Rhein-Pfalz Kreis Zebus als „Landschaftspfleger“

Charakteristisch für die Zebus ist der ausgeprägte Buckel.
Charakteristisch für die Zebus ist der ausgeprägte Buckel.

Wo sich vor einigen Jahren am südlichen Haßlocher Waldrand noch eine Raketenstation befand, grasen heute friedlich Rinder. Die fremd wirkenden Tiere sind Zebus, deren eigentliche Heimat der indische Subkontinent ist.

Seit dem Frühjahr 2017 weiden auf dem freien Gelände der ehemaligen US-Raketenstation Zebu-Rinder auf einer rund 16 Hektar großen Fläche. Manchmal haben sie sich auch ins Unterholz zurückgezogen, und man sieht sie kaum. Was steckt hinter der exotischen Herde? Zum Hintergrund: Der Pollichia-Hauptverein hat das Gelände der ehemaligen Raketenbasis nach der Rückgabe an den Bund für 30 Jahre gepachtet. Zuvor hatte es die US-Army in einen naturbelassenen Zustand zurückgebaut und dies auch finanziert. Bis 1983 hatte die Army die Raketenbasis für das Nike-Hercules-Flugabwehr-System genutzt, das auch gegen Bodenziele in bis zu 180 Kilometern Entfernung gerichtet werden konnte. Es war Teil eines Luftverteidigungswalls von Grönland bis in die Türkei. Heute bietet die vom Militär verlassene, artenreiche Offenlandschaft vielen geschützten Tierarten ein Zuhause. „Ziel ist es, diese Offenlandschaft zu erhalten, bevor sich der Wald das Terrain wieder zurückholt“, beschreibt Andreas Bauer, Zweiter Vorsitzender der Pollichia-Kreisgruppe Neustadt die Aktivitäten. Dass gerade diese bei uns seltenen Rinder auf dem Gelände gehalten werden, hat besondere Gründe. Zebus sind ursprünglich auf dem indischen Subkontinent oder auf Sri Lanka beheimatet, erläutert Norbert Kühn, Eigentümer der derzeit 16-köpfigen Herde. Als Weidetiere seien sie nahezu ideal: „Zebus gelten als sehr resistent, auch gegen Witterungseinflüsse, haben ein starkes Immunsystem und brauchen daher nicht geimpft zu werden. Außerdem benötigen sie keine Klauenpflege.“ Ungefähr einen Hektar Weideland rechnet man für jeweils ein Tier. Durch ihr geringeres Gewicht gegenüber heimischen Rindern verdichten Zebus nicht so stark den Boden und fressen, wenn sie nicht genug Gras vorfinden, auch Zweige und Baumrinden. „Das ist auf diesem Gelände der entscheidende Vorteil“, meint Andreas Bauer. Denn die Verwilderung, insbesondere durch nicht heimische Baumarten wie die Spätblühende Traubenkirsche und den Essigbaum sei sichtbar zurückgegangen. Auch Kiefern könnten nicht mehr aufkommen, das Gelände könne dadurch offen gehalten werden. Die Zebus sind ganzjährig auf der Weide. Ein Offenstall reicht aus, um den Tieren Schutz vor extremen Wetterbedingungen zu bieten. Inzwischen gehören drei Kälber zur Herde. Weil sie auf Milch der Mutterkuh angewiesen sind, muss nicht gemolken werden. Zwei Bullen – Vater und Sohn – stehen der Herde vor. „Einer muss allerdings weichen, denn es wird zu Revierkämpfen kommen, und das kann heftig werden“, erzählt Kühn. Täglich ist er bei seiner Herde, denn Kontrolle, auch an der Umzäunung, ist unerlässlich.

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