Rhein-Pfalz Kreis Trommeln für den Bürgermeister

91-76800854.jpg

Böhl-Iggelheim. Einen amüsanten Neujahrsempfang haben Mundartkünstler Christian Habekost sowie die Fasnachter der Böhler Hängsching und Igglemer Bessem den rund 900 Gästen am Sonntag in der Wahagnieshalle in Böhl-Iggelheim bereitet. Doch auch ernste Themen und nachdenklich stimmende Worte fanden Platz und Gehör.

Bürgermeister Peter Christ (CDU) bezeichnete 2015 als ein politisch turbulentes, krisengebeuteltes Jahr. Im Zusammenhang mit den Terroranschlägen in Paris erklärte er: „Auch bei uns hier in Böhl-Iggelheim dürfen Fremdenhass und Extremismus jeglicher Art keinen Platz haben.“ Zugleich dankte er den Bürgern für ihre große Hilfsbereitschaft gegenüber asylsuchenden Menschen. Deren Zahl sei innerhalb eines Jahres von 54 auf gegenwärtig 140 gestiegen. Für 50 weitere werde dieses Jahr in einer stillgelegten Fabrik in der Lindenstraße eine Unterkunft geschaffen. Bislang hätten Flüchtlinge und Asylbewerber überwiegend dezentral untergebracht werden können, da viele Privatleute Wohnraum zur Verfügung stellten. Daneben berichtete Christ von einer großen Nachfrage nach Bauland. Für die 85 Grundstücke im Neubaugebiet Oberfeld, das dieses Jahr umgelegt und erschlossen werden soll, gebe es bereits 135 Interessenten. Im Anschluss an das Areal solle westlich der Feuerwehr außerdem für 2,4 Millionen Euro eine neue Kindertagesstätte mit vier Gruppen gebaut werden. Im Frühjahr beginnt nach Christs Angaben der Ausbau der Konrad-Adenauer- und der Rudolfstraße, der voraussichtlich ein Jahr dauern wird. Fünf Millionen Euro werde die Gemeinde in den kommenden Jahren in die Modernisierung der Kläranlage investieren. Ein wichtiges Thema sei daneben das 1025. Jubiläum des Ortsteils Iggelheim. Und auch die Rehbachverlegung werde die Kommune weiter beschäftigen. Der protestantische Pfarrer Boris Wagner-Peterson wies darauf hin, dass Frieden und das Gefühl von Sicherheit nicht selbstverständlich seien. „Der Krieg kann ganz schnell auch bei uns sein“, sagte er. Die Augen vor den Problemen zu verschließen, die sich zum Beispiel aus der Flüchtlingskrise ergeben, helfe nicht. Sie zu lösen erfordere Zeit, guten Willen und Zusammenarbeit. Jeder Flüchtling sei zunächst einmal ein Mensch, ihm zu helfen der christliche Auftrag. Viel zu lachen hatten die Besucher beim Auftritt des Mundartkünstlers Christian „Chako“ Habekost. Der erklärte die Pfalz zur Provence Deutschlands und Pfälzisch zum Geschenk des Himmels, auf das Norddeutsche neidisch seien. Völlig aus dem Häuschen gerieten seine begeisterten Zuhörer, als er die Geschichte vom Besuch eines weinfesterprobten älteren Pfälzers in einem noblen Haute-Cuisine-Restaurant zum Besten gab. Böhler Hängsching und Igglemer Bessem ließen sich nicht nur die Rathausschlüssel und das Gemeindesäckel aushändigen, sondern den Bürgermeister in einem selbstgebastelten Schulbus auch vorführen, was er unter einem „Laufbus“ versteht. Lustig war vor allem der Anblick Christs in einer Schutzweste. Er musste auch einen Helm aufsetzen, der zusammen mit der Polizeikelle an eine Playmobil-Figur erinnerte. Da die Telefonanlage im Rathaus 2015 wochenlang ausfiel, schenkten die Fasnachter Christ und seinen Beigeordneten kleine Trommeln und seiner Frau eine Trillerpfeife, damit die Verständigung trotzdem immer klappt. Tolle musikalische Beiträge lieferten der Musikverein Iggelheim unter Dirigent Jens Böhler und die Ensembles der Sängervereinigung Iggelheim. Moderiert wurde die gelungene Veranstaltung von Hans Simon.

x