Speyer „Bei der Setlist haben wir ein Luxusproblem“

Ohne ihn ist Bap nicht vorstellbar: Wolfgang Niedecken.
Ohne ihn ist Bap nicht vorstellbar: Wolfgang Niedecken.

Wolfgang Niedecken kann auf eine über 40-jährige Laufbahn mit Bap zurückblicken. Morgen um 19 Uhr gastiert die Kölner Band zusammen mit drei Bläsern im Mannheimer Rosengarten und spielt neben ihren Hits auch Stücke aus Niedeckens in New Orleans aufgenommenem Solowerk „Familienalbum“. Nicole Sperk hat vorab mit dem 67-Jährigen gesprochen.

Herr Niedecken, tragen Sie heute das gleiche Jeanshemd wie auf dem Cover Ihres „Familienalbums“?

Ich habe nur solche Hemden. Stapelweise. Warum? Da muss ich mir keine Outfit-Gedanken machen und fühle mich sicher. Seit ewigen Zeiten. Wenn man auf den ersten Bap-Platten guckt – immer Jeanshemden. Ab und an habe ich mal auf einer Tournee was anderes angehabt. Aber das war immer Käse. Letztens habe ich sogar Post gekriegt von jemandem, der mir seinen Bap-Fan-Werdegang beschrieben hat: „Mit 16 habe ich mir mein erstes Jeanshemd gekauft ...“ Der wollte so sein wie Sie? Anscheinend. Manchmal schreibt jemand über sein Leben im Zusammenhang mit Bap. Als ich 2004 in Mannheim das erste Konzert von Ihnen gesehen habe, hatte ich genau diesen Eindruck: dass es eine Menge Bap-Insider gibt. Es gibt tatsächlich Leute, die haben weit über 100 Konzerte erlebt. Angefangen in der Kindheit, wo die Eltern sie mitgenommen haben. Im Publikum erkenne ich viele wieder. Das ist manchmal sehr beruhigend, denn man ist ja nicht jeden Abend gleich drauf. Man hat womöglich eine kleine Grippe mit sich rumzuschleppen und denkt: „Hoffentlich geht das heute Abend gut.“ Dann sieht man im Publikum bestimmte Gesichter und denkt: „Doch, doch. Wenn die da sind, kann nix schiefgehen.“ Sind die nicht besonders kritisch? Doch, Gott sei Dank. Man kriegt von denen auch zu hören, was nicht gut war. Aber wir wollen ja auch nicht, dass unser Publikum unkritisch ist. Es gibt Fans, die uns schreiben, wenn sie eine Frage haben, und die bekommen dann auch eine Antwort. Wir sind schon sehr nahbar. Wer ist jetzt eigentlich genau „wir“? (Lacht.) Okay, ein guter Freund von mir sagte irgendwann mal: „Die Originalbesetzung bist ja eigentlich du.“ Und da hatte er nicht ganz unrecht. Dass sich die Besetzung im Laufe der Jahre immer mal wieder geändert hat, ist völlig okay. Das war übrigens auch ein Thema in der Bap-Fangemeinde: warum jetzt wer nicht mehr mitspielt. Ist Bap mehr als Niedecken? Bap sind inzwischen die Musiker, die ich mir ausgesucht habe und die sich mit unseren Songs identifizieren können. Bei mir geht das sogar so weit, dass ein Stück nicht auf die Setlist kommt, wenn ich weiß, dass jemand aus der Band es nicht mag. Wir haben ja ein Riesenrepertoire. Ich glaube, wir haben jetzt 18 oder 19 Studioalben, dann die ganzen Soloalben, all die Livealben. Beim Zusammenstellen der Setlist haben wir jedes Mal ein Luxusproblem.

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