Speyer Der souveräne Sieger ist unzufrieden

Anstoßen in gedämpfter Freude: Wahlkreis-Sieger Johannes Steiniger (Mitte) mit seinem Vorgänger Norbert Schindler und Parteifreu
Anstoßen in gedämpfter Freude: Wahlkreis-Sieger Johannes Steiniger (Mitte) mit seinem Vorgänger Norbert Schindler und Parteifreund Markus Wolf in Bad Dürkheim.

Johannes Steiniger hat das Direktmandat im Wahlkreis Neustadt-Speyer für die CDU verteidigt. Der Nachfolger von Norbert Schindler kam auf exakt 40 Prozent der Erststimmen. Damit wies der 30-Jährige seine gleichaltrige Herausforderin Isabel Mackensen (SPD) klar in die Schranken. Auf Platz drei: Wolfgang Kräher von der AfD.

„Das Gesamtergebnis stellt uns natürlich nicht zufrieden, wir haben doch massiv Stimmen verloren“, so Johannes Steiniger. Er blickte mit gemischten Gefühlen auf die CDU-Resultate im Bund und im Wahlkreis. Persönlich war der 30-Jährige, der mit gut 120 Parteifreunden bei den Vier-Jahreszeiten-Winzern in Bad Dürkheim feierte, natürlich „froh, dass wir den Wahlkreis wieder deutlich gewonnen haben“. Im Bundestag, dem Steiniger seit 2013 angehört, sei die Situation „aus meiner Sicht sehr kompliziert“: Angesichts des Abschneidens einer „starken FDP und starken Grünen“ erwartet der Abgeordnete „sehr schwierige und langwierige Koalitionsverhandlungen“. Zudem werde sich „mit den neuen AfD-Kollegen im Bundestag etwas verändern“. Bei aller Zufriedenheit über das Direktmandat für seinen Nachfolger machte Norbert Schindler, der die Region seit 1994 im Bundestag vertreten hatte, aus seiner Enttäuschung über das CDU-Abschneiden vor Ort keinen Hehl: „Ich bin erschrocken, dass das bis in den Wahlkreis durchgeschlagen ist – und zwar bei Erst- und Zweitstimme.“ „Ein sehr, sehr bitterer Abend für die SPD“, sagte Isabel Mackensen. Weder bei den Erst- noch bei den Zweitstimmen habe ihre Partei erreicht, was sie sich vorgenommen hatte. „Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, dass ich das Direktmandat gewinnen will. Und ich habe alles gegeben“, so die 30-Jährige aus Meckenheim. Aber auch Steiniger habe „ein wahnsinniges Pensum absolviert und nicht unverdient gewonnen“. Dass die SPD auf Bundesebene sofort verkündet habe, nicht mehr für eine Große Koalition zur Verfügung zu stehen, begrüßt Mackensen: „Ich habe schon vor vier Jahren gegen die Groko gestimmt.“ Sie lag mit 25,3 Prozent als Newcomerin vor Wolfgang Kräher. Der 68-jährige Bad Dürkheimer liegt mit knapp 12 Prozent der Erststimmen im Bundestrend der Rechtspopulisten. Sein Bekanntheitsgrad sei für ein besseres Ergebnis nicht hoch genug gewesen, so Kräher gestern Abend. Er ordnete das Resultat als respektabel ein. Auf das Gesamtergebnis der AfD dagegen sei er stolz, sagte er bei deren Treffen im Bobenheim. Sehr zufrieden war FDP-Kandidat Markus Dürr (Neustadt): „Wir haben im Wahlkreis und auf Bundesebene ein großartiges Ergebnis erreicht.“ Mit knapp sieben Prozent bei den Erststimmen kann der 23-Jährige gut leben. Die Bürger hätten gemerkt, „dass die liberale Stimme der Mitte im Bundestag in den vergangenen vier Jahren gefehlt hat“. Mit dem Abschneiden der Grünen von knapp 9 Prozent im Bund und ihrem eigenen Ergebnis von 7,6 Prozent zeigte sich Misbah Khan (Meckenheim) sehr zufrieden: „Wir haben einen reinen Zweitstimmenwahlkampf geführt und unser Ergebnis im Vergleich zum letzten Mal etwas verbessern können.“ Erschreckend sei die Stärke der AfD. „Der Ball liegt bei der Union“, so Khan zur möglichen Jamaika-Koalition. Für sie wäre diese nur akzeptabel, wenn sie grüne Ergebnisse brächte. Dass er bei den Erststimmen hinter den Bewerber der anderen Bundestagsparteien lag, konnte Max Keck (Linke) verschmerzen: „Uns waren die Zweitstimmen sowieso wichtiger. Da sehe ich leichte Zuwächse bei uns“, so der Böhl-Iggelheimer. Auf Bundesebene hätte er sich ein zweistelliges Ergebnis seiner Partei erhofft.

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