Speyer Apfelbaum vorm Kinderzimmer

Stehen um einen Apfelbaum: die Eltern mit ihren Kindern und Ortsbürgermeisterin Friederike Ebli (links).
Stehen um einen Apfelbaum: die Eltern mit ihren Kindern und Ortsbürgermeisterin Friederike Ebli (links).

Wenn Marlena aus dem Fenster ihres Kinderzimmers schaut, fällt ihr direkt ihr eigener Apfelbaum ins Auge. Die Eltern des sieben Monate alten Mädchens, Vanessa und Torsten Hauke, haben den Baum gestern Nachmittag selbst gepflanzt. Die Ortsgemeinde hatte dazu auf ein Gelände am Ortsrand eingeladen. Zum fünften Mal wurde der sogenannte Neugeborenenempfang initiiert.

Ortsbürgermeisterin Friederike Ebli (SPD) hat Grund zur Freude. „Wir sind im Kreis das kinderreichste Dorf“, berichtet sie, nicht ohne Stolz. Ohne Zweifel: In Hanhofen herrscht kein Nachwuchsmangel. 23 Mädchen und Jungen haben seit September 2017 das Licht der Welt erblickt. „Bei den Neugeborenenempfängen der zurückliegenden Jahre konnten wir immer über 20 Kinder einladen“, nimmt Ebli im RHEINPFALZ-Gespräch Bezug zur anhaltenden positiven Statistik. Als „Pfunde, mit denen die Gemeinde wuchern kann“ bezeichnet die Ortsbürgermeisterin die Kinder. Obschon sie nicht verhehlt, dass sie durchaus gerne ein Stück der Wirtschaftskraft von anderen Kommunen hinzunehmen würde, um zu glänzen. Die Eltern, die heuer zur Baumpflanzung auf einem Gelände hinter der Straße „Am Viehtriftweg“ gekommen sind, haben damit kein Problem. „Im Großen und Ganzen lässt sich alles gut regeln“, sagt Benny Endres. Zwar gebe es in Hanhofen infrastrukturelle Probleme, wie einen fehlenden Bäcker oder Metzger, aber damit kann der Familienvater umgehen. Endres, in Hanhofen aufgewachsen, schätzt den Dorf-Charakter, den die Ortsgemeinde behalten hat. „Es ist gemütlich und man kennt mehr oder weniger noch alle“, ergänzt er. Seine Ehefrau Mareike pflichtet bei. Sie findet den Empfang, der den Titel „Jedem Kind seinen Apfelbaum“ trägt, toll. „Das hat Symbolcharakter“, meint sie und spricht Ebli damit aus dem Herzen. Die Ortschefin hat sich bewusst für das Pflanzen von Apfelbäumen – und hier den alten, ursprünglichen Sorten – entschieden. „Ich sehe den Apfel als Dorf an. Die Stübchen darin bilden die Familie und die Kerne stehen für die Kinder, die wiederum neue Früchte hervorbringen“, erläutert Ebli. Mit dem Angebot wolle die Ortsgemeinde etwas Bleibendes, Verbindendes schaffen. Gleichzeitig würden die Ausgleichsflächen sinnvoll genutzt. Vanessa Hauke findet die Aktion klasse. Sie spricht von einem Gemeinschaftsgefühl, das sich dabei entwickele. Wie die Familie Endres ist sie mit Ehemann Torsten ebenfalls zum zweiten Mal mit Nachwuchs beim Neugeborenenempfang vertreten. Adrian (3) durfte vor zwei Jahren am Wasserhäuschen einen Baum pflanzen – so wie Paul Endres (4). Die überschaubare Größe Hanhofens gefällt Hauke gut. Vor fünf Jahren ist sie mit ihrem Mann aus Niedersachsen in die Pfalz gezogen. Auch dort wohnten sie in einer kleinen Gemeinde und haben sich bewusst erneut für das Dorfleben entschieden. „So aufzuwachsen ist für die Kinder viel schöner“, ist sich Hauke sicher. Der persönliche Kontakt kommt beim Empfang besonders gut zum Tragen. Vertreterinnen von Kindertagesstätten, Krabbelgruppe, Kirche, Kreisjugendamt und Grundschule kommen mit den Eltern ins Gespräch. 15 Bäume werden gepflanzt. Die Früchte ihrer Arbeit dürfen die Kinder in der Zukunft auch ernten.

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