Speyer Ein Spiel mit dem Klang

Der Jugendkonzertchor der Chorakademie Dortmund hat am Samstag im Speyerer Dom unter der Leitung von Felix Heitmann ein begeisterndes Konzert gegeben.

Die Chorakademie gilt als eine der größten Singschulen Europas mit mehr als 1000 Sängern in über 30 Chören, fast ausschließlich Kinder- und Jugendchören. Der Jugendkonzertchor, gegründet 2012, ist das Spitzenensemble des Jugendbereichs, ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen. Die Jugendlichen erfahren eine nahezu professionelle Gesangsausbildung mit Einzelunterricht und mehrmaligen Chorproben pro Woche. Für das Konzert im Dom hatten sie ein Programm mit überwiegend romantischen und spätromantischen Chorwerken zusammengestellt, beispielsweise von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Obwohl Mendelssohn-Bartholdy bei seinem Tod noch keine 40 Jahre alt war, hinterließ er ein immens großes Werk, darunter zahlreiche, auch geistliche Chorwerke. Gleich vier davon waren zu hören. Zur Eröffnung sang der Chor aus den „Sechs Sprüchen fürs Kirchenjahr“ den für Weihnachten: „Frohlocket ihr Völker auf Erden“. Der Komponist hat hier die alte Form der Motette wiederbelebt. Das anschließende „Ehre sei Gott in der Höhe“ aus der „Deutschen Liturgie“ war ein Auftrag zur Gestaltung des Gottesdienstes im Berliner Dom. Ein kleines Solo-Ensemble von vier Stimmen erfüllte hier die Funktion einer Art Über-Chor. Sehr klar und rein schwebten diese Stimmen abgesetzt von den andern im Raum. Weniger bekannt ist der Komponist Rudolf Mauersberger, der den Dresdner Kreuzchor seit 1930 über 40 Jahre leitete und noch zu DDR-Zeiten 1971 starb. Ein „Vater unser“ von ihm war im Programm – ebenso die Trauermotette „Wie liegt die Stadt so wüst“, entstanden 1945 unter dem Einfluss des durch Bomben und Brand kurz vorher zerstörten Dresden. Zu den weiteren Werken gehörten von Max Bruch das Gebet „Herr, schicke, was du willst“ und von Hugo Wolf das Lied „Resignation“, das mit seinen spannenden, an der Grenze zur Dissonanz stehenden Harmonien und seiner sich immer wieder in die Höhe schraubenden Melodik alles andere als resigniert klang. Die Psalmvertonung „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ von Heinrich Kaminski wurde ornamental umrankt von einer Sopran-Solostimme, und Louis Spohrs Vertonung von Psalm acht wurde durch das Solo-Ensemble von vier Stimmen ein Doppelchor. Der Chor von etwas mehr als 40 jungen Mitgliedern füllte mit seinem reichen, vollen Klang mühelos den Dom und machte aus der sehr speziellen Akustik eine Art Klang-Spiel: Für jedes Stück änderten sie die Aufstellung, von den unteren Altarstufen zum oberen Altar, für Gustav Jenners „Selig sind die Toten“ hörte man sie unsichtbar und engelhaft hinten aus der Apsis, und für die Zugabe umrundeten sie die Zuhörer.

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