Rhein-Pfalz Kreis Pfälzer sorgen in Indien für große Augen

In Indien muss man viel mit dem Kopf wackeln und winken. Diese Erfahrung haben Uwe Rehren, Jörg Guhmann und Hans-Jürgen Mayer gemacht. Die drei Pfälzer, die mit einer motorisierten Rikscha 2800 Kilometer durch die Heimat von Mahatma Gandhi gefahren sind, berichten von unfassbaren Erlebnissen. Etwa wie ein Impfpass zum Führerschein wurde.

Altrip

/Neuhofen. Die Szene ist bekannt: Beispielsweise aus dem Hollywood-Film „Pretty Woman“. Ein Gast fährt mit seinem teuren Gefährt an einem ebenso teuren Hotel vor. Junge Männer im Livree nehmen den Schlüssel entgegen und parken die Nobelkarosse im zugehörigen Parkhaus. Nun ist eine Rikscha kein Bentley, aber das Prinzip kann genauso funktionieren, wenn man mit einem fahrenden Rasenmäher in einem indischen Sheraton-Hotel absteigt. Hans-Jürgen Mayer (49) aus Altrip erzählt die Geschichte en Detail. Und noch immer lachen sich alle halb tot über die augenzwinkernde Geste des jungen Hotelangestellten, als er das motorisierte gelbe Dreirad mit dem Motiv der Palatina Rieslingtigers hinters Hotel neben die dort geparkten Karossen chauffierte. Inzwischen kann Mayer wieder richtig lachen, dabei war der Anlass für den Stop im Sheraton kein sehr lustiger. Der Altriper hatte sich in der zugigen Rikscha bei Temperaturen zwischen 10 Grad und 40 Grad eine Grippe eingefangen, und die beiden Kumpels – der bisherige Pächter des Kiosks an der Neuhofener Schlicht, Uwe Rehren (51), und der Gastronom Jörg Guhmann (43) – wollten ihm eine Nacht Erholung in einem adäquaten Bett, eine richtige Dusche (vielfach besteht eine indische Dusche nur aus zwei Eimern) und ein wenig Komfort ohne den dauernden Smog ermöglichen. „Ich habe vier T-Shirts durchgeschwitzt in dieser Nacht“, sagt Mayer. Als er wieder fit war, ging die Tour weiter, die im südindischen Kochi startete und in Jaisalmer an der Grenze zu Pakistan endete. Der Rickshaw-Run, eine Art Spendenlauf einer Event-Agentur für das Umweltschutzprogramm „Cool Earth“, hat die Erwartungen der drei Pfälzer mehr als erfüllt. „Wir sind drei Alpha-Männchen, aber wir waren ein super Team“, finden sie. Von 104 gestarteten Teams waren sie das einzige aus Deutschland. Nicht verwunderlich fanden die Pfälzer, dass zahlreiche Holländer vertreten waren. „Coole Jungs“, findet Rehren. Beim großen Startschuss habe es von den Veranstaltern „The Adventurists“ den Hinweis an die anderen Teams gegeben, sich in punkto Organisation an den Deutschen zu orientieren. Die jedoch ließen es, anders als die US-Amerikaner, die die Tour wohl als Wettrennen gesehen hätten und am schnellsten im Ziel gewesen seien, ruhig angehen. Sie genehmigten sich hier und dort ein indisches „Kingfisher“-Bier, beschenkten zwischendurch kleine indische Dorfschulen mit Schreibutensilien und schossen vor allem viele Selfies mit indischen Kindern. „Weiße Menschen in einer angemalten Rikscha – das hat uns in meist fassungslose Gesichter blicken lassen“, erinnert sich Rehren. Das indische Kastensystem sehe eben vor, dass ein Rikscha-Taxifahrer seinen Beruf quasi an die nächste Generation weitervererbt. „Die Kinder wollten Fotos mit uns, obwohl sie gar keine Kamera hatten“, erzählt Mayer, der in den vergangenen Tagen Hunderte Fotos gesichtet hat, auf denen er mit Indern zu sehen ist. „Ich kam mir vor wie ein Alien“, sagt Rehren lachend. Der gemeine Inder sei im ersten Moment skeptisch, aber dann sehr herzlich und neugierig, haben die Männer erfahren. Als kleine „Bestechung“ habe Jörg Guhmann einige Dutzend Leuchtarmbänder, die es hierzulande auf jeder Kerwe zu kaufen gibt, mit nach Indien genommen. Das habe in einem Fall dazu geführt, dass fast ein ganzes Dorf mit einem Arm in der dreisitzigen Rikscha hing, während Guhmann Bänder an jedem einzelnen anbrachte. Kein Band mehr bekommen hat schließlich der Polizist, der statt im Führerschein im Impfpass von Jörg Guhmann blätterte und das Dokument unbeanstandet an die pfälzische Rikscha-Besatzung zurückgab – mit der Anweisung, weiterzufahren. Ähnlich problemlos funktionierte die Tour meist an Mautstationen der verschiedenen Bundesstaaten, die die Männer passierten. „Wir haben einfach mit dem Kopf gewackelt und gewunken. So mussten wir nichts bezahlen“, schildert Mayer, der als Schrauber fast arbeitslos war, weil der Motor der Rikscha nahezu anstandslos funktionierte. Das sei bei anderen Teams anders gewesen. Unterwegs habe man einem kanadischen Team mit zwei jungen Damen geholfen und dafür eine Essenseinladung erhalten. Einer australischen Mannschaft, die nur mit Flip-Flops, kurzen Hosen und T-Shirts angereist war, boten die Pfälzer an kalten Abenden Kleidung an. Nach 15 Tagen waren alle bis auf ein italienisches Team am Ziel – mit vielen Bildern im Gepäck und Wackelkopf.

x