Rhein-Pfalz Kreis Steiniger holt Direktmandat

Da stößt man gerne an: Johannes Steiniger (Mitte) nimmt als Direktkandidat für Neustadt/Speyer die Glückwünsche seines Vorgänger
Da stößt man gerne an: Johannes Steiniger (Mitte) nimmt als Direktkandidat für Neustadt/Speyer die Glückwünsche seines Vorgängers Norbert Schindler und des CDU-Kreisvorsitzenden Markus Wolf (links) entgegen.

«NEUSTADT/SPEYER.» Isabel Mackensen lag mit einem Ergebnis von 25,3 Prozent über dem SPD-Ergebnis im Bund wie im Wahlkreis. Mit knapp 12 Prozent schnitt Wolfgang Kräher (AfD) als Drittbester ab, der 68-Jährige liegt damit im Bundestrend der Rechtspopulisten. Der alte und neue Bundestagsabgeordnete Johannes Steiniger blickte gestern Abend mit gemischten Gefühlen auf die CDU-Resultate im Bund und im Wahlkreis: „Das Gesamtergebnis stellt uns natürlich nicht zufrieden, wir haben doch massiv Stimmen verloren.“ Persönlich war der 30-Jährige, der bei den Bad Dürkheimer Vier-Jahreszeiten-Winzern feierte, natürlich „froh, dass wir den Wahlkreis wieder deutlich gewonnen haben und er weiter in CDU-Hand ist“. Mit Blick auf den Bundestag, dem Steiniger seit 2013 angehört, sei die Situation „sehr kompliziert“: Angesichts des Abschneidens einer „starken FDP und starker Grünen“ erwartet der Abgeordnete aus Bad Dürkheim „sehr schwierige und langwierige Koalitionsverhandlungen“. Auch allgemein werde sich „mit den neuen AfD-Kollegen im Bundestag etwas verändern“. Bei aller Zufriedenheit über das Direktmandat für seinen Nachfolger machte Norbert Schindler aus seiner Enttäuschung über das Abschneiden der CDU vor Ort kein Hehl: „Ich bin schon erschrocken, dass das so bis in den Wahlkreis durchgeschlagen ist – und zwar bei Erst- und Zweitstimme.“ „Das ist ein sehr, sehr bitterer Abend für die SPD“, sagte Isabel Mackensen. Weder bei den Erst- noch bei den Zweitstimmen habe man erreicht, was man sich vorgenommen hatte. „Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, dass ich das Direktmandat gewinnen will. Und ich habe alles gegeben“, so die 30-jährige Meckenheimerin. Aber auch Johannes Steiniger habe „ein wahnsinniges Pensum absolviert und nicht unverdient gewonnen“. Dass die SPD auf Bundesebene sofort verkündet habe, nicht mehr für eine Große Koalition zur Verfügung zu stehen, begrüßte Mackensen: „Ich habe schon vor vier Jahren gegen die GroKo gestimmt.“ Sein Bekanntheitsgrad sei für ein besseres Ergebnis nicht hoch genug gewesen, sagte AfD-Direktkandidat Wolfgang Kräher. Er ordnete das Resultat als respektabel ein. Auf das Gesamtergebnis der AfD dagegen sei er stolz. Er freue sich, dass das Ziel erreicht worden sei, drittstärkste politische Kraft in Deutschland zu werden, sagte der 68-jährige Dürkheimer, der kurz zuvor beim AfD-Wahltreffen im Bobenheimer Restaurant Exquisite eingetroffen war. Mit dem Abschneiden der Grünen von knapp 9 Prozent auf Bundesebene und ihrem eigenen Ergebnis von 7,6 Prozent zeigte sich Kandidatin Misbah Khan gestern sehr zufrieden: „Wir haben einen reinen Zweitstimmenwahlkampf geführt und unser Ergebnis im Vergleich zur letzten Bundestagswahl etwas verbessern können.“ Erschreckend sei allerdings zu sehen, wie stark die AfD geworden sei, sagte die 27-Jährige aus Meckenheim. „Der Ball liegt jetzt bei der Union“, erklärte Khan zu einer möglichen Jamaika-Koalition. Sehr zufrieden war FDP-Kandidat Markus Dürr: „Wir haben im Wahlkreis und auf Bundesebene ein großartiges Ergebnis erreicht.“ Mit seinen knapp sieben Prozent bei den Erststimmen kann der 23-jährige Neustadter gut leben – schließlich habe man das Ergebnis im Vergleich zu 2013 verdoppelt. Die Bürger hätten gemerkt, „dass die liberale Stimme der Mitte im Bundestag in den vergangenen vier Jahren gefehlt hat“, nannte Dürr als Grund für das gute Abschneiden seiner Partei. Dass er bei den Erststimmen „leider hinter den Kandidaten der anderen Parteien“ lag, konnte Max Keck (Linke) verschmerzen: „Uns waren die Zweitstimmen sowieso wichtiger. Da sehe ich leichte Zuwächse in den Gemeinden bei uns, das stimmt mich positiv“, meinte der 20 Jahre alte Youngster. Auf Bundesebene habe die Linke leider nicht das erhoffte zweistellige Ergebnis erzielt, räumte der Böhl-Iggelheimer ein. „Mit der AfD ist künftig nicht nur der Rassismus, sondern eine weitere neoliberale Partei im Bundestag, und die FDP kommt wahrscheinlich in die Regierung“, so Keck: „Ich befürchte mehr Sozialabbau ...“ „Enttäuscht bin ich nicht, das Ergebnis ist realistisch“, sagte Marion Schleicher-Frank von den Freien Wählern über das Ergebnis der Erststimmen. Anders sieht das beim Wahlergebnis auf Bundesebene aus: „nicht überraschend, aber dennoch enttäuschend“, resümierte sie. Natürlich wünsche man sich für die eigene Partei „immer mehr, aber wir arbeiten weiterhin an der Fünf-Prozent-Hürde“.

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