Speyer Auf Luthers und Melanchthons Spuren

Aus ihrem historischen Reformationsroman „Die Feuerschreiber“ hat die Autorin Claudia Schmid am Donnerstagabend in der Speyerer Gedächtniskirche gelesen. Für die wenigen Zuhörer war viel Gelegenheit zum direkten Gespräch mit Schmid.

Die Abendsonne brachte die bunten Glasfenster der Kirche mit Motiven der Reformatoren zum Leuchten. Passend dazu richtete die Autorin die Textausschnitte ihrer Lesung an den Fensterbildern aus. Zwar waren einige Fenster vom Zuschauerplatz aus nicht zu sehen, aber die Betrachtung ließ sich nachholen – zumal Dekan Markus Jäckle nach der Lesung noch eine spontane Führung anbot. Die gebürtige Passauerin Claudia Schmid hat in Mannheim Germanistik studiert und lebt seitdem in der Region als Autorin von historischen Romanen und Krimis. In „Die Feuerschreiber“ legt sie den Schwerpunkt mal nicht auf Martin Luther, sondern dessen Freund und Mitreformator Philipp Melanchthon. Über ihn sagte sie: „Er wurde mir immer sympathischer, je mehr ich über ihn herausfand.“ Kennen gelernt haben Luther und Melanchthon sich an der Universität Wittenberg. Mit der Antrittsvorlesung des schmächtigen, nur 1,55 Meter großen, aber überaus gelehrten 22-Jährigen begann Schmid ihre eigene Lesung. Auf dem entsprechenden Glasfenster im Chor stehen Luther und Melanchthon sich gegenüber und reichen einander zum Zeichen der Freundschaft die Hände – als annähernd gleich große Figuren. Weiter ging es mit Luthers 95 Thesen – der Thesenanschlag ist in den Fenstern verewigt –, dem Reichstag zu Speyer und Luthers Entführung – dazu gibt es kein Fenster. Auch Melanchthons Erinnerungen an seine Kindheit kamen zur Sprache: Er kam zu seinem Großvater nach Speyer, weil sein Vater im Sterben lag. Um auch das Leben der einfachen Leute zu beleuchten, hat Schmid in ihrem Roman Melanchthon den Gehilfen Jörg als Begleiter zur Seite gestellt. Dass die Autorin nicht nur mit großer Akribie, sondern auch mit viel Begeisterung recherchiert hat, war jedem Satz zu entnehmen. Wie sie erzählte, ist sie auch auf den Spuren Melanchthons und seiner Reformatorenkollegen gereist. Diese Erfahrungen und Recherche-Ergebnisse teilte Schmid mit den Zuhörern. Die bekamen nicht nur unterhaltsam einiges Insiderwissen über das Buch hinaus, sondern auch so manchen Geheimtipp vermittelt, falls sie sich selbst auf die Reise machen wollen.

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