Rhein-Pfalz Kreis Sturm auf die Rathäuser

Schifferstadt/Limburgerhof. Gestern Morgen, genau um 11.11 Uhr, haben Narren die Rathäuser in Limburgerhof und Schifferstadt erobert, trotz Regen und Kälte. Die Schifferstadter Karneval- und Tanzsportgesellschaft (KG) Schlotte entmachtete Bürgermeisterin Ilona Volk (Grüne) mit vollem Körpereinsatz. Nicht besser erging es Limburgerhofs Bürgermeister Peter Kern (SPD). Die Limburger Hofnarren (LiHoNa) und die Narren des 1. Karnevalvereins (1. KVL) stürmten den Burgunderplatz.

Was Narren nicht alles tun, um an die Macht zu kommen? Bei den Schifferstadter Schlotten liegt die Hemmschwelle jedenfalls ganz tief. Genau genommen am Grund des Bahnweihers. Dorthin sollte Sitzungspräsident Michael Rupp „abtauchen“, frotzelte Bürgermeisterin Volk. Denn allein vom lauten Geböller – die Schlotten hatten die Schützengesellschaft als Schützenhilfe an ihrer Seite – ließ sie sich nicht aus ihrer Regierungsstätte vertreiben. Kampfeslustig verlangte sie von Rupp, Taucherflossen samt passender Brille und Schnorchel anzuziehen, was schon ein Bild für sich war. Doch Rupp setzte noch eins drauf und entledigte sich seiner statthaften Montur. Erst fiel das grasgrüne Jackett, dann das blütenweiße Hemd und schließlich die Hose – zum Vorschein kam ein rot gestreifter Herrenbadeanzug von anno dazumal. Volk war beeindruckt, doch ihr Widerstand noch nicht gebrochen. Getreu dem Kampagnen-Motto „Alt und Jung geh’n Hand in Hand froh vereint durchs Schlottenland“ mussten die Narren elf Junge und elf Alte vor dem Rathaus postieren. Kein Problem für die Schlotten, wie auch die nächste Aufgabe: aus dem Bauch raus eine Sitzungsvorlage mit elf Tagesordnungspunkten aufstellen. Buchstäblich ein gefundenes Fressen für die Narren: So soll Volk laut Tagesordnung in Fasnachtsküchle aufgewogen werden, und diese an Kitas verteilt werden. Damit war sie einverstanden und kapitulierte, aber nur, „wenn der Ehrungs- und der Sitzungspräsident mit auf die Waage kommen“. Zum Narrhallamarsch, gespielt von den Silberlocken, eroberten die Schlotten das Rathaus. Die amtierende Prinzessin Vivien I. von der Klappen-Dynastie und die künftige Tollität Steffi I., Prinzessin der Lichter, verkündeten die Elferordnung. Volk übergab Stadtsäckel und Schlüssel, wurde entmachtet und verabschiedete sich bis Aschermittwoch nach Hawaii. In Limburgerhof rüttelten unter lautstarken Ahoi-Rufen die Narren der LiHoNa und des KVL an den Rathaustüren samt ihrer Tollitäten Livia I. (LiHoNa) von Lihonesien und Kristina I. vom roten Drachen (KVL). Doch ein Zettel an der Tür stoppte den Aufmarsch. Darauf stand: „Wollt ihr ins Rathaus heut hinein, dann müsst ihr Herr des Schlüssels sein! Einen Tipp, als Hausherr, werde ich euch geben, versucht`s auf dem Platz und in den Läden.“ Und weiter „Begebt euch nun auf die Suche nach dem Limburgerhofer Buche“. Karnevalisten sind aber nun mal „pfiffige Leit“, und so fanden sie schnell in der Buchhandlung Oelbermann die Limburger Chronik „Das gedenkt mir noch“ mit dem nächsten Hinweis. Und schließlich entdeckten sie die Rathausschlüssel in den Obstkisten bei Früchte-Richter. Stolz zeigten die Narren die Insignien ihrer Regierungszeit bis Aschermittwoch, woraufhin sie vom Ortschef Peter Kern ins trockene Foyer eingelassen wurden. „So habt ihr es nun doch erreicht – der Weg ins Rathaus war nicht leicht“, begrüßte der Bürgermeister die Narrenschar und übergab ihnen sein Reich mit den Worten: „Ich gab euch die Schlüssel voll Vertrau`n – will dabei auf eure Weisheit bau`n.“ Prinzessin Livia I. hoffte in ihrer Ansprache, ihre Amtszeit mit gefüllten Kassen für die Gemeinde und viel Freude für die Einwohner zu bewältigen. Zur Freude der Anwesenden legte die KVL-Purzelgarde einen beeindruckenden Tanz aufs Parkett, und Jugend-Tanzmariechen Lilli Groß wirbelte gekonnt durchs Foyer. Bei Brezeln und Getränken konnten sich die Fasnachter und Zuschauer stärken, bevor die Streitmacht unter Ahoi-Rufen das Rathaus verließ. |doo/drk

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