Speyer Erst „Beschiss“, dann gute Laune

Proben für zwei Aufführungen beim Dorffest: von links Niclas Hänlein, Michael Claus und Fabian Schmidt.
Proben für zwei Aufführungen beim Dorffest: von links Niclas Hänlein, Michael Claus und Fabian Schmidt.

„Die ham beschisse!“ – so heißt das Theaterstück, das anlässlich des Historischen Dorffests in Hanhofen am Wochenende aufgeführt wird: zur Eröffnung am Freitag sowie am Samstag, jeweils um 18.30 Uhr. Hintergrund ist eine Freveltat, die laut Ortschronik im Jahr 1857 in Hanhofen für viel Aufregung sorgte und die in der Inszenierung vor Gericht verhandelt wird. Die RHEINPFALZ war bei einer Probe dabei.

Ein verglühender Sommerabend, achte Probe der Szenen in Hanhofens Kulturscheune: Alle Eingangstüren sind abgeschlossen. Rütteln und Klopfen zwecklos. Nach Blickkontakt durch die Glasfront klappt die Verständigung per Handzeichen. Autorin und Regisseurin Angelika Großstück lädt zum ebenerdigen „Fensterln“ und Einstieg durch die offene Luke ein. Sieben Leute stehen in der Reihe Spalier, drehen sich nach rechts, nach links um, drei sitzen in der ersten Stuhlreihe, mimen Publikum. Dann laut einsetzende Musik vom Band, an den Reglern Bertram und Marvin Dasch. Die Melodie schon mal in alten Filmen über die österreichisch-ungarische Donaumonarchie, vielleicht Sissy, gehört. Geht jedenfalls in die Beine und Füße. Die Schauspieler bewegen sich, laufen umher. Lockerungs-, Aufwärmübungen. Zwei Mitspieler fehlen noch, sagt Großstück, kommen sicher gleich. Für sechs der neun Mitwirkenden wird es der erste Bühnenauftritt sein. Roland Heiter schwingt die Handglocke: Das hohe Gericht erscheint. Es ist der 4. November 1857. Der Richter kommt frisch vom Referendariat, dem Alter nach sein erster Prozess. Nur gut, dass Fabian Schmidt kein Hänfling und der Tisch massiv ist, so oft und kräftig wie der Rechtsprechende mit Hammerschlägen für Ruhe zu sorgen und die Kontrahenten zu trennen versucht. Geklärt werden sollen die Umstände zum Verkauf einer Ware. Wobei der Kläger (Michael Claus) dem Angeklagten (Xaver Steigleider) betrügerische Absicht unterstellt. „Beschiss“ eben. Eine Bürgermeisterin (Andrea Fischer) gab’s damals auch schon und den auf die himmlische Gerechtigkeit vertrauenden Hochwürden (Nico Hänlein). Unabdingbar waren für Schulmädchen (Pia Claus, Ehefrau des Klägers) gute Noten in Gehorsam, Fleiß und Beten. Aussage – „Es waren bloß 900“ – steht gegen Aussage – „Nein, 1210“ – der Richter sieht sich außerstande ein Urteil zu sprechen, lässt die Ware, Stück für Stück öffentlich versteigern. Was Markus Regenauer souverän, mit lockeren Sprüchen erledigt. In süßerer Form wird die Ware auch bei den Vorstellungen angeboten, weshalb die Mitsteigerer etwas Kleingeld in der Tasche haben sollten. 30 textsichere Minuten „Beschiss“ ohne Stopp oder Eingreifen der Regisseurin wird geprobt. In der Pause gibt es von Großstück lediglich Anmerkungen zum „richtigen Timing“, dann ihr „Nochmal!“ Von der Qualität der Akteure und der , Darstellung ist sie überzeugt und „positiv überrascht“. Wichtig ist ihr: „Nach der Aufführung sollen die Gäste mit guter Laune das Dorffest genießen.

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