Speyer Alle Register der Werbung ziehen

Die Speyerer Feuerwehr muss ihren Personalbestand mit Hauptamtlichen aufstocken, um die sinkende Zahl der Ehrenamtlichen auszugleichen. Vor der gleichen Herausforderung stand auch Worms. Die Rheinhessen haben seit 1924 Hauptamtliche. „Bis vor fünf Jahren waren es zirka 34, jetzt haben wir um 21 aufgestockt“, berichtet der stellvertretende Feuerwehrleiter aus Worms, Michael Hetzel. Bis nächstes Jahr sollen es insgesamt 64 Beamte sein. In Worms war vor allem die Explosion eines brennenden Silos 2008 der Auslöser. Ein freiwilliger Feuerwehrmann war dabei ums Leben gekommen. Die Stadt stockte die Anzahl der Hauptamtlichen auf – trotz Kommunalem Entschuldungsfonds. Sie stellt sie im Beamtenstatus ein. In Speyer stehen, wie berichtet, verschiedene Modelle zur Diskussion. Derzeit sind die Hauptamtlichen dort Beschäftigte ohne Einsatzdienst. Das heißt, sie fahren freiwillig und im Status eines Ehrenamtlichen in den Einsatz. Sie sind damit im Falle eines Falles nicht so gut versichert wie die Beamten. Allerdings kosten sie die Stadt auch weniger Geld. Wie wichtig eine umfassende Versicherung ist, zeigt der Wormser Fall. Der bei dem Brand getötete Feuerwehrmann war ein Ehrenamtlicher. Auf eine Stellenausschreibung erhalten die Wormser laut dem stellvertretenden Wehrleiter im Schnitt zwischen 150 und 200 Bewerbungen. „Wir achten darauf, dass die Leute aus der Umgebung kommen. Anfangs hatten wir auch Fälle, in denen die Wehrleute nach der Ausbildung weggezogen sind und bei uns aufgehört haben“, berichtet Hetzel. Eine Ausbildung dauere zwei Jahre. Ein Jahr davon seien die Wehrleute vor Ort nicht verfügbar. Die Hauptamtlichen werden von 245 aktiven Ehrenamtlichen in den durchschnittlich 1200 Einsätzen pro Jahr unterstützt. Gerade bei der Tagesverfügbarkeit gäbe es ohne die Hauptamtlichen enorme Probleme, sagt Hetzel. „Wir rücken mit zehn Funktionen innerhalb der Hilfsfrist aus“, sagt Hetzel. Zwischen beiden Parteien gäbe es immer mal wieder Spannungen. „Die Ehrenamtlichen fühlen sich häufig zurückgesetzt, obwohl das nicht stimmt. Da hilft nur reden und vermitteln“, sagt der stellvertretende Wehrleiter. Um Ehrenamtliche zu gewinnen, haben die Wormser schon einiges versucht. „Wir haben vor zwei Jahren ein Projekt an der Berufsbildenden Schule gestartet, in dem man in einem Wahlpflichtfach den ersten Teil der Grundausbildung machen konnte. Aber dadurch blieb niemand hängen“, sagt Hetzel. Auch an der Fachhochschule habe man erfolglos Werbung gemacht, ganz zu schweigen von der Teilnahme an Ehrenamtstreffen oder der Präsentation der Jugendfeuerwehr in der Öffentlichkeit. Bei den Ludwigshafenern läuft die Nachwuchsgewinnung nach Angaben des dortigen Feuerwehrleiters Peter Friedrich sehr gut. Neben der Berufsfeuerwehr mit über 180 Leuten gibt es vorwiegend in den Stadtteilen noch Freiwillige Feuerwehren mit rund 110 Mitgliedern. Die Ludwigshafener bieten Schülerpraktika und setzen auf Migranten. „25 Ehrenamtliche haben wir so gewonnen“, sagt Friedrich. Dabei gab es ein Schlüsselerlebnis. „Ein türkischstämmiger Praktikant war so begeistert, dass er uns ungefähr 14 Leute auf einmal mitgebracht hat.“ Demnächst soll an einem Gymnasium eine Schüler-Feuerwehr eingerichtet werden, verrät der Wehrleiter. Zuvor hatte die Feuerwehr schon alle Register in Sachen Werbung gezogen: Flyer verteilen, Tag der offenen Tür, an Ehrenamtstagen präsent sein, sogar bei Moschee-Festen hat sie sich vorgestellt. „Nichts hat geholfen. Viel geht über den persönlichen Kontakt“, sagt Friedrich. In den Mannschaften gibt es unter anderem Italiener, Türken und Kroaten. Die Nachwuchsgewinnung hat bei den Ludwigshafenern einen positiven Effekt: „Viele Berufsfeuerwehrleute kommen aus unserem Nachwuchs. Daher gibt es ein Grundverständnis für die andere, die ehrenamtliche Seite“, sagt Friedrich. Das Miteinander laufe relativ problemlos.

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