Speyer „Danach ist nichts mehr wie vorher“

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Erstmals hat sich das Opfer einer Straftat bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik der Polizeiinspektion (PI) Germersheim geäußert. 3887 Straftaten registrieren die Polizisten im vergangenen Jahr. Ein Rückgang um 510 Straftaten gegenüber dem Jahr 2014. 102 dieser Straftaten sind Wohnungseinbrüche.

Eine Familie aus Lingenfeld wurde im Januar dieses Jahres Opfer eines Wohnungseinbruchs. Die Mutter schildert, wie sie das Geschehene erlebte: „Wir kamen von einer Einladung zurück“, sagt die Mutter zweier sechs und neun Jahre alten Kinder. Es war gegen Mitternacht. Im Wohnzimmer lagen Spielsachen, die eigentlich hätten weggeräumt sein sollen. „Ich wollte gerade loslegen und fragen: ,Wer hat das wieder ausgeräumt’, als meine Tochter sagte: ,Da ist ein Loch im Fenster!’“ Nach Angaben der Lingenfelderin dauerte es etwa zwei Minuten, bis der Familie richtig klar wurde, was geschehen war. Ein Einbruch. „Und danach war nichts mehr wie vorher“, sagt die Mutter: „Die Kinder hingen an uns und weinten. Waren die Einbrecher noch im Haus? Wir durchsuchten alles. Die Polizei wurde verständigt und um 3 Uhr waren wir noch immer nicht im Bett. Die Kinder haben sich nicht mehr von uns weg bewegt.“ Keines der Kinder sei in den letzten Monaten alleine in das Obergeschoss zum Schlafen gegangen. „In den vergangenen drei Wochen wurde es etwas besser“, sagt die Lingenfelderin. Manchmal frage der Sohn, wo er sein Sparschwein verstecken solle, falls die Männer wieder kämen. „Wir bieten eine Grundschutzberatung an“, sagt Uwe Becker, stellvertretender PI-Leiter. Die Bezirksbeamten stünden zur Verfügung oder Kollegen aus dem Präsidium in Ludwigshafen. Die Beratung wahrgenommen hat auch die Lingenfelder Familie. Um alle Fenster ihres Hauses richtig zu sichern – zum Beispiel mit neuen Beschlägen und Sicherheitsscheiben – kommt ein Betrag „zwischen 15.000 und 20.000 Euro“ auf die Familie zu. Was getan wird, ist noch nicht sicher. Wie PI-Leiter Wolfgang Zöller sagt, ist die Zahl von 3887 Straftaten der niedrigste Wert der vergangenen 15 Jahre. 2010 gab es mit 4080 Taten eine ähnliche tiefe Anzahl. Zu den Straftaten zählen neben Mord und Totschlag, Rauschgiftdelikte, Raub und Sachbeschädigungen. Der Rückgang der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr entspricht 11,6 Prozent. Im Land Rheinland-Pfalz stieg die Fallanzahl um 3,4 Prozent. Bei 278 der 3887 Straftaten im Bereich der PI blieb es Zöller zufolge bei einem Versuch. Die Aufklärungsquote liegt mit 65,4 Prozent (65,2 im Jahr 2014) über dem Durchschnitt (64,2 Prozent). 62,7 Prozent beträgt die Aufklärungsquote im Land. 1107 der 3887 Straftaten waren Diebstähle – 52 weniger als 2014. Zu diesen Delikten zählen auch Diebstähle unter erschwerenden Bedingungen: Wohnungseinbruchsdiebstahl, Diebstahl mit Waffen oder Bandendiebstahl. 499 Fallzahlen registrierte die Polizei 2015 hier – 28 weniger als im Vorjahr. Bei 102 dieser Straftaten handelte es sich um Wohnungseinbruchsdiebstähle. Rund die Hälfte davon (56) ereignete sich zwischen 6 Uhr morgens und 21 Uhr abends. (wim)

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