Rhein-Pfalz Kreis Schmecken, spucken, punkten

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Durch 9000 Weinproben allein aus dem Anbaugebiet Pfalz müssen sich die Prüfer der Landwirtschaftskammer derzeit durcharbeiten. Goldene Münze, silberne, bronzene oder durchgefallen – darüber fällt hier die Entscheidung. Aus welchem Betrieb die Tropfen kommen, ist – natürlich – nicht bekannt.

„Hier fehlt ein halber Punkt auf Silber.“ – „Ich geh’ auf 10,5“ – „Ich bleib’ bei zwölf.“ Solche und ähnlich merkwürdige Sätze fallen an einem üblichen Probentag wie Anfang der Woche. Kammerpräsident Norbert Schindler witzelt: „Klingt ein bisschen nach Skat.“ In Wirklichkeit ist es alles andere als ein Spiel. Es geht um die Kammerpreismünzen, eine Auszeichnung des Landes Rheinland-Pfalz für überdurchschnittlich gute Weine. Jeweils fünf Prüfer bilden ein Team, sie testen die gleichen Weine und vergeben unabhängig voneinander Punkte. Die Höchstzahl ist 15. Anschließend wird daraus die Kammerbewertung gebildet. Dabei kommt es durchaus vor, dass die Prüfer nicht einer Meinung sind, besonders bei den mittleren Qualitäten. „Bei den Topqualitäten sind wir uns meistens einig, bei den schlechteren Weinen auch“, sagt Prüfer Werner Stoffel, Kellermeister bei der Winzergenossenschaft Herxheim am Berg. Gibt es Unterschiede, wird diskutiert, manchmal um Werte gekämpft, manchmal werden eigene Fehler eingeräumt. Die meisten Prüfer, die hier zum Einsatz kommen, sind schon jahrelang dabei. Werner Stoffel beispielsweise seit 40 Jahren. Entsprechend zahlreich sind die Episoden, die zum besten gegeben werden können. Wie etwa die Geschichte von jenem selbst ernannten Weinkenner, der aus fünf verschiedenen Gläsern den gleichen Wein trank und dann fachmännisch ein Qualitätsranking festlegte. Oder über einen Prüfer, der seinen eigenen Wein durchfallen ließ. Wein testen will auf jeden Fall gelernt sein. Die Landwirtschaftskammer bildet die Prüfer selbst aus, derzeit steht ein Pool von rund 80 Leuten zur Verfügung. Darunter 25 Frauen, wobei das keinen Unterschied mache, wie die Prüfer betonen. Ein Einsatztag dauert etwa zweieinhalb Stunden, in dieser Zeit müssen knapp 50 Weine getestet werden. Getrunken wird indes nur Wasser. Der Wein wird ausgespuckt. Zehnmal Gold, 21-mal Silber, elfmal Bronze, siebenmal durchgefallen: Das ist die aktuelle Bilanz eines der beiden Teams. Ein durchaus übliches Ergebnis, wie Thomas Weihl, Leiter der Neustadter Dienststelle der Landwirtschaftskammer, erklärt. Insgesamt sind die Prüfer vom Weinjahrgang 2015 recht angetan. Schon die Anzahl der eingereichten Proben, die mit 9000 deutlich über der des Vorjahrs gelegen habe, weise auf eine überdurchschnittliche Qualität hin, meint Schindler. Die Proben ziehen sich insgesamt über drei Wochen hin, Prämierungsfeier ist Ende November im Saalbau. |kkr

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