Vor der Wahl im Porträt Römerberg: Bei Matthias Hoffmann überwiegt trotz Gegenwind der Spaß

Viel beschäftigt: Matthias Hoffmann, hier vor der Heiligensteiner Grundschule.
Viel beschäftigt: Matthias Hoffmann, hier vor der Heiligensteiner Grundschule.

Vier Kandidaten haben sich bei den Kommunalwahlen vor fünf Jahren um das Amt des Römerberger Ortsbürgermeisters beworben. Im Jahr 2024 gibt es mit dem Grünen Matthias Hoffmann nur einen Kandidat – was der Amtsinhaber selbst bedauert.

„Unter dem demokratischen Aspekt ist es schade und traurig“, sagt Hoffmann dazu, dass am 9. Juni in Römerberg nur ein Bürgermeisterkandidat auf dem Stimmzettel stehen wird. Gleichzeitig versteht er, warum sich außer ihm kein Bewerber gefunden hat. „Ich komme manchmal auf eine 90-Stunden-Woche“, berichtet der 61-Jährige. Und das in einem Ehrenamt. Seine Tätigkeit bei der BASF in Limburgerhof hat er deshalb schon vor Jahren aufgegeben. Zeit für Hobbys bleibt ihm im Prinzip nicht: „Mein Hobby ist die Gemeinde“, sagt er.

Was motiviert ihn, sich noch einmal für die kräftezehrende Aufgabe als Bürgermeister einer 10.000-Einwohner-Gemeinde zu bewerben? Viele Projekte seien in den vergangenen Jahren angestoßen worden. „Ich möchte auch erleben, dass sie fertig werden“, sagt der Bürgermeister. Die Park-and-Ride-Anlage in Heiligenstein, die „fix und fertig eingetütet“ sei und nur noch gebaut werden müsse, nennt er als Beispiel, oder den Radweg entlang der Bahnlinie, für den die Grundstücke gekauft seien. Bei der geplanten Kita im Baugebiet W3 warte die Gemeinde auf die Baugenehmigung. Anderes, zumal wenn es außerhalb seiner Entscheidungsgewalt liegt wie die Ortsumgehung, werde er wohl nicht mehr in seiner Amtszeit erleben, ist Hoffmann realistisch.

Besonders wichtig ist dem Bürgermeister, die Starkregenschutzmaßnahmen in Heiligenstein und Mechtersheim zügig umzusetzen. Das Thema war auch jenes, das in der zurückliegenden Amtszeit die schärfste Kritik hervorgerufen und bei dem 61-Jährigen selbst die tiefsten Wunden hinterlassen hat. Der verunglückte Wall gegen das Wasser in Mechtersheim, der wieder abgetragen werden musste, war für Hoffmann eine Belastung – und ist es nicht zuletzt finanziell immer noch, weil die Kostenübernahme noch nicht geklärt ist und Anwälte tätig sind. Am Ende müssen für Hoffmann „die Dinge, die Spaß machen, überwiegen gegenüber den Dingen, die frustrieren“. Zu den Dingen die Spaß machen zählt er zum Beispiel die Digitalisierung des Bauhofs, die gerade ansteht. Spezielle Software soll beispielsweise beim Winterdienst oder bei der Spielplatzkontrolle helfen.

„Annähernd zufrieden“

Gelernt hat Matthias Hoffmann in seinen ersten fünf Jahren als Ortsbürgermeister vieles: „Am Anfang habe ich gedacht, ich muss jedes Problem sofort lösen“, sagt er. Mittlerweile wisse er: Manchmal ist Geduld gefragt. „Und manches kann man auch nicht so lösen, wie es sich die Bürger vorstellen“, ist ihm klar geworden. Trotzdem sei er „annähernd zufrieden“, wenn er seinen Flyer von vor fünf Jahren mit dem vergleiche, was erreicht worden sei. „Den Bürgerbus gibt es. Fahrradboxen sind angeschafft worden. Die gemeindeeigenen Steinwüsten auf Verkehrsinseln wurden weitgehend beseitigt“, nennt er Beispiele. Solche Erfolge geben ihm die Motivation weiterzumachen, wenn ihm die Wähler das Vertrauen aussprechen. Besondere Auswirkungen, weil die Ampel auf Bundesebene viel Kritik einstecken muss, spürt Hoffmann nicht. „Als Grüner ist man Gegenwind gewohnt“, sagt er.

Plakate vom einzigen Römerberger Bürgermeisterkandidaten wird es nicht geben, Hoffmann will das Geld lieber spenden. Auch auf einen Haustürwahlkampf verzichtet er. „Wenn mich die Leute jetzt noch nicht kennen, dann habe ich etwas falsch gemacht“, findet er.

Zur Person

Matthias Hoffmann ist 61 Jahre alt, verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Bei der BASF machte er eine Ausbildung zum Biologielaborant und arbeitete 40 Jahre lang im BASF-Agrarzentrum Limburgerhof. 2020 gab er den Beruf auf, um sich auf die kommunale Arbeit zu konzentrieren. Bei den Grünen ist Hoffmann seit 1999, Ortsbürgermeister ist er seit 2019.

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