Höhe der Häuser und der Wohnraumverdichtung. Die Bewohner des Jugenddorfes wollten wissen, wie ihre Wohnsituation in der Zukunft aussieht. Neben Peter Kern beantworteten auch André Zaman von „BASF Wohnen+Bauen“ und Helmut Lerch, der die Bauleitplanung erstellt hat, die Fragen. Was passiert mit den Bewohnern der Häuser im Jugenddorf? „Wir machen keine Kernsanierung, sondern eine energetische Sanierung“, sagte André Zaman. Die Mieter der Häuser, die renoviert und aufgestockt werden, könnten also während der Zeit dort wohnen bleiben. Wohnungsgröße und Eingänge blieben erhalten. Für die Bewohner des Hauses, das abgerissen wird, werde das Sozialmanagement von „BASF Wohnen+ Bauen“ die jeweils perfekte Lösung finden. Wie sieht die Parksituation aus? Die bestehenden Garagen werden abgerissen. Stattdessen werden Tiefgaragen gebaut. Während der Bauzeit werde es eine Zwischenlösung geben, erklärte Helmut Lerch. Dabei werde man sich an die Vorgaben der Gemeinde halten, die die Zahl der Parkplätze pro Wohneinheit vorschreibe, betonte Zaman. „1,4 Parkplätze pro Familie – das ist unrealistisch. Egal was die Satzung sagt, das reicht nicht“, sagte ein Anwohner. Kritisiert wurde von den Anwohnern auch, dass viele Anwohner der Carl-Bosch-Straße ihre Autos auf der Straße parkten und die Garagen anderweitig nutzten. Ein Fragesteller forderte von der Gemeinde, zu kontrollieren, ob Garagen zweckentfremdet werden. Das lehnte der Beigeordnete Willi Dörfler (SPD) ab. Wird die Verkehrssituation in der Carl-Bosch-Straße noch angespannter? Bei diesem Punkt wurde es emotional. Die Straße sei jetzt schon massiv überlastet, Kinder seien auf dem Schulweg durch die vielen Fahrzeuge gefährdet. Die Verkehrskontrollen der Gemeinde seien nicht aussagekräftig, lauteten die Vorwürfe. Hier erklärte der Beigeordnete Willi Dörfler, dass Verkehrszählungen rund um die Uhr gelaufen seien. Die mittlere Geschwindigkeit habe bei 34 Stundenkilometern gelegen, und es sei kein erhöhtes Verkehrsaufkommen zu beobachten gewesen. Dörfler kritisierte hier das Verhalten der Eltern, die ihre Kinder am liebsten mit dem Auto ins Klassenzimmer bringen würden und dabei andere Kinder gefährdeten. Lerch erklärte, dass man aufgrund des Verkehrsgutachtens bereits Parkplätze verlegt habe und bei der Planung der Tiefgaragen besonderen Wert auf die Verkehrssicherheit lege. Warum werden nicht alle Wohnblöcke abgerissen und das Gelände neu bebaut? Das jetzige Vorhaben sei Flickwerk, bemerkte ein Anwohner, außerdem brauche man bezahlbaren Wohnraum. Dagegen wehrte sich Zaman vehement. Es werde zeitgemäß renoviert und die Wohnungen seien im mittleren Preissegment. Das Jugenddorf sei ein Relikt aus der Baugeschichte, das erhalten werden sollte, fand Lerch. Warum werden Türme gebaut? Auf diese Frage kamen sowohl Anwohner als auch Bewohner immer wieder zurück. Gemeint sind damit die Anbauten an vier Häusern, die je zwölf Meter lang, breit und hoch sind. „Jetzt hören Sie doch endlich mal auf, von Türmen zu sprechen, das sind keine Türme, das sind Würfel!“, sagte Lerch sichtlich entnervt. Die Firsthöhe der höchsten Gebäude betrage maximal zwölf Meter bei den viergeschossigen und 9,50 Meter bei den dreigeschossigen Gebäuden. Die Staffelgeschosse seien so weit zurückversetzt, dass sie von den Anwohnern von deren Gärten aus gar nicht gesehen werden könnten. Warum wird so starke Wohnraumverdichtung geplant? Auch diese Frage kam immer wieder auf. Peter Kern antwortete, dass man weit unter dem Grenzwert bleibe. Erlaubt wäre eine Grundflächenzahl von 0,4. Heißt: 40 Prozent der Fläche dürften bebaut werden. Tatsächlich sehe die Planung nur eine Grundflächenzahl von 0,24 vor. Wo liegen die Baustellenzufahrten? Gibt es auf den Flachdächern Balkone, von denen aus die Gärten eingesehen werden können? Über diese Details könne es jetzt noch keine Auskünfte geben, denn das werde im Bauantrag festgelegt, jetzt gehe es um die Rahmenbedingungen, die Bauleitplanung, erklärte Planer Lerch. Was passiert mit der Kritik, die an diesem Abend geäußert wurde? „Es sind viele Gemeinderatsmitglieder heute anwesend. Wir haben ihre Einwände gehört, sie gehen in den Köpfen der Politiker herum“, sagte Bürgermeister Kern. Das Thema werde in der nächsten Sitzung des Bauausschusses noch einmal beraten und dann offengelegt. „An dieses Verfahren halte ich mich, es gibt nichts anderes. Meinen Sie, dass wir hier heute abstimmen?“

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