Speyer Geht nicht gibt’s nicht

Diese Unterrichtseinheit holt die Schüler in ihrer konkreten Lebenswelt ab. Entsprechend interessiert gehen sie ans Werk. Aber auch Politik und Verwaltung können davon lernen: Der Erdkunde-Grundkurs 13 des Schwerd-Gymnasiums schreibt ihnen mit seinen Ideen für die Speyerer Stadtentwicklung das Hausaufgabenheft randvoll.

Weniger Barrieren. Bessere Radwege. Günstigere Bus- und Bahnfahrkarten. Mehr Parkplätze. Bezahlbare Wohnungen. Schönere Freiflächen. Eine Forderung reiht sich an die andere. „Wir wollen aber schon sehen, was realistisch ist“, betont Dominic Plein. Es gehe ihnen nicht um ein verträumtes „Wünsch dir was“. Andererseits haben die gerade Volljährigen kein Verständnis für Bedenkenträger aus Prinzip. Sie sehen die Stadt konsequent aus der Nutzer-Perspektive. Als Schüler, als Bewohner, als Kunden. Sie sind oft per Rad unterwegs, sie brauchen gute Verbindungen. Sie erwähnen im Gespräch mit der RHEINPFALZ ihr einstimmiges Votum: „In der Kernstadt soll konsequenter Vorrang von Fahrrad- vor Autofahrern durchgesetzt werden.“ Geht nicht gibt’s nicht! Vom im Rathaus verfolgten Vorschlag, die Radler statt auf Radwegen im normalen Verkehr mitrollen zu lassen und damit alle Verkehrsteilnehmer zu mehr Rücksicht zu erziehen, halten sie wenig: „Auf Radwegen fühle ich mich sicherer und komme schneller voran“, so Hannah Webel, die auch für eigene Fahrradampeln und spezielle Parkhäuser wirbt: „Am Bahnhof geht der Fahrradklau um.“ Amsterdam wird als Vorbild genannt. Samira Thomé bezweifelt, ob die Motorisierten wirklich Rücksicht nehmen würden. „Warum erhalten Studenten im Zug bessere Konditionen als Oberstufenschüler“, fragt Plein. Mitschüler pflichten bei. Auch das gehört für sie zur Stadtentwicklung. Weitere Wünsche: Ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, weniger Verspätungen. Geteilt sind die Meinungen zum schulnahen, aber umstrittenen Projekt Bahnhaltepunkt Süd. Lehrer Tom Kemmer regt an, diesen „Speyer-Mitte“ zu nennen und mit breiter Rad-Unterführung zu versehen. Davon könnten Schüler profitieren. „Speyer-Nord und -West dürfen nicht zu kurz kommen“, wird mit Bezug auf die Stadtfinanzen gefordert. Die Schüler erkennen die Erfolge der Sozialen Stadt in West an, sehen aber Nord „in letzter Zeit etwas vernachlässigt“. Kritische Stimmen auch zum Wohnungsbau: „Die neuen Wohnungen am Rhein kann kein Speyerer bezahlen.“ Und: Beim Thema Barrierefreiheit liege vieles im Argen. Das zeige sich schon an ihrer Schule, wo sich die Planung eines Aufzugs für einen Mitschüler im Rollstuhl seit Jahren hinziehe. Immerhin: Bei Grünanlagen und Spielplätzen habe sich Speyer zuletzt verbessert – „Alla hopp“ sei Dank. „Wir wissen jetzt, wo in Speyer der Schuh drückt, und machen den Schritt hin zu globalen Städten“, erklärt Lehrer Kemmer sein Konzept. Ortstermine, wie vor der Speyer-Theorie, sind dann aber unmöglich: „Shanghai, Tokio, Addis Abeba.“

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