Rhein-Pfalz Kreis Schluss mit dem Gekrächze

«Rödersheim-Gronau.» Eigentlich wollte die CDU-Fraktion nur, dass die Platanen auf dem Schwanenplatz im Ortsteil Rödersheim zurückgeschnitten werden. Den entsprechenden Antrag hat Ortsbürgermeister Karl Arnold (parteilos) in der jüngsten Sitzung des Ortsgemeinderats aber für einen flammenden Appell genutzt: gegen die Krähen, die sich dort eingenistet haben, und Naturschutzgesetze, unter denen seine Bürger leiden würden.

Die Christdemokraten wiesen zunächst lediglich darauf hin, dass die Platanen inzwischen eine beträchtliche Größe erreicht und einige Bürger Bedenken bezüglich der Standfestigkeit hätten. Es seien auch tatsächlich schon kleinere Äste heruntergefallen, die aber keine Schäden anrichteten. Um Schäden zu vermeiden und ihre Sicherungspflicht zu erfüllen, solle die Kommune die Bäume daher wie in der Vogelsangstraße zurückschneiden und gegebenenfalls mit einem Gutachten überprüfen lassen, forderte Fraktionschef Matthias Kling. Dazu erklärte die Gemeindeverwaltung, die Platanen seien seit 2014 siebenmal kontrolliert worden, zuletzt im März dieses Jahres. Dabei seien allenfalls leichte Beschädigungen festgestellt worden, Pflegemaßnahmen daher keine vorgesehen – zumal bereits Rückschnitte erfolgt seien. Sie wie in der Vogelsangstraße in Kopfbäume umzuwandeln, ergebe weder ökologisch noch ökonomisch Sinn. Das sei dort auch nur wegen eines Sturmschadens gemacht worden. Und: Da sich auf den Platanen auf dem Schwanenplatz Krähennester befinden, verbiete das Bundesnaturschutzgesetz jeglichen Rückschnitt. Eine Ausnahmegenehmigung müsste bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd als Oberer Naturschutzbehörde beantragt werden. Ein Vertreter derselben habe bei einem Ortstermin jedoch schon klar gemacht, dass er einer Vergrämung wie auf dem Spielplatz in der David-Möllinger-Straße auf dem Schwanenplatz auf keinen Fall zustimmen werde. Das wiederum brachte den Ortsbürgermeister auf die Palme. Wer sich auf dem Schwanenplatz in der Mitte des Ortsteils aufhalte, werde nicht nur von der Mächtigkeit der Platanen erschlagen, sondern auch von dem Gekrächze der 20 Krähenpaare erschreckt. Bestes Beispiel sei sein zwei Jahre junger Enkel. „Als ich mit ihm dort vorbeilief, fing er an zu weinen, hielt sich die Ohren zu und wimmerte ,Angst’“, berichtete Arnold. Wie müsse es da erst den Menschen gehen, die den Lärm Tag und Nacht erdulden müssten – ganz zu schweigen von dem hygienischen Problem, das der herabfallende Krähenkot verursache. „Ich bin sehr für den Naturschutz, aber wenn er die Lebensqualität und Gesundheit meiner Bürger nicht nur einschränkt, sondern schädigt, werde ich alle Mittel einsetzen, um das zu verhindern“, erklärte er. Daneben hob der Ortschef die widersprüchliche Gesetzgebung hervor. Einerseits sollten die Dorfmittelpunkte aufgewertet und verdichtet werden, andererseits ermögliche der Naturschutz just dort die explosionsartige Vermehrung der Krähen. „Wenn wir nicht schnellstens eingreifen, können wir die Sanierung der alten Dorfkerne vergessen.“ Hier müsse der Gesetzgeber unbedingt nachbessern. Die Ursache der heutigen Probleme verortete Arnold in der Vergangenheit. Bei der Flurbereinigung vor 50 Jahren sei auf Naturschutz kein Wert gelegt worden, weshalb damals fast alle Bäume im Dorfumfeld gefällt wurden. Später sei versucht worden, das mit Regenrückhaltebecken, Ausgleichsflächen sowie dem Anpflanzen und Erweitern von Baumgruppen wiedergutzumachen. „So haben wir eine ansehnliche Vegetation geschaffen“, sagte er. Allein für die Baumpflege fielen inzwischen jährliche Kosten von 40.000 Euro an. Von einem Extrem ins andere, fasste der Ortsbürgermeister diese Entwicklung zusammen und bekräftigte: „Wir sind nun an dem Punkt angelangt, an dem auch dem Naturschutz Grenzen gesetzt werden müssen.“ Den Kampf gegen die Krähenplage machte Arnold daher zur Chefsache. „Ich werde Kontakt zum Mutterstadter Bürgermeister Hans-Dieter Schneider aufnehmen, der in seiner Gemeinde ein ähnliches Problem hat, und mit dem Bundestagsabgeordneten Torbjörn Kartes, der zu diesem Thema ja eine Anfrage beim Bundesumweltministerium gestellt hat“, kündigte er im Gespräch mit der RHEINPFALZ an.

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