Rhein-Pfalz Kreis Zentimeterarbeit mit 130-Tonnen-Kran

Limburgerhof. Zum Zehn-Uhr-Glockenschlag der Kirchturmuhr ist der Tambour gestern am Arm eines Autokrans herabgeschwebt von seinem fast 60 Jahre lang angestammten Platz auf dem Dach der evangelischen Kirche in Limburgerhof. Der Dachaufbau ist marode und musste daher abgerissen werden (wir berichteten am Montag). Jetzt beginnt die Planung für den Ersatz des denkmalgeschützten Bauteils.

Der Tambour sollte eigentlich saniert werden, doch hatte sich bei den ersten Arbeiten herausgestellt, dass die Bausubstanz zu schlecht ist. Schweren Herzens entschlossen sich die Verantwortlichen der Kirchengemeinde und der Landeskirche dazu, das Element, durch dessen Fenster der Altarraum erleuchtet wird, abreißen zu lassen. Die Scheiben, die wieder verwendet werden sollen, wurden bereits entfernt. Gestern kam dann das Ende für den Tambour. Viele Zuschauer verfolgten das Manöver an der Kirchenstraße, darunter auch Bürgermeister Peter Kern (SPD), der aus dem nahen Rathaus hinzukam. Er sagte im Gespräch mit den Pfarrern Martin Grimm und Martina Kompa Hilfe zu, wenn es um die gewünschte Neuerrichtung des Tambours geht: „Es hat hier gute Tradition, dass die politische Gemeinde die Kirchengemeinden unterstützt.“ Das müsse aber im Gemeinderat besprochen werden. „Es muss uns aber auch daran gelegen sein, dass das Ortsbild hier im Zentrum erhalten bleibt,“ ergänzte Kern. Von Kirche und Landesdenkmalpflege ist angedacht, einen neuen Tambour aus Betonfertigteilen oder Stahl zu errichten. Die Kosten dafür würden sich auf rund 300.000 Euro belaufen. Die Finanzierung ist noch offen. Maßarbeit war gestern erforderlich, bevor der fünf Meter hohe und 12,5 Tonnen schwere „entkernte“ Tambour aus Beton und Stahl aus dem Gerüst empormanövriert und sanft neben dem Gotteshaus abgesetzt werden konnte, wo er mit einem Bagger zerkleinert wurde. Bevor der 130-Tonnen-Kran gestern morgen anrückte, musste neben der Kirche eine 50 Zentimeter dicke Schotterschicht angelegt werden, erläuterte Architekt Sebastian Metz (Insheim). Der schwere Kran wäre sonst in der Wiese eingesunken. Außerdem mussten einige Meter der mannshohen Hecke entlang der Straße weichen. Dabei halfen zwei Asylsuchende aus dem Ort, erzählte Grimm. Als das Bauteil dann sicher an den Haken des Krans hing, wurden die zwölf Betonstützen abgetrennt. Zunächst zentimeterweise ging es nach oben, dann mit sanftem Schwung zur Erde – just als die Totenglocken anfingen zu läuten. Das war aber keine Absicht: Um halb elf war eine Bestattung angesetzt. Und der Zimmermann stand bereits bereit: Ein hölzernes Notdach ist nun aufgebracht.

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