Speyer Austausch über Bestattungsriten

„Menschen würdevoll bestatten. Beerdigungsrituale in Judentum, Christentum und im Islam“: Auf Fragen dazu haben am Dienstagabend Vertreter der Religionsgemeinschaften und Stadtverwaltung Antworten gefunden. Knapp 30 Besucher haben in der Moschee die vom Interreligiösen Forum veranstaltete und von Pastoralreferent Markus Lamm moderierte Podiumsdiskussion verfolgt.

Dekan Markus Jäckle für die Christen, Kantor Eugen Medovoy von der jüdischen Kultusgemeinde, Imam Riza Akdemir für die türkisch-islamische Gemeinde sowie Beigeordnete Stefanie Seiler (SPD) stellten religiöse Gesetzmäßigkeiten im Umgang mit Verstorbenen, Wünsche und Möglichkeiten vor. Hartmut Jossé, Leiter des Standesamts, berichtete von mehr als 60.000 Bestatteten in rund 12.000 Gräbern auf dem Speyerer Friedhof. Jeweils zur Hälfte würden aktuell die jährlich etwa 550 verstorbenen Speyerer auf einem der 68 Grabfelder in Sarg und Urne beigesetzt. Grundsätzlich sei das Bestattungsrecht Ländersache. Die gesetzliche Totenruhe betrage 20 Jahre. Begräbnisse sind nach Angaben der Geistlichen öffentliche Veranstaltungen. Geachtet wird demnach bei Juden, Christen und Muslimen auf würdevolle Bestattungen. Zu ritueller Totenwaschung, Gebet und Ausrichtung des Gesichts des Verstorbenen nach Südosten gebe es für gläubige Muslime keine Alternative, sagte Gemeindemitglied Selda Ünsal. Das gelte auch für die Erdbestattung, je nach geltenden Gesetzen im Sarg oder Leintuch. Auch bei den Juden gebe es die Pflicht zur Waschung, sagte Medovoy. Damit der Verwesungsprozess möglichst bald einsetzen könne, sei die Beisetzung des vollständigen Körpers nach maximal zwei Tagen im Tuch vorgeschrieben. „Die Seele soll ins ewige Leben eingehen, der Körper in dieser Welt bleiben“, erklärte der Kantor. Wo Gesetze die Beisetzung im Tuch nicht zuließen, könnten Juden auch im einfachen Sarg begraben werden. Dieser Kompromiss sei auch im Islam möglich, so Ünsal. Seiler betonte die Sargpflicht in Rheinland-Pfalz. Ausnahmeregelungen hätten Trier, Frankenthal, Mainz und Worms getroffen. „Auch wir sind offen dafür“, eine Informationsfahrt nach Worms stehe Ende April an. Leiblichkeit habe im Christentum nicht mehr den gleichen Stellenwert wie in der Vergangenheit, erklärte Jäckle die Zunahme von Urnenbeisetzungen für Christen.

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