Rhein-Pfalz Kreis Stadt wird zur Flaniermeile

Reverend Krug und die B-Jugend spielten auf dem Schillerplatz vor dem Eiscafé auf.
Reverend Krug und die B-Jugend spielten auf dem Schillerplatz vor dem Eiscafé auf.

«Schifferstadt.» Sieben Bands in sieben Gaststätten in der Innenstadt, dazu nahezu tropische Temperaturen: „Swinging Schifferstadt“ hat am Freitagabend Stimmung und Leben ins Zentrum gebracht. Mit dem ebenfalls zum Jubiläum 1150 Jahre Schifferstadt stattfindenden Mittelaltermarkt hat sich Schifferstadt zu einem großen Feierort mit Festival- und Flaniermeile gewandelt.

Ein abendlicher Spaziergang durch Schifferstadt, von Lokal zu Lokal, Konzert zu Konzert. Beim Fuchsbau in der Speyerer Straße kann man sich mit der Gruppe M-Town Groove einstimmen. Ein Saxofon, die zierliche Sängerin mit starker Soul-Stimme, Schlagzeug, Gitarre und Bass – mehr braucht es nicht, um die hitzebedingten Fächerbewegungen des Publikums im schattigen Hof rhythmisch werden zu lassen. Die Mannheimer Band hat einen bunten Strauß aus Soul, Funk und Blues-Liedern im Gepäck. Familien passieren, Radfahrer halten an, überall lächelnde Gesichter bei den Vorbeifahrenden. Bei „Who Did You Think I Was“ von John Mayer wird das Saxofon gegen die Mundharmonika getauscht. Die kleine Völkerwanderung an der Speyerer Straße stoppt ein paar Schritte weiter bei der Klangschmiede. Mit dem Durchschreiten der Eingangstür betritt man eine völlig andere Welt. Während draußen noch die Klänge aus dem Fuchsbau nachwehen, tauchen die Besucher hier in die klimatisierte Dunkelheit. Dominik Wrana singt dort und begleitet sich selbst mit seiner Akustikgitarre. Seine leicht rauchige Stimme zieht die Zuhörer in seinen Bann. Er spielt eine Mischung aus eigenen Songs und Coverstücken, darunter Johnny Cash und Depeche Mode. Da es das einzige Konzert in einem Innenraum ist, ist es leicht zu übersehen, doch der Raum ist bald voll, was nicht zuletzt an der angenehmen Kühle liegt. Vom ruhigen Wegträumen und Tragenlassen mit der Musik geht es raus in die Hitze und mitten rein in die Menge, die vor dem Jak Fouquet steht. Auch auf der anderen Seite, beim Cafe Gaudi, sind alle Plätze belegt. Das Duo Diddy Metzger und Peter Stahl bezeichnet seine Musik als avantgardistischen Roots-Rock. Den liefern die Herren auch ab. Rau, rockig, treibender Bass, quietschende Gitarren, für handgemachten Rock braucht es keine große Band. Dabei können die beiden auch leise. Es sind die schroff daherkommenden Rock-Blues-Varianten, die die Menge begeistern. Zwischendurch wird auch mal eine Mundharmonika fürs Western-Gefühl ausgepackt. Entlang der Ludwigstraße wird der Weg kurz ruhiger, bevor man auf dem gut besuchten Schillerplatz von ungewöhnlichen Klängen überrascht wird. Ein Schoppe-Glas als Posaunendämpfer charakterisiert die besondere Combo Reverend Krug und die B-Jugend, die vor dem Eiscafé La Piazza auftritt, besonders gut. Die mobile Band läuft zwischen den Menschen umher und überrascht damit ein Kleinkind im Buggy, das die großen Instrumente, wie das Sousafon, doch wunderlich findet. Gute Laune schwappt einem bereits an der Kreuzung zur Kirchenstraße bei Pfeffer & Salz entgegen. Hier ist kaum ein Durchkommen, alle Plätze sind belegt. Stan Ace and the Crumpled Knaves treten in einer klassischen Bandbesetzung auf. Hierbei trifft amerikanischer Rockabilly auf Swing-Elemente. Generell ist an diesem Abend alles, nur nichts Gewöhnliches zu hören. Auf dem Weg zur Burgstraße passiert die Menschenmasse den Mittelaltermarkt. Was dort erklingt, ist weit entfernt von den sonstigen musikalischen Happen. Quietschende Klänge aus den Sackpfeifen und viele Trommeln begleiten die Menschen bis in den Garten des Bistro Chalet, wo man das Arlo Trio mit seinen Jazz-Pop-Latin Interpretationen antrifft. Die vier Musiker, mit einem Gast in ihren Reihen, spielen sich querbeet durch Jazz, lateinamerikanische Musik, Folk und Balladen. Sie sind auch im Salischen Hof noch zu hören. Dort geht es leiser zu. Die Ausnahme Combo, Musiker aus der regionalen Jazzszene, darunter die Sängerin Sigrun Schumacher aus Frankenthal, hat sich gepflegten Jazz mit Anspruch auf die Fahne geschrieben. Bei so viel Vielfalt fürs Ohr vergeht der Abend wie im Flug. Bericht Mittelaltermarkt folgt

Ein schattiges Plätzchen hatte das Arlo Trio im Chalet-Biergarten.
Ein schattiges Plätzchen hatte das Arlo Trio im Chalet-Biergarten.
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