Rhein-Pfalz Kreis Statisten müssen warten können

Die drei Speyererinnen Bettina Hammond, Christine Kollek-Schön und Andrea Pfadt treten regelmäßig als Komparsinnen bei Film- und Fernsehproduktionen auf – von „Tatort“ bis „Der Staatsanwalt“. Ab heute und am Montag laufen wieder Produktionen mit den Schauspielerinnen.

Die drei Frauen sitzen am Wohnzimmertisch, als plötzlich ein Mobiltelefon klingelt. „Ja, ich kann morgen kommen“, sagt Bettina Hammond und freut sich über den überraschenden Anruf. Denn er bedeutet, dass sie als Komparsin gebraucht wird. Für den Stuttgarter „Tatort“ mit Richy Müller und Felix Klare. Gedreht wird unter dem Arbeitstitel „Der Inder“ auch in Karlsruhe. Pünktlich um 8.30 Uhr soll Hammond am nächsten Morgen am Set sein. Während sie kurzfristig als Vertretung engagiert wurde, weiß Andrea Pfadt schon länger, dass sie als Statistin beim „Tatort“ dabei sein wird. Die Frau, die auch bei den Speyerer Rheinfunken in der Bütt steht, ist diejenige der Drei mit der größten Komparsenerfahrung. Ihr erster Dreh war 2012 in Bad Tölz für die Serie „Dahoam is dahoam“ des Bayerischen Rundfunks. Nun können sie zu zweit nach Karlsruhe fahren. „Alles, was ich morgen erledigen wollte, bleibt dann halt liegen“, sagt Hammond. Zehn Stunden müsse man für einen Statisteneinsatz schon einplanen. Eine Stunde sei nichts beim Film. Und was Komparsen am allerbesten können müssten, sei warten. Finanziell lohne sich der Aufwand nicht. Es gebe nur eine kleine Entschädigung. „Es ist ein toller Tag, ein kleines Abenteuer“, sagt die erst kürzlich eingestiegene Christine Kollek-Schön. Man könne hinter die Kulissen einer TV- oder Kinoproduktion gucken, sich mit den anderen Darstellern wie in einer großen Familie fühlen. Die meisten bekannten Schauspieler seien sehr nett zu den Komparsen. So habe Veronica Ferres mal für eine unter Allergien leidende Statistin etwas vom besser bestückten Buffet der Hauptdarsteller geholt. Rainer Hunold habe alle Statisten zum Geburtstagsessen eingeladen. Auch Richy Müller und Felix Klare seien „ganz normal“, posierten gerne für ein Selfie mit den Komparsen. „Und Ralf Herforth ist ein Schmuser“, sagt Hammond und zeigt ein Foto, auf dem der Schauspieler sie fest an sich drückt. „Wenn man mal dabei war, sieht man die Filme anders“, berichtet Hammond. Man erkenne Anschlussfehler wie zum Beispiel eine Zigarette, die gerade erst angezündet wurde und in der nächsten Einstellung runtergeraucht ist. „Sowas darf nicht sein“, meint Hammond. Über die Facebook-Gruppe Rhein-Main-Neckar-Komparsen bewerben sich die Speyererinnen für Drehs in der Region, in Karlsruhe, Wiesbaden, Frankfurt, Baden-Baden und Stuttgart, ausschließlich für Kinofilme wie den Weihnachtsfilm „Alles ist Liebe“ und das öffentlich-rechtliche Fernsehen. „Hartz-IV-Fernsehen will ich nicht machen“, betont Pfadt. Um ihre Chancen zu erhöhen, haben sich die drei Speyererinnen zusätzlich bei Komparsenagenturen registriert. „Das geht online“, erklärt Hammond. Ob dick oder dünn, alt oder jung oder auch total tätowiert: Bedarf gebe es für jeden Typ. Ist man als Statist engagiert, kämen tags zuvor per E-Mail oder SMS die wichtigsten Infos wie Rolle, Adresse, Uhrzeit, Honorar und Outfit. Die Statisten seien aufgefordert, selbst verschiedene Kleidungsstücke zur Auswahl für die Garderobenfrau mitzubringen, auch ein Grundmakeup sei meist erwünscht. In der ZDF-Serie „Der Staatsanwalt“ mit Rainer Hunold saß Hammond zuletzt im schwarzen Talar auf der Richterbank, ein relativ unkomplizierter Innendreh. Außenaufnahmen seien da schon schwieriger: Das hat sie zusammen mit Kollek-Schön bei Aufnahmen für den „Tatort“ Stuttgart erlebt, als bei strömendem Regen nachts im Wald gedreht wurde. Während Christine Kollek-Schön als Streifenbeamtin zu sehen ist, gehört Bettina Hammond zur Spurensicherung. Sie habe unglaublich gefroren, berichtet Kollek-Schön. Dennoch freue man sich auf den Moment, wenn es heißt: „Ton – läuft, Kamera läuft, und bitte.“

x