Speyer Drohen russische Hacker-Attacken auf die Stadtwerke?
Herr Nitsche, zu einem Krieg gehört heute digitale Kriegsführung, und viele Unternehmen auch in Deutschland fürchten russische Hacker-Angriffe. Wie sieht das bei den Stadtwerken und ihrer Kritischen Infrastruktur aus?
Hacker-Angriffe sind für uns kein neues Thema, und dieses Problem wird wohl leider auch nie enden. Wir können sagen, dass wir alles dagegen tun, was in unserer Macht steht. Eine wichtige Rolle spielt dabei unser eigenes IT-Team mit zehn Experten, das wir frühzeitig aufgebaut haben, um im Ernstfall handlungsfähig zu sein. Wir lassen uns regelmäßig von extern testen, um mögliche Schwachstellen zu erkennen. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs sind uns nicht wesentlich mehr Hacker-Angriffe aufgefallen als zuvor. Wir befassen jetzt noch mehr Personal mit der Sichtung der Systeme.
Wie muss man sich das konkret vorstellen, wenn Hacker die Stadtwerke angreifen?
Das geht bei den gelangweilten Jungs und Mädels los, die im Darknet für relativ wenig Geld Hacker-Tools kaufen können. Mit diesen versuchen sie, Systeme anzugreifen oder Schwachstellen zu finden, die sie wiederum im Darknet anbieten. Im Extremfall geht es weiter bis zu staatlichen Institutionen, die als Hacker tätig werden. Wir scannen unsere Systeme regelmäßig und können dann in den Protokollen entsprechende Auffälligkeiten feststellen. In den großen Datenmengen suchen wir nach Anomalien, welche detaillierter geprüft werden.
Gab es nach Ihrer Erinnerung schon Tag X, an dem es in Speyer fast zum Blackout gekommen wäre?
Gott sei Dank noch nicht. Unser Rechenzentrum ist zertifiziert, und wir sind auch für andere Stadt- und Gemeindewerke als Dienstleiter tätig. Wir arbeiten für unsere IT-Sicherheitstests mit einem sehr qualifizierten Unternehmen zusammen, all das erhöht die Sicherheit.
Wie ordnen Sie die Warnungen vor russischen Angriffen ein?
Das Thema ist allgegenwärtig und kann sich je nach Verlauf des Krieges auch zuspitzen. Ich persönlich glaube, es wird vor allem die Ukraine und die umliegenden Staaten, mit denen diese durch dichte Lieferketten verbunden ist, betreffen. Wir als Stadtwerke werden trotzdem alles in unserer Macht Stehende tun, um nicht betroffen zu sein.
Zur Person
Stefan Nitsche (50) baute den IT-Bereich der Stadtwerke Speyer auf und übernahm dessen Leitung. Seit 2010 ist er Leiter des Bereichs Energiewirtschaft/Informationstechnologien.