Römerberg Störche: Nach sieben Jahren volles Nest

Storchennest in Berghausen: Eine Storchenfamilie hat es vor wenigen Wochen in Beschlag genommen.
Storchennest in Berghausen: Eine Storchenfamilie hat es vor wenigen Wochen in Beschlag genommen.

Sieben Jahre ist es her, dass Christian Reeb aus Berghausen auf seinem Grundstück ein Storchennest aufgestellt hat. Doch Störche ließen sich keine blicken – bis vor wenigen Wochen.

Wenn Christian Reeb auf seiner Dachterrasse in Berghausen steht, dann kann er derzeit häufig ein besonderes Naturschauspiel erleben: Ein Storchenpaar füttert ein Junges in einem Nest. Das Storchennest steht seit sieben Jahren auf Reebs Streuobstwiese in der Nähe des Berghausener Ortseingangs westlich der Bahngleise. „Ein Bekannter hat sich auf seiner Wiese Holz anliefern lassen“, erinnert sich der 50-Jährige, wie er zu dem Nest kam. Die Baumstämme zersägte der Nachbar für Brennholz. Reeb, dem aufgefallen war, dass es in seinem Ortsteil für Störche kaum Gelegenheit zum Brüten gibt, dachte sich, dass ein solcher Stamm doch gut als Mast für ein Nest dienen könnte. Er bat seinen Bekannten, ihm einen Stamm zu überlassen. „Ich habe dann ein Loch mit dem Bagger gegraben“, berichtet der Berghausener. Mit Unterstützung habe er dann den zirka zwölf Meter langen Mast darin versenkt.

Allerdings tat sich zunächst einmal lange nichts in Reebs Storchennest: „Fünf Jahre ist es nicht besucht worden“, berichtet er. „Erst als wir es vor zwei Jahren mit Weidenzweigen und Heu belegt haben, ist es interessant geworden.“ Allerdings waren es zunächst keine Störche, die das Nest für sich entdeckt haben. „Letztes Jahr hat eine Nilgans darin gebrütet“, erzählt der Römerberger. Diese habe ihr Nest auch gegen Störche, die dann ebenfalls Interesse daran zeigten, verteidigt. Im Mai diesen Jahres war die Nilgans verschwunden und Störche haben das Nest in Beschlag genommen. „Sie haben erst spät angefangen zu brüten“, berichtet Reeb. Das war nach seiner Einschätzung ihr Glück, denn während anderswo durch den Starkregen ein großer Teil des Storchennachwuchses nicht überlebte, können sich die Berghausener Störche über ein putzmunteres Junges freuen.

Einen Namen hat Reebs Familie dem Jungtier auch schon verpasst: „Alexa von der Lotsch“, denn „Lotsch“ nennt sich das Gebiet, in dem die Reeb’sche Streuobstwiese liegt. Bei deren Bewirtschaftung nimmt Christian Reeb nun Rücksicht auf die neuen Bewohner. „Die Wiese habe ich zuletzt nicht mehr gemäht, damit die Störche nicht gestört werden“, berichtet der Berghausener.

Zur Sache

Zwischen Mitte der 1970er und Mitte der 1990er Jahre gab es laut der Aktion Pfalzstorch in Rheinland-Pfalz keine Störche mehr. Nach einem Tiefpunkt von nur noch 15 Storchenpaaren im Jahr 1975 habe man im benachbarten Baden-Württemberg mit der Storchenaufzuchtstation in Schwarzach ein Weißstorch-Wiederansiedlungsprojekt gestartet. Dieses sei 1997 mit 151 Brutpaaren und 383 frei ausgeflogenen Jungstörche erfolgreich abgeschlossen worden. Die verbliebenen Vögel wurden laut den Vogelschützern nach Rheinland-Pfalz überführt, wo der Storch sich in den folgenden Jahren wieder ausbreitete. „Die heutige Population von Weißstörchen in Rheinland-Pfalz ist freilebend, selbstversorgend und selbstregulierend“, informiert die Aktion Pfalzstorch. „Mit etwa 522 Storchenpaaren und über 992 flüggen Jungstörchen im Jahr 2022 steht der Weißstorchbestand auf stabilen Füßen. “ Im Speyerer Umland fühlen sich Störche besonders auf der Kollerinsel wohl, wo derzeit 16 Jungstörche in sechs Nestern aufwachsen. Aber auch anderswo, zum Beispiel in Mechtersheim, gibt es Nester, die immer wieder von Störchen angesteuert werden.zin

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