Rhein-Pfalz Kreis „Nicht unverdient gewonnen“

Johannes Steiniger nahm gestern Abend die Glückwünsche seines Vorgängers Norbert Schindler (rechts) und des Vorsitzenden des CDU
Johannes Steiniger nahm gestern Abend die Glückwünsche seines Vorgängers Norbert Schindler (rechts) und des Vorsitzenden des CDU-Kreisverbands Bad Dürkheim, Markus Wolf (links), entgegen.

«Neustadt/ Speyer.» Johannes Steiniger hat das Direktmandat im Wahlkreis 208 Neustadt-Speyer für die CDU verteidigt. Der nun legitimierte Nachfolger von Norbert Schindler, welcher den Wahlkreis von 1994 an sechsmal in Folge gewonnen hatte, kam im gesamten Wahlkreis auf exakt 40 Prozent der Erststimmen. Damit wies der 30-Jährige seine Herausforderin Isabel Mackensen klar in die Schranken.

„Das Gesamtergebnis stellt uns natürlich nicht zufrieden, wir haben doch massiv Stimmen verloren“, blickte Johannes Steiniger mit gemischten Gefühlen auf die CDU-Resultate im Bund und im Wahlkreis. Persönlich war der 30-Jährige, der mit gut 120 Parteifreunden im Maler-Ernst-Saal der Vier Jahreszeiten Winzer in Bad Dürkheim feierte, natürlich „froh, dass wir den Wahlkreis wieder deutlich gewonnen haben und er weiter in CDU-Hand ist.“ Mit Blick auf den Bundestag, dem Steiniger seit 2013 angehört, sei die Situation aus seiner Sicht „sehr kompliziert“: Angesichts des Abschneidens einer „starken FDP und starken Grünen“ erwartet der Abgeordnete „sehr schwierige und langwierige Koalitionsverhandlungen“. Auch allgemein werde sich „mit den neuen AfD-Kollegen im Bundestag etwas verändern“. „Das ist ein sehr, sehr bitterer Abend für die SPD“, sagte Isabel Mackensen. Weder bei den Erst- noch bei den Zweitstimmen habe man erreicht, was man sich vorgenommen hatte. „Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, dass ich das Direktmandat gewinnen will. Und ich habe alles gegeben“, sagte die 30-Jährige. Aber auch Johannes Steiniger habe „ein wahnsinniges Pensum absolviert und nicht unverdient gewonnen“. Dass die SPD auf Bundesebene sofort verkündet habe, nicht mehr für eine Große Koalition zur Verfügung zu stehen, begrüßt Mackensen: „Ich habe schon vor vier Jahren gegen die GroKo gestimmt.“ Sein Bekanntheitsgrad sei für ein besseres Ergebnis nicht hoch genug gewesen, sagte AfD-Direktkandidat Wolfgang Kräher. Er ordnete das Resultat als respektabel ein. Auf das Gesamtergebnis der AfD dagegen sei er stolz. Er freue sich, dass das Ziel erreicht worden sei, drittstärkste politische Kraft in Deutschland zu werden, sagte der Dürkheimer, der am Abend beim AfD-Wahltreffen im Bobenheimer Restaurant „Exquisite“ war. Sehr zufrieden war FDP-Kandidat Markus Dürr: „Wir haben im Wahlkreis und auf Bundesebene ein großartiges Ergebnis erreicht.“ Mit seinen knapp sieben Prozent bei den Erststimmen kann der 23-Jährige gut leben – schließlich habe man das Ergebnis im Vergleich zu 2013 verdoppelt. Die Bürger hätten gemerkt, „dass die liberale Stimme der Mitte im Bundestag in den vergangenen vier Jahren gefehlt hat“, nannte Dürr als Grund für das gute Abschneiden seiner Partei. Mit dem Abschneiden der Grünen von knapp neun Prozent auf Bundesebene und ihrem eigenen Ergebnis von 7,6 Prozent zeigte sich Bundestagskandidatin Misbah Khan für den Wahlkreis Neustadt-Speyer gestern sehr zufrieden: „Wir haben einen reinen Zweitstimmenwahlkampf geführt und unser Ergebnis im Vergleich zur letzten Bundestagswahl etwas verbessern können.“ Erschreckend sei allerdings zu sehen, wie stark die AfD geworden sei, sagte die 27-Jährige aus Meckenheim, die den gestrigen Abend auf einer Wahlparty der Grünen in Mainz verbrachte. „Der Ball liegt jetzt bei der Union“, sagte Khan zu einer möglichen Jamaika-Koalition. Für die Grünen wäre dies nur akzeptabel, wenn dies grüne Ergebnisse brächte. Dass er bei den Erststimmen „leider hinter den Kandidaten der anderen Parteien“ lag, konnte Max Keck (Linke) verschmerzen: „Uns waren die Zweitstimmen sowieso wichtiger. Da sehe ich leichte Zuwächse in den Gemeinden bei uns, das stimmt mich positiv“, meinte der 20 Jahre alte Youngster im „Talentschuppen 208“. Auf Bundesebene habe die Linke leider nicht das erhoffte zweistellige Ergebnis erzielt, räumte der Böhl-Iggelheimer ein. „Mit der AfD ist künftig nicht nur der Rassismus, sondern eine weitere neoliberale Partei im Bundestag, und die FDP kommt wahrscheinlich in die Regierung“, so Keck: „Ich befürchte mehr Sozialabbau ...“ „Das Ergebnis ist realistisch“, sagte Marion Schleicher-Frank (FW) gestern Abend. Das Wahlergebnis auf Bundesebene sei zwar „nicht überraschend“, aber dennoch enttäuschend. Natürlich wünsche man sich für die eigene Partei „immer mehr, aber wir arbeiten weiterhin an der Fünf-Prozent-Hürde“. In ihrer Heimatstadt hat die Schifferstadterin diese mit 8,3 Prozent schon geknackt und 0,5 Prozentpunkte besser abgeschnitten als bei ihrer ersten Kandidatur 2013. Nach der Mühe der vergangenen Wochen, sagte die Schifferstadterin, werde natürlich auch gefeiert. Diesmal in Neustadt. Dort hat Parteikollege Marc Weigel die Oberbürgermeisterwahl gewonnen.

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