Dudenhofen Tabakschuppen: Monumente einer fast verschwundenen Sonderkultur

Der Nachfolgebau des „Ur-Schuppens“, der dort stand, wo sich heute Goethe- und Iggelheimer Straße kreuzen. Der Nachbau stand dan
Der Nachfolgebau des »Ur-Schuppens«, der dort stand, wo sich heute Goethe- und Iggelheimer Straße kreuzen. Der Nachbau stand dann in der Nähe des »Atzelhofs«, bis er im Sommer 2008 Flammen zum Opfer fiel.

Der Tabak war über Jahrhunderte in der Pfalz ein wichtiges Produkt der Landwirtschaft. Ein unverwechselbares, deutlich sichtbares und markantes Merkmal des Rauchkraut-Anbaus waren die großen, hölzernen Tabaktrockenschuppen. Ein solcher war auch in Dudenhofen zu finden, dessen Geschichte 2008 ein jähes Ende fand.

Von Clemens Keller

Nach dem Spargel kommt der Tabak – doch diese Sonderkultur ist inzwischen in der Vorderpfalz nahezu ausgestorben und auch die typischen, imposanten und ortsbildprägenden hölzernen Tabakschuppen sind vielerorts – auch in Dudenhofen – längst verschwunden, ebenso die gelb/orange leuchtenden Zigarrenschachteln der in der Region nahezu legendären „Weißen Raben“ oder die knallroten Packungen der Badischen Tabakmanufaktur Roth-Händle auf dem Küchentisch unserer Großväter. In den Nachbarorten Heiligenstein (seit 1906) und Berghausen (seit 1958) werden zwar noch immer edle Tabaksorten im Verein kollektiv gequalmt und gepafft, doch dieser Schein trügt – eine jahrhundertelange Tradition droht allmählich in Vergessenheit zu geraten.

In Dudenhofen hat der Anbau landwirtschaftlicher Sonderkulturen eine bemerkenswerte Geschichte: Während der Spargelanbau erst 1873 begann, blickt der Tabakanbau auf eine deutlich längere Tradition zurück. Bereits 1713 wurde der Anbau der Tabakpflanze in der Ortschronik erwähnt, und zwei Jahre später ist sogar schon der Export edler Tabakblätter über Waldsee bis nach Köln dokumentiert.

1854 nach Harthausener Vorbild errichtet

In Dudenhofen zeigt sich indessen auch eindrucksvoll die jahrhundertealte Agrarvielfalt in der Vorderpfalz. Tabak, Spargel und Wein haben hier in harmonischer Koexistenz die charakteristische Landschaft einer ganzen Region mitgeprägt. Über Generationen hinweg ist sie auch ein Zeugnis nicht nur bäuerlichen Geschicks, sondern auch der reichen und bedeutsamen Kulturgeschichte der Pfalz.

Ein unverwechselbares, deutlich sichtbares und markantes Merkmal des Tabakanbaus und der Tabakproduktion waren mitunter große hölzerne Monumente, die als Tabaktrockenschuppen dienten und einen wesentlichen Bestandteil der landwirtschaftlichen Infrastruktur darstellten. Diese prägten in der Region das Orts- und Landschaftsbild – so auch in Dudenhofen, wo im Jahr 1853 schließlich eine bedeutende neue Entwicklung ihren Anfang und dann 160 Jahre später ihr Ende fand.

Nach einer im Februar 1853 vom königlichen Regierungspräsidenten ausgelobten und ihm aus Mitteln des sogenannten Polizeistraffonds zur Verfügung gestellten Prämie in Höhe von 800 Gulden errichtete die Gemeinde Dudenhofen 1854 einen Tabakschuppen, der mit seiner geräumigen Bauweise dem Muster des zwei Jahre zuvor in der Nachbargemeinde Harthausen für 2400 Gulden erbauten Trockenschuppens entsprach.

Recht seriöse Kostenplanung

Gemäß Kostenvoranschlag und Ausschreibung des Bürgermeisteramts Dudenhofen im königlich-bayerischen Kreis-Amtsblatt der Pfalz vom 7. April 1854 hatten die wenig später auf dem Gemeindehaus zu Dudenhofen an „die Wenigstnehmenden“ öffentlich versteigerten Arbeiten und Lieferungen einen Wert von stolzen 3563,27 Gulden. Laut Ortschronik betrugen die tatsächlichen Baukosten später dann 3649 Gulden, was im Vergleich zum 20 Prozent teurer gewordenen Bau in Harthausen doch einer recht seriösen Kostenplanung entsprach. Errichtet wurde das imposante Bauwerk schließlich an der Stelle, wo sich heute Goethestraße und Iggelheimer Straße kreuzen, also unweit der heutigen B39-Unterführung, Nähe Woogbach/Altwiesenbach.

Ob sich im Laufe der Jahre die Investitionen – wie es damals entsprechende Appelle verheißen haben – durch den „Mehrwert des Produkts und die Bereicherung der Tabakproduzenten im hohen Grade“ gelohnt haben, ist nicht überliefert, aber sehr wahrscheinlich. Schon kurze Zeit nach Errichtung des Schuppens wird gar öffentlich bekannt gemacht, dass sich „das hießige Gewächs im engeren und weiteren Kreise durch seine Schönheit, Feinheit und Güte besonders auszeichnet und alle Erwartungen übertrifft“.

Nachfolgebau abseits des Dorfes

Große Verdienste um den Tabakanbau im Ort erwarb sich zu jener Zeit insbesondere auch der als angesehener Bienenzüchter bekannte und während der 1849er-Revolution vor dem Henker über die Grenze geflüchtete, besonders königstreue und mitunter wegen seiner opportunen Haltung gegen die neue Schulgesetzgebung auch politisch recht aktive Johannes Köhr. Er wirkte in Dudenhofen von 1854 bis 1869 als katholischer Pfarrer. Für seinen „dahier gezogenen Tabak“ wurde der Geistliche gar im fernen München „mit silberner Vereinsdenkmünze, mit Preisbuch und Ehrendiplom“ belobigt und gewürdigt.

Nachdem um 1930 auf dem an den Tabakschuppen angrenzenden Gelände das Gasthaus „Zum Hirsch“ (heute Restaurant „Sembries“) entstand, wurde 1938 ein Nachfolgebau errichtet, der nun weiter abseits des Dorfes in der verlängerten Gommersheimer Straße (Nähe „Atzelhof“) stand. 60 Jahre später wurde 1998 bei einer großen, äußerst bemerkenswerten und einmaligen Kunstausstellung an die besondere Bedeutung des Dudenhofener Tabakschuppens als örtliches Kulturgut und fester Bestandteil der pfälzischen Vergangenheit erinnert. 24 Künstler aus der Umgebung und der weiteren Region nahmen hieran teil und stellten auf vielfältige Weise die heimatliche (Tabak-)Tradition in den künstlerischen Fokus.

Vandalen besiegelten im Sommer 2008 mit einem Feuer das Schicksal des hölzernen Baukörpers, der schließlich verkauft, bedauerlicherweise nicht mehr restauriert und dann zu Gunsten einer „Neuausrichtung“ der Pferdehaltung im Westen von Dudenhofen 2014 abgerissen wurde.

Im Netz

Weitere Infos zur Orts-, Kultur- und Heimatgeschichte Dudenhofen gibt es auf der Homepage des örtlichen Heimatvereins: www.vhgd.de.

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