Rhein-Pfalz Kreis Mutmaßliche Schläger schweigen

«Speyer.» Weil sie beim Andechser Bierfest in Haßloch im September 2016 einen 31 Jahre alten Mann zusammengeschlagen haben sollen, mussten sich gestern ein inzwischen 22-jähriger Mannheimer und ein 20-jähriger Schifferstadter vor dem Jugendschöffengericht am Amtsgericht Speyer verantworten. Am nächsten Verhandlungstag sollen weitere Zeugen gehört werden.

Die Schlägerei auf dem Bierfest war nicht die einzige Tat, die dem Mannheimer zur Last gelegt wurde. Er soll im Juli 2017 ein Elektro-Mountainbike in einem Neustadter Baumarkt gestohlen haben. Dies gestehe er, erklärte sein Anwalt Ulrich Neumann aus Mannheim. Zu der Schlägerei wollte sich der 22-Jährige dagegen wie der Mitangeklagte, der von Rechtsanwalt Hans Heinrich Schweppe aus Ludwigshafen verteidigt wurde, nicht äußern. Der 31-jährige Geschädigte trat als Nebenkläger mit seiner Anwältin Claudia Schneider aus Worms auf. Statt ihrer sagten zehn Zeugen aus, und jeder erzählte eine etwas andere Geschichte. Der Nebenkläger sagte als erster aus. Gegen 1.30 Uhr sei es gewesen, der Trubel weniger geworden, als er plötzlich von hinten einen Schlag auf den Kopf bekommen habe. Dann sei er festgehalten und sein Kopf nach unten gedrückt worden, während ihn ein anderer von vorne so hart ins Gesicht geschlagen habe, dass er nach vorne gefallen sei. Er habe Tritte mehrerer Personen gespürt und kurzzeitig das Bewusstsein verloren. Bei der späteren medizinischen Versorgung habe man einen mehrfachen Nasenbeinbruch und zahlreiche schmerzhafte Prellungen und Hämatome festgestellt. Seine Anwältin stellte später einen Antrag auf angemessenes Schmerzensgeld. Ob die beiden Angeklagten seine Angreifer waren, dazu konnte er kaum Verwertbares sagen. Auch die anderen Zeugen – alle zwischen 17 und 29 Jahre alt – hatten ihre Schwierigkeiten. Alle hatten Geschrei gehört und Schläge gesehen, und dann sei schon alles vorbei gewesen. Die meisten hatten einiges getrunken, das machte es nicht einfacher. Die Personenbeschreibungen gingen auseinander: Der eine war kleiner, der andere größer. Der Größere habe eine Wollmütze oder einen Männerdutt getragen, trat vor Gericht aber mit kurzem Haar auf. Am klarsten – und am meisten belastend – war die Aussage einer 21-jährigen Krankenpflegerin, die nüchtern war und Erste Hilfe leistete. Sie habe beide Angeklagte flüchtig vom Sehen gekannt und wiedererkannt. Sogar der Name des einen sei anfeuernd gerufen worden. Zum Schluss benannte der Jüngere noch seinen Cousin als Zeugen dafür, dass er mit dem zusammen an einer ganz anderen Stelle gestanden habe, von wo er mitbekommen habe, dass weiter weg die Polizei zu einer Schlägerei gekommen sei. „Ich schwör’, 100 Prozent war mein Cousin nicht dabei“, sagte er. Dann kam auch noch der andere und bot als Zeugin seine Freundin an, mit der er ebenfalls an einer anderen Stelle gestanden habe. Was sie zu sagen hat, wird vor Gericht am 10. April, 10 Uhr, zu hören sein.

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