Speyer Geradezu irrwitzig

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EPPELBORN. 4:3 – das Resultat allein lässt schon auf eine turbulente Partie schließen. Der zweite Auswärts-Erfolg für die Elf von Oberliga-Wiederkehrer TuS Mechtersheim gestern Abend bei Hertha Wiesbach aber, das war ein geradezu irrwitziges Spiel, eine hochklassige Begegnung, die bemerkenswerte Randgeschichtchen schrieb.

Zufrieden mit sich (nicht ganz), seiner Mannschaft und der Welt kaute Torwart Peter Klug genüsslich am Brötchen. „Rot“, lautete die spontane Antwort auf die Frage, was ihm zu Wiesbach als allererstes einfalle. Gestern der Depp, heute der Held, ließe sich das beschreiben. Genau jenes Tor rechts der Tribüne in der Wiesbacher ProWin-Arena, in dem die Mechtersheimer Nummer eins gestern Abend in der Nachspielzeit mit grandioser Aktion den Dreier festzurrte, hatte Klug noch im März dieses Jahres wie ein geprügelter Hund vorzeitig verlassen müssen. Kopfschüttelnd: Bis heute weiß keiner, was den Schiedsrichter damals geritten hatte, den Keeper von Arminia Ludwigshafen vom Platz zu werfen und Elfmeter zu pfeifen. Es war pikanterweise derselbe Unparteiische – Mario Schmidt – der auch gestern Abend keine gute Figur abgab. Klug jedenfalls hatte gar nichts getan, vielmehr sein Mannschaftskamerad einen Stürmer vorm Strafraum angerempelt. Jetzt trägt Klug – nach fünf Jahren bei Ligakonkurrent Arminia – das Trikot der Römerberger. „Fühl’ mich richtig wohl“, bekannte Klug gestern Abend. Zustimmend nickte Nebenmann und Nach-wie-vor-Teamkamerad Marc Barisic, gemeinsam mit dem Torhüter aus Ludwigshafen gekommen. Klug aber räumte auch gleich mal selbstkritisch zwei Schwächen ein, so hatte er einmal einen halsbrecherischen Fehlpass gespielt, der aber folgenlos blieb. Patrick Ackermann war zu überrascht von dem unerwarteten Geschenk, schoss Klug in die Arme. Barisic, im März mit der Arminia an selber Stelle baden gegangen, erzielte gestern ein wichtiges Tor: Sein satter Schuss aus gut 18 Metern saß. Er markierte die 2:1-Führung für die Gäste in einer Phase, als die Wiesbacher Oberwasser bekamen, sich Chancen erspielten. Gelegenheiten hatten die Hausherren in der Tat genug – wenn auch wohl nicht die „gefühlten 20:4“, von denen FC-Trainer Michael Petry später in der Pressekonferenz sprechen sollte. Turbulent die Schlussphase in Halbzeit eins, mit spielentscheidend sicherlich, dass der Oberliga-Schützenkönig der vergangenen Saison die Chance zum Doppelpack in nur einer Minute versiebte, als er einen Elfer über Klugs Kasten hieb. Björn Recktenwalds Fehlschuss aber war es nicht alleine, der seinem Team den Fehlstart bescherte. „War halt ein dreckiger Sieg. Unentschieden wär’ verdient gewesen“, meinte TuS-Coach Manfred Schmitt – ein Vorschlag zur Güte. Irgendwie war der Erfolg in einer Partie von Rasse und Klasse nämlich doch in Ordnung. Für den Dreier stand gestern der Name Danko Boskovic. Der Co-Trainer traf dreimal. Leer ging hingegen sein Sturmpartner Eric Veth aus. Der Kapitän spielte glücklos. Aber auch ihm dürfte zu Wiesbach noch eine Geschichte einfallen. Veth hat dort auf dem Kunstrasen Boskovic noch übertroffen und es viermal im Netz klingeln lassen. Damals noch für SC Hauenstein am Ball, reichten die vier Treffer allerdings nicht zum Sieg. 4:4 endete jene Partie im Oktober 2013. Zumindest aber war das Spiel damals so irrwitzig wie jenes gestern Abend. Sport

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