Speyer Aufnahmeprüfung ist abgeschafft

Eine Besonderheit in Speyer sind die Bäckersänger. Im Jahr 1907 als reiner Bäckermeister-Chor gegründet, ist die Gemeinschaft seit gut zehn Jahren auch für Frauen offen und sucht weitere Interessenten. In zwei Wochen ist der nächste Auftritt.

Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts, gab es die Bewegung, dass sich Männer zum Singen in Singvereinen zusammenschlossen. Oft entstanden sie aus Handwerkerinnungen heraus, wie zum Beispiel Bergleute, Schiffer oder Metzger. Die musikalische Aufbruchsstimmung wurde von den beiden Weltkriegen jedoch jäh gestoppt. In Speyer ergriffen danach zwei Organisatoren der lokalen Bäcker-Innung, Alois Höchemer und Hans Nikolaus, die Initiative und erweckten die „Bäckersänger“ wieder zum Leben. Zunächst wurden traditionell nur Meister im Chor aufgenommen, außerdem war eine Aufnahmeprüfung mit Vorsingen Voraussetzung für die Mitgliedschaft. Finanzielle Unterstützung kam von der Innung. Weil es immer weniger Bäckereien gab, wurden später auch Bäckergesellen zugelassen. 1975 übernahm Walter Müller als Vorsitzender rund 70 aktive Sänger. Große Konzerte mit Iwan Rebrov, Olivia Molina und den Don Kosaken folgten. Seit 1998 ist Hermann Wilhelm Vorsitzender, ab 2000 erweiterte der neue Dirigent Alfred Strehle das Repertoire: Hatte man bisher das traditionelle Liedgut und weltliche Musik gesungen, kamen jetzt klassische Chorsätze und sakrale Musik hinzu. Die Anlässe, bei denen das Einstudierte zu Gehör gebracht wird, sind vielfältig. Die Liste reicht von „Freisprechungen“, bei denen Gesellenbriefe übergeben werden, über „Brotprüfungen“, die Speyerer Kulturtage und den Volkstrauertag bis hin zum Adventsingen in der Postgalerie. Jedes Jahr gestalten die Bäckersänger zusammen mit dem katholischen Kirchenchor Mechtersheim einen Gottesdienst auf dem Totenkopf im Pfälzerwald. Bei der ökumenischen Erntedankfeier 2014 im Café Aran waren sie ebenfalls dabei. Bei ihrer 100-Jahr-Feier waren sieben befreundete Bäckerchöre aus der Pfalz und dem Saarland dabei. Da seit 2004 auch Frauen im Chor aufgenommen werden – die Aufnahmeprüfungen sind seit Jahrzehnten abgeschafft –, kann der gemischte Chor mittlerweile achtstimmige Chorsätze zum Besten geben. 16 Männer und 15 Frauen wollen im Chor das Liedgut und die Kameradschaft pflegen. Zugänge sind willkommen, alle Interessierten können mitsingen. Probe ist mittwochs um 18.45 Uhr in der Mörschgasse 20, ab Sommer in der Bäckerei Höchemer. (mxn)

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