Speyer Christen spenden für neue Tora-Rolle

Das Bistum Speyer und die Evangelische Kirche der Pfalz unterstützen die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz bei der Anschaffung von zwei neuen Tora-Rollen für die Synagogen in Speyer und Kaiserslautern. Beide Kirchen geben je 5000 Euro für das Projekt. Das hat die Bischöfliche Pressestelle gestern mitgeteilt.

Die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz hatte sich Ende vergangenen Jahres zum Kauf von zwei neuen Tora-Rollen für die Synagogen in Speyer und Kaiserslautern entschlossen. „Durch den ständigen Gebrauch sind die vorhandenen Tora-Rollen stark beschädigt. So kann es jederzeit dazu kommen, dass sie nicht mehr koscher sind und nach jüdischem Verständnis nicht mehr benutzt werden dürfen“, erklärte die Geschäftsführerin der Kultusgemeinde, Marina Nikiforova, bei einem Treffen mit Kirchenpräsident Christian Schad und Bischof Karl-Heinz Wiesemann. „Wir wollen damit ein Zeichen setzen, dass Juden und Christen durch die Heiligen Schriften Israels bleibend miteinander verbunden sind“, nannte Wiesemann als Grund für die Unterstützung. Schad erinnerte daran, dass die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auch zum Thema der sogenannten Judenmission – der über Jahrhunderte praktizierten Zwangskonversion vieler Juden – Stellung genommen habe. Nikiforova nannte gegenüber der RHEINPFALZ gestern Kosten von rund 30.000 für eine Tora-Rolle. 24.000 Euro aus Spenden und Benefiz-Aktivitäten seien bereits zusammen, informierte sie. Rabbiner holen demnach in Israel schon Kostenvoranschläge ein. „Die Tora-Rolle soll bald bestellt werden“, kündigte Nikiforova an. Sie müsse in Handarbeit von einem speziell geschulten Schreiber, dem sogenannten Seger, gefertigt werden. Das dauere ungefähr ein Jahr. „Wir planen für Spätjahr 2017 die Einweihung der neuen Tora-Rolle in Speyer.“ Die Geschäftsführerin kündigte weitere Aktivitäten zum Spendensammeln an, um weiter Geld zu sammeln. Unter anderem findet am Sonntag, 4. Dezember, ein öffentlicher Stadtrundgang „Jüdisches Leben in Speyer“ in Deutsch und in Russisch statt. Er macht die Geschichte der jüdischen Gemeinde anschaulich, die 1084 mit den Privilegien des Bischofs beginnt. Als eine der drei SchUM-Gemeinden Speyer, Worms, Mainz erlebten die Speyerer Juden eine große Blütezeit, die Mitte des 14. Jahrhunderts gewaltsam beendet wurde. Zum Abschluss des Rundgangs erläutert Kantor Eugen Mjodovoi, in der Synagoge „Beith Shalom“ die Tora-Rolle. Termin Sonntag, 4. Dezember, 14 Uhr, Treffpunkt: Dom Hauptportal, Preis: mindestens 6 Euro pro Person. |ell

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