Speyer „Damit man mal den Sound hört“

Drei Tage haben die Mitglieder des MV Agusta Clubs Deutschland sich von Freitag bis Sonntag im Speyerer Technik-Museum getroffen und die Besucher an ihrer Leidenschaft für die Motorräder teilhaben lassen.

Mit glänzenden Augen steht der ältere Herr vor den ausgestellten Zweirädern, die überwiegend in der typischen rot-silbernen Rennfarbe erstrahlen. Den Namen kennt er noch von früher, als die Piloten der Mecchanica Verghera (MV) Agusta bei Rennsportveranstaltungen von Sieg zu Sieg rasten. 38 Fahrer- und 37 Konstrukteursweltmeistertitel in allen Hubraumklassen zwischen 1952 und 1974 haben den Ruhm der Marke begründet. Ein unvergänglicher Ruhm, wie die Begeisterung in den Augen des Mannes erkennen lässt, der sich eine ganze Weile angeregt mit Club-Mitglied Gerhard Mörsdorf unterhält. „So viele MV Agusta auf einem Haufen hat er noch nie gesehen“, erklärt der 54-Jährige aus Münchweiler an der Alsenz hinterher. In dieser Konzentration gebe es das tatsächlich nur beim jährlichen Clubtreffen, das seit 25 Jahren immer woanders stattfindet und zu dem die Mitglieder aus der ganzen Bundesrepublik mit ihren Maschinen anreisen. Selbst MV-Agusta-Freunde aus der Schweiz und aus Italien nehmen den Weg auf sich. Welche Seltenheit die legendären Zweiräder darstellen, zeige sich auch bei Ausfahrten wie der am Samstagvormittag, als die Clubkameraden im Konvoi nach Bruchsal fuhren. „Speziell bei Ortsdurchfahrten haben die Leute angehalten und geschaut.“ Mörsdorf nennt zwar keines der klassischen Exemplare sein Eigen, ist aber ein glücklicher Besitzer einer modernen F4. Mit diesem Modell wurde die Marke Ende der 1990er Jahre wiederbelebt. „Beim Design wurden viele Elemente der älteren Rennmotorräder aus den 50er, 60er und 70er Jahren übernommen. Neu war, dass sich die vier schwarzen Auspuffrohre unter der Sitzbank befinden. Es gab darüber sogar eine Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art“, erzählt der Pfälzer. Und ergänzt: „Ich musste damals mit meiner Frau verhandeln, dass ich mir so eine kaufen durfte.“ Daneben besitzt Mörsdorf zwei Ducati, eine BMW und eine Suzuki. Was die MV Agusta im Vergleich besonders macht? „Der Ruf und das Image. Alle Großen im Motorradrennsport sind darauf gefahren“, beschreibt der Liebhaber den Reiz. „Außerdem machen das Fahrwerk und der Motor einfach Spaß.“ Seine F4 weist mittlerweile eine weitere Besonderheit auf, die sie von anderen Maschinen abhebt: zwei Autogramme. Eines ist von Giacomo Agostini, der auf MV Agusta 13 seiner 15 Weltmeistertitel gewann, das andere von Phil Read, der darauf zweimal Weltmeister wurde. 126 Pferdestärken und 280 Stundenkilometer klingen indes auch nicht schlecht. Apropos Klang: Am Sonntagmorgen präsentieren die Mitglieder mehrere Maschinen bei Demofahrten auf dem Parcours, den sie auf den Parkplätzen abgesteckt haben. „Damit man auch mal den Sound hört. Was manche als Lärm empfinden, ist für uns Musik“, sagt Mörsdorf. Unterdessen nehmen wiederholt Museumsbesucher die Motorräder in Augenschein. „Das ist ein herrlicher Zufall, denn ich bin selbst begeisterter Motorradfahrer“, freut sich Martin Weis aus Schwalbach (Saarland). Er ist mit Frau und Sohn hier. Wären die Prachtstücke aus alten Rennsporttagen erschwinglicher, würde er gerne eines fahren. Das schöne Design vor allem der alten Modelle überzeugt Holger Dörner, der mit der Familie aus dem Westerwald gekommen ist. Eigentlich wollte er mit seinen Lieben nur das Technik-Museum besuchen. „Aber ich las von dem Treffen, und dann haben wir den Termin angepasst“, verrät der 40-Jährige. Im Hintergrund wird derweil fleißig fotografiert, gefilmt und gefachsimpelt.

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